Gesundheit & Medizin

Besserwisserei im Nachhinein ist fehl am Platz

Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung reagiert mit Unverständnis auf die aktuellen Vorwürfe seitens des Bundesrechnungshofs gegen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, sein Ministerium habe im letzten Jahr zu viele Corona-Masken gekauft. Der Rechnungshof kritisiert vor allem, dass es eine massive Überbeschaffung gegeben habe und es nun eine viel zu große Reserve gäbe.

Der Vorstandsvorsitzende Dr. Norbert Metke sagte heute in Stuttgart: „Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Baden-Württemberg versorgen 60 Millionen Patientenfälle im Jahr. Sie hatten zu Beginn der Pandemie viel zu wenig Schutzausrüstung und arbeiteten, um sich und die Menschen zu schützen, in ‚Regenmantel und Sonnenbrille‘. Menschen mussten erkranken und sterben – auch weil Infektionsketten aufgrund mangelnder Schutzausrüstung nicht verhindert werden konnten. Da war es eine Pflicht alles zu beschaffen, was es gab, um die Menschen im Land zu schützen. Ausreichende Versorgung gelingt nur mit ausreichender Reserve. Da der Verlauf der Pandemie Anfang 2020 völlig unklar war und uns allen die schrecklichen Bilder aus Italien und anderen Ländern vor Augen standen, war die Strategie des Einkaufens vollkommen situationsadäquat. Wer bei über 90.000 Corona-Toten allein in Deutschland im Nachhinein alles besser weiß, lässt es an Wertschätzung derer, die in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Arztpraxen an vorderster Front stehen, vermissen. Damals galt es, zu klotzen statt zu kleckern. Oder hätten wir bei einer unplanbaren Pandemie lieber zu knapp als zu großzügig beschaffen sollen?“

Dr. Johannes Fechner, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, ergänzt, dass zu Beginn der Pandemie in den Praxen nur Mangel geherrscht habe. Selbst die Funktion der 120 Notfallpraxen der KVBW, in denen im Jahr rund 1,2 Millionen Notfälle versorgt werden, konnte nur notdürftig mit dem letzten Tropfen Desinfektionsmitteln aufrechterhalten werden. „Ärztinnen und Ärzte und ihre Mitarbeitenden sowie die Menschen in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Praxen waren immer der Gefahr ausgesetzt, dass sie sich selbst und andere anstecken und schwer erkranken. Hätten wir wirklich warten sollen, bis der weltweite Markt sich entspannt und wir Masken zu reellen Preisen hätten beschaffen können?“

Für den KVBW-Vorstand wäre das keine Alternative gewesen. Seiner Ansicht nach hat der Bundesgesundheitsminister mit den Verantwortlichen in Bund und Ländern das einzig Richtige in dieser Situation getan. „Es ist gut, dass wir nun ausreichend Vorräte an Schutzmaterial haben.“ Denn eines habe die Pandemie auch gezeigt: „Wir waren nicht vorbereitet. Hier haben wir nun gelernt und sollte es doch wieder eine ähnliche Situation geben, eine nächste Pandemie auf uns zukommen, sind wir wenigstens an dieser Stelle besser gerüstet. Wir alle wollen eine Situation, in der optimale Versorgung mangels Materials nicht erfolgen kann, nicht noch einmal erleben.“     

Über Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg

Die KVBW vertritt als Körperschaft des öffentlichen Rechts über 22.000 Mitglieder (Ärzte, Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten) in Baden-Württemberg. Sie gestaltet und sichert die medizinische Versorgung für die gesetzlich Versicherten in Baden-Württemberg, schließt Verträge mit den gesetzlichen Krankenkassen, kümmert sich um die Fortbildung ihrer Mitglieder und die Abrechnung der Leistungen. Mehr unter www.kvbawue.de

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