Erdnahe Asteroiden: Was ist Fakt, was Fiktion?
Tausende von Asteroiden kommen der Erde gefährlich nahe, und sowohl Astronome als auch Experten für planetare Verteidigung beobachten sie genau, um sicherzustellen, dass diese erdnahen Asteroiden (Near-Earth Asteroids oder NEAs) auf Abstand bleiben. Bis zum Mai 2021 wurden 25.920 NEAs entdeckt. 888 dieser Asteroiden haben einen Durchmesser von über einem Kilometer.
Aber Asteroiden könnten auch für die Zukunft der Menschheit wichtig sein. Erdnahe Asteroiden könnten eines Tages zu einer wichtigen Quelle für Metalle und andere Rohstoffe werden.
Das von promovierten Physikern gegründete Start-Up Unistellar hat im Faktencheck einige Aussagen über Asteroiden und die verbreiteten Mythen über diese faszinierenden Objekte überprüft. Mit Hilfe des Asteroiden-Okkultations-Prediktors können Sie selbst Asteroiden beobachten.
1. Fakt oder Fiktion? Asteroiden brachten das Leben auf die Erde
Das ist durchaus möglich. Die umstrittene Theorie der Panspermie, die besagt, dass sich das Leben anderswo entwickelt hat und dann auf die Erde gekommen ist, wird immer noch kontrovers diskutiert. Es gibt jedoch eine Theorie, dass frühe Asteroideneinschläge die Entstehung des Lebens auf der Erde ausgelöst haben. Nach der Einschlags-Lebensentstehungs-Hypothese könnte ein Ansturm von Asteroiden Löcher in die Erde geschlagen haben, wodurch riesige Mengen an Energie freigesetzt wurden und die ersten hydrothermalen Systeme auf dem Planeten entstanden. Diese heißen, extremen Umgebungen könnten frühe Lebensformen wie thermophile oder hitzeliebende Mikroben begünstigt haben.
2. Fakt oder Fiktion? Ein Asteroid hat die Dinosaurier ausgerottet
Das stimmt. Vor etwa 66 Millionen Jahren schlug ein massiver Asteroid auf der Erde ein. Der Einschlag löste ein weltweites Massenaussterben aus, dem drei Viertel aller Tier- und Pflanzenarten zum Opfer fielen, darunter auch die nichtfliegenden Dinosaurier. Wissenschaftler schätzen, dass der Impaktor, der nach dem Dorf in der Nähe des Kraterzentrums Chicxulub benannt wurde, einen Durchmesser von etwa 15 km hatte. Der Krater, den er an der mexikanischen Küste hinterließ, ist 150 km breit.
3. Fakt oder Fiktion? Erdnahe Asteroiden sind gefährlich für das Leben auf der Erde
Das stimmt. Erdnahe Asteroiden kollidieren mit der Erde, und wenn dies geschieht, kann es schwerwiegende Folgen haben (Dinosaurier). NEAs, die groß genug sind, um die Erde zu beschädigen, und die auch die Bahn der Erde kreuzen könnten, werden als potenziell gefährliche Objekte (potentially hazardous objects oder PHOs) bezeichnet.
Allerdings sind diese Ereignisse extrem selten, und die Wahrscheinlichkeit nimmt mit zunehmender Größe des Asteroiden ab. Ein Impaktor, der nur vier Meter breit ist, könnte etwa einmal pro Jahr mit der Erde zusammenprallen, während die Kollision mit einem zehnmal so großen Objekt nur etwa einmal alle 100.000 Jahre erwartet wird. Der potenziell gefährlichste Asteroid ist NEA 99942 Apophis, derzuletzt im März 2021 an der Erde vorbeiflog. Allerdings ergab eine aktuelle Analyse der NASA, dass Apophis für mindestens 100 Jahre keine Bedrohung darstellt.
4. Fakt oder Fiktion? Asteroiden, Kometen und Meteore sind dasselbe
Falsch. Kometen bestehen aus Eis und Gestein, während Asteroiden aus Gestein und Metall bestehen. Die beiden haben auch unterschiedliche Umlaufmuster. Kometen haben exzentrische Bahnen, während die von Asteroiden kürzer und kreisförmiger sind.
Ein Meteor wiederum ist etwas, das in der Erdatmosphäre auftritt – und zwar das, was man einen Kometen oder einen Asteroiden nennt, der am Himmel verglüht und einen Lichtstreifen verursacht. Wenn einer dieser Brocken, egal ob Komet oder Asteroid, es bis auf die Erdoberfläche schafft, findet man ihn als Meteoriten auf dem Boden.
5. Fakt oder Fiktion? Es gibt derzeit keine Möglichkeit, die Menschheit vor Asteroiden zu schützen
Falsch. Es gibt ein ganzes Netzwerk von Organisationen für die planetare Verteidigung. Diese Verteidiger der Erde studieren NEAs und andere potenzielle Impaktoren, um eventuellen gefährlichen Kollisionen vorzubeugen. Würde ein Asteroid auf Kollisionskurs zur Erde gehen, so würden diese Gruppen zunächst versuchen, die Bahn des NEAs abzulenken oder ihn mit einer Reihe von Techniken von seiner Umlaufbahn abzubringen. Als letztes Mittel würden die Verteidiger des Planeten Schutzmaßnahmen ergreifen, etwa Menschen aus der Einschlagszone evakieren.
6. Fakt oder Fiktion? Der größte Asteroid ist etwa doppelt so lang wie der Grand Canyon
Das stimmt. Ceres, der größte Asteroid in unserem Sonnensystem, hat einen Durchmesser von etwa 940 km. Der Grand Canyon ist nur 446 km lang. Der zweitgrößte Asteroid Vesta und der drittgrößte, Pallas, sind ebenfalls größer als der Grand Canyon lang ist: Sie haben 525 km bzw. 512 km Durchmesser.
7. Fakt oder Fiktion? Manche Asteroiden haben ihre eigenen Monde
Das stimmt. Von über 150 Asteroiden ist bekannt, dass sie einen kleinen Begleitmond haben. Einige wenige Asteroiden haben sogar zwei Monde, und einige Asteroiden bilden Doppelsysteme, in denen zwei etwa gleich große Asteroiden einander umkreisen.
8. Fakt oder Fiktion? Der jüngste große Asteroideneinschlag liegt über ein Jahrhundert zurück
Falsch. Der letzte große Asteroideneinschlag war 2013, als ein Feuerball über der russischen Stadt Tscheljabinsk explodierte. Die Explosion verletzte 1.500 Menschen und verursachte einen Schaden von 30 Millionen Dollar. Glücklicherweise wurden keine Todesopfer gemeldet. Obwohl die Explosion schätzungsweise mehr als 20-mal so stark war wie die Atombombe, die Hiroshima zerstörte, ereignete sie sich in 25 bis 30 km Höhe und verschonte die Stadt darunter daher weitgehend.
Der Tscheljabinsk-Asteroid war der größte bekannte mit der Erde kollidierende NEA seit 1908, als ein Asteroid 5 bis 10 km über Sibirien explodierte und mindestens drei Menschen tötete. Die als Tunguska-Ereignis bekannte Explosion über den russischen Wäldern vernichtete 80 Millionen Bäume auf einer Fläche von rund 2.000 km2, was etwa der Größe von Mumbai entspricht.
Mit Hilfe des Asteroiden-Okkultations-Prediktors können Sie selbst Asteroiden beobachten.
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