Digitale Risiken: Spezialversicherungen auf dem Vormarsch
Herr Steininger, Sie waren viele Jahre in Management-Funktionen in der Versicherungsbranche tätig, aber auch Produktchef bei einer Technologiefirma. Welche unterschiedlichen Erfahrungen haben Sie und wie wirkt sich das auf ihren jetzigen Job aus?
Sebastian Steininger: Ich bin wirklich dankbar für die Jahre in der Versicherungsbranche, bei denen ich in einem großen Konzern viel Verantwortung bekam und zugleich in unterschiedlichen Funktionen viel lernen konnte, weil ich da auch viele Fehler machen durfte. Über die Jahre habe ich erlebt, dass sich die Versicherungsbranche sehr stark verändert hat und die Bedeutung der IT stieg rapide. Persönlich habe ich oft an Schnittstellenfunktionen wie Underwriting, Produktentwicklung oder auch in Finance gearbeitet, für deren Erfolg es von entscheidender Bedeutung ist, dass verschiedene Bereiche effizient miteinander kommunizieren. Agiles Projektmanagement-Setup sowie Tools und Methoden, die dabei unterstützen, spielten dabei eine große Rolle. Gelernt habe ich dabei, dass die Methoden und Tools immer auch auf die individuelle Unternehmensorganisation und Unternehmenskultur abgestimmt werden müssen.
Beim Spezialversicherer Hiscox treiben wir sehr viele parallele Projekte voran. Das gelingt nur, wenn wir als Team gut kommunizieren und die Methoden und Prozesse in der Produktentwicklung und im Underwriting regelmäßig auf den Prüfstand stellen, ob Sie effizient sind. Daher war es ideal, intensive Erfahrungen in einer Technologiefirma sammeln und diese nun wieder in der Versicherungswirtschaft einbringen zu können.
Die Versicherungsindustrie verbindet man landläufig nun nicht unbedingt mit einem sehr hohen Digitalisierungsgrad oder täuschen wir uns da?
Sebastian Steininger: Das täuscht, die Branche wird in großen Schritten immer digitaler! Grundsätzlich geht es ja immer um die Frage, wie ausgeprägt der Veränderungsdruck auf eine Industrie ist. Zugegeben: In der Versicherungsindustrie wurde vergleichsweise eher spät begonnen, die Digitalisierung ernst zu nehmen. Richtig ist aber auch, dass viele heute nicht nur die Risiken des Nichthandelns erkannt haben, sondern auch die großen Potentiale sehen, wenn wir den Wandel aktiv gestalten. Beispiele dafür sind, dass es heute in der Branche nur noch selten Gespräche gibt, in denen Begriffe wie API oder RPA zu erstaunten Rückfragen führen.
Hiscox bezeichnet sich als „Versicherer der digitalen Welt“. Was genau verstehen sie darunter?
Sebastian Steininger: Wir haben uns eine besonders große IT- und Cyber-Expertise aufgebaut, mit viel Pioniergeist – um ein paar Beispiele zu nennen: Bereits vor elf Jahren haben wir begonnen, als erster Anbieter im deutschsprachigen Markt Unternehmen gegen die aufkommenden Cybergefahren zu versichern. Mit unserem Produkt Net-IT versichern wir IT-Dienstleister als Architekten der digitalen Welt von morgen. Unsere Deckung für Shops – online wie auch offline – bietet die Absicherung der digitalen Wertschöpfungskette im Handel. Mit unserer Produktlandschaft orientieren wir uns also proaktiv an Trends der digitalen Welt und möchten unseren Kunden ermöglichen, die digitalen Chancen umfassend zu nutzen, während wir die neu entstandenen Risiken absichern.
Inwiefern haben denn die digitalen Risiken insgesamt zugenommen?
Sebastian Steininger: Dabei handelt es sich um eine progressive Entwicklung, bei der Corona nochmals als Katalysator wirkte. Wie McKinsey & Company kürzlich herausgefunden hat2, erfolgte beispielsweise der Wechsel zum Remote Working 40-mal schneller als vor der Pandemie angenommen wurde. Statt wie erwartet ein Jahr dauert er im Schnitt lediglich elf Tage. 54% der Führungskräfte gehen davon aus, dass auch Post-Corona das Arbeiten von Zuhause noch eine große Rolle spielen wird.
Zum anderen ist die Verbreitung von digitalen Produkten in einem Jahr unter Covid-Bedingungen ähnlich gewachsen wie in sieben Jahren unter normalen. Und abschließend noch ein Beispiel aus der Telemedizin1: Hier sehen wir, dass die Anzahl der Online-Sitzungen um das 75-150-fache gestiegen ist. Aus meiner Sicht ein besonders interessantes Beispiel, da insbesondere die in diesem Bereich übertragenen Daten besonders sensibel sind und sicherlich in die höchste Risikoklasse fallen.
In dem vollständigen Interview, das auf it-daily.net frei zugänglich ist, beantwortet Sebastian Steininger folgende Fragen:
- Bei digitalen Risiken denkt man ja vor allem an Cyber-Risiken. Wie ist hier die Lage?
- Welchen Tipp geben Sie Unternehmen, um eine möglichst hohe Cyber-Resilienz zu erreichen?
- Über die Cyberthematik hinaus, welche wichtigen digitalen Risiken sehen Sie? Und welche Möglichkeiten, diese einzudämmen?
- Stichwort Versicherungsprämien. Die Versicherer haben sich in Sachen Risikobewertung an diese neue Thematik in den letzten Jahren herantasten müssen. Was hat sich da getan und mit welchen Faktoren können die Unternehmen ihr Scoring verbessern?
- Werfen Sie doch bitte abschließend einen Blick in die Zukunft: Wie werden sich die digitalen Risiken ihrer Meinung nach weiterentwickeln, die Stichworte lauten hier Disruption und die sogenannten unvorhersehbaren Ereignisse (der Unpredictability Index)?
Das vollständige Interview finden interessierte Leser auf it-daily.net:
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Ulrich Parthier
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