„Ein Anstieg von mehr als 30 bis 40 Basispunkten bei Baufinanzierungen ist bis Ende des Jahres nicht wahrscheinlich“
Wie entwickeln sich die Bauzinsen zurzeit – und was ist die Prognose für die zweite Jahreshälfte?
Michael Neumann: „Momentan bewegen sich die Zinsen seitwärts und weiterhin in einem sehr engen Korridor. Der überregionale Bestzins für eine 10-jährige Zinsbindung beträgt aktuell 0,71 Prozent (Stand 14.06.), Angebote einiger regionaler Banken liegen sogar noch darunter. Zuletzt ist auch die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen wieder leicht gesunken. Der Grund hierfür ist, dass die Sorgen vor einer dauerhaft stark steigenden Inflation temporär nachgelassen haben. Bis Jahresende ist aber ein kleiner Renditeanstieg möglich, vielleicht sehen wir dann sogar eine leicht positiv rentierende 10-jährige Bundesanleihe. In dem Zuge könnten auch die Zinsen für Baufinanzierungen ansteigen. Allerdings sehr gemäßigt: Mehr als ein Plus von 30 bis 40 Basispunkten halte ich für nicht wahrscheinlich.“
Die EZB hat in ihrer Juni-Sitzung ihre Inflationserwartung für dieses und nächstes Jahr nach oben korrigiert, sie belässt aber den Leitzins auf null. Was bedeutet das für Verbraucher und Immobilienkäufer?
Michael Neumann: „Kurzfristig müssen Verbraucher mit weiterhin steigenden Preisen rechnen. Die einsetzenden Lockerungen befeuern sie erst einmal weiter und in Deutschland ist die Inflation höher als im Durchschnitt der Euro-Länder. Dennoch gehe ich davon aus, dass der starke Inflationsanstieg schon in 2022 deutlich abflauen wird, da teile ich die Einschätzung der EZB: Die Zwei-Prozent-Marke werden wir in den nächsten Jahren nicht dauerhaft erreichen – geschweige denn, dass sich eine galoppierende Inflation zusammenbraut.
Die jüngste EZB-Sitzung hat wieder gezeigt, dass die Zentralbank nichts auf ihre ultralockere Geldpolitik kommen lässt und noch viel Zeit ins Land gehen wird, bis sie die Zinsen erhöht. Künftige Immobilienkäufer stellt das weiterhin vor die Herausforderung, Eigenkapital anzusparen – gleichzeitig müssen sie sich auch in Zukunft auf teurere Immobilien gefasst machen. Weil das Angebot viel kleiner als die Nachfrage ist, wird sich das auch so schnell nicht ändern. Auch erwarte ich in absehbarer Zeit keine Zinsanstiege, die die Immobilienpreise beeinflussen könnten. In Bezug auf die Erschwinglichkeit von Wohnimmobilien hat eine neue Bundesregierung viele Stellhebel, den Erwerb von Wohneigentum zu erleichtern. Da ist in den letzten Jahren erschreckend wenig passiert.“
Wenn Immobilienpreise und Zinsen weiter steigen – worauf sollten Käufer oder Bauherren jetzt achten?
Michael Neumann: „Vor stark oder plötzlich steigenden Zinsen brauchen sich Interessenten derzeit nicht zu fürchten – die voraussichtliche Entwicklung sollte niemanden veranlassen, überstürzte Entscheidungen zu fällen. Auch wenn sich die Zinsen seit Jahresbeginn minimal nach oben bewegt haben und es noch ein leichtes Aufwärtspotenzial gibt, bleibt es – bedingt durch die Manipulation der EZB – ein historisch unfassbar günstiges Zinsniveau, das es in dieser Form in den letzten Jahrzehnten nicht gegeben hat. Angesichts hoher Immobilienpreise und der großen Nachfrage ist Geduld gefragt, so lange nach der richtigen Immobilie zu suchen, bis das passende Objekt zu einem fairen Preis gefunden ist. Für viele Kunden sind Finanzierungsmodelle mit einer langen Zinsbindung absolut zu empfehlen, die zurzeit sehr günstig sind. Dasselbe gilt für höhere Anfangstilgungen, mit denen Käufer schnell von der ursprünglich oft hohen Darlehenssumme herunterkommen und über die Gesamtlaufzeit die Zinszahlungen reduzieren.“
Die Zinsen sind unter anderem wegen des aktuellen PEPP-Programmes so niedrig, mit dem die EZB die Wirtschaft über die Corona-Krise retten will. Was passiert, wenn das Programm im nächsten März endet?
Michael Neumann: „Aus gutem Grund hat die EZB auf der aktuellen Sitzung noch nicht über ein Auslaufen des Programms beraten. Dafür sind die Aussichten noch zu unsicher und die Pandemie ist auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht überstanden. Deswegen erwarte ich, dass die EZB bei den Anleihekäufen erst einmal weiter Gas geben wird und abwartet, wie stark die Konjunktur in Europa wirklich anzieht und wann das vor Pandemie-Niveau erreicht ist. Wenn alles wie erhofft vorangeht, hören wir eventuell im September einen ersten dezenten Hinweis auf künftig etwas geringer ausfallende Anleihekäufe. Der EZB stehen aber diverse Mittel zur Verfügung, die Märkte zu stützen, auch nach Ablauf von PEPP. Deshalb erwarte ich keine größeren Auswirkungen, zumal die Wirtschaft dann voraussichtlich stabiler dasteht als jetzt.“
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