Die Ruhe nach dem Sturm
Nicht übertreiben!
„COVID ist und bleibt eine gesellschaftliche Katastrophe. In der Rückschau hat die Resilienz der Aktienmärkte den Leuten jedoch Mut gemacht. Der Schock währte nur kurz, die ‚Immunität der Märkte‘ war der menschlichen Immunität gegen das Virus weit überlegen“, sagt Grüner. Beeindruckt von der Magie des Kapitalismus würden einige Anleger nun den immerwährenden Aufschwung vermuten und würden sich fragen, was diesen Märkten überhaupt noch etwas anhaben könne.
Natürlich solle man die Märkte nicht höher heben, als sie sind. Am Ende seien die Aktienmärkte nur ein Spiegelbild der kumulierten menschlichen Reaktionen. Gerade im Hinblick auf eine mögliche Euphorie, die sich in der aktuell optimistischen Phase durchaus entwickeln könne, sei laut Grüner eine rationale Erwartungshaltung angebracht. „Die globalen Aktienmärkte haben sich zurückbewegt auf ihren langsamen Wachstumspfad, der seit März 2009 eingeschlagen wurde. Deswegen ist es angebracht, den Aktienmärkten eine große Portion Vertrauen entgegenzubringen – denn jegliche Art von Wirtschaftswachstum schafft ein hervorragendes Umfeld für steigende Märkte“, erklärt Grüner. Er mahnt aber auch: „Wer das Risikomanagement komplett über Bord wirft, weil die Aktienmärkte scheinbar unaufhaltsam geworden sind, der begeht einen typischen Anlagefehler im reifen Bullenzyklus. Auch die ‚beruhigte Börse‘ wird den Anlegern somit einiges abverlangen. Gier wird bestraft.“
Bärenmärkte folgen auf Bullenmärkte
Jeder Bullenzyklus sei irgendwann zu Ende. Was wie eine abgedroschene Phrase klinge, solle jedoch gerade in optimistischen Marktphasen besser beachtet werden. Um die Jahrtausendwende hätten unzählige Anleger Geld an der Börse verloren. Sie ließen sich laut Grüner von der euphorischen Stimmung mitreißen und hätten überaus riskant investiert. „Damals herrschte die Meinung, dass es gar keine wirklichen Börsenzyklen mehr geben würde – denn die Notenbanken könnten ja perfekt feinjustieren. Die hohe Datenmenge sollte eine exakte Risikosteuerung ermöglichen und die Volatilität der Märkte sollte in diesem neuen Umfeld spürbar abnehmen – aus heutiger Sicht eine komplette Fehleinschätzung. Zwar ist in der aktuellen Marktphase ein derartiges Gefühl der ‚Unbesiegbarkeit‘ noch nicht weit verbreitet, dennoch gewinnen viele Anleger zunehmend an Selbstbewusstsein. Das ist nicht schlecht, denn die Aktienmärkte haben eine Menge zu bieten – aber wie immer kommt es auf das richtige Maß an“, so Grüner.
Fazit
Grüner schlussfolgert daraus: „Rund um den COVID-Crash haben Aktienmärkte ihre ganz normale Rolle gespielt. Sie haben überraschende Veränderungen blitzschnell eingepreist und im Anschluss wieder ihre zukunftsorientierte Ausrichtung eingenommen. Aktienmärkte sind rational mit der Krise umgegangen. Dennoch sind sie nicht unbesiegbar und genau diese Fehleinschätzung sollte im reifen Bullenzyklus vermieden werden.“
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