Deutscher Philologenverband fordert zum Sommerferien-Start
In Bayern bekommen jährlich im Herbst rund 2000 ausgebildete Gymnasiallehrkräfte kein Einstellungsangebot am Gymnasium: Im Jahr 2019 waren es 1946 Lehrkräfte, ein Jahr später standen sogar weitere 2097 ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung und wurden nicht am Gymnasium eingestellt. „Das kann 2021 unmöglich so weitergehen, denn unsere Kinder brauchen dringend Unterricht von gut ausgebildeten Lehrkräften”, fordert die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes. Susanne Lin-Klitzing: „Es ist ein Märchen, dass nicht genug Gymnasiallehrkräfte vorhanden wären. Sie sind da! Und sie müssen eingestellt werden!"
In Baden-Württemberg ist es beispielsweise noch immer üblich, dass sich die fertig ausgebildeten Lehrkräfte, die übernommen werden sollen, trotzdem mit Beginn der Sommerferien beim Jobcenter melden müssen, um dann erst nach den Ferien wieder an Schulen eingestellt zu werden. Jährlich sind davon tausende Lehrkräfte betroffen. In diesem Jahr werden es in Baden-Württemberg voraussichtlich über 4000 ausgebildete Lehrkräfte sein, die vom Kultusministerium nicht nur in die Arbeitslosigkeit, sondern in Hartz IV entlassen werden.
In Berlin ist die Lage noch desolater! Der Stadtstaat stellt unter allen Bundesländern die meisten Quereinsteiger ein, um den eigenen Bedarf zu decken, und leistet es sich unbelehrbar seit mehr als 15 Jahren als einziges Bundesland, Lehrer nicht mehr als Beamte einzustellen. Statt um Lehrkräfte zu werben und für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen, ist Berlin 2004 aus der Verbeamtung der Lehrkräfte ausgestiegen, was für die Berliner Schülerinnen und Schüler zusätzlich dazu führt, dass die vorhandenen Lehrkräfte auch noch abwandern.
Der Deutsche Philologenverband kritisiert, dass die Kultusminister der Länder generell mit einer zu niedrigen Lehrkräfteversorgung für die reguläre Abdeckung allein des Pflichtunterrichts kalkulieren. Susanne Lin-Klitzing: „Der ,normale’ Unterrichtsausfall, z.B. durch Schwangerschaft und Klassenfahrten, kann mit der jetzigen Berechnung der Unterrichtsversorgung nie kompensiert werden. Es fällt deshalb immer mehr Unterricht aus, als es müsste.” Die Verbandsvorsitzende fordert deshalb: „Wir brauchen eine umfassendere Versorgung mit Lehrkräften für den Unterricht als bisher, nur um jede reguläre Unterrichtsstunde halten zu können. Soll zudem die individuelle Förderung der Schüler gewährleistet werden, führt an einer generellen Unterrichtsversorgung mit 130 Prozent Lehrkräften allein für den Pflichtunterricht kein Weg vorbei!“
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