Erneuerbar, elektrisch, digital: Die vierte industrielle Revolution
- Das hochkomplexe Wirtschaftssystem der fossilen Brennstoffe mit seinen verzweigten kohlenstoffemittierenden Prozessen ist kein Kinderspiel
- Sterne für einen global synchronisierten Investitionsboom in saubere Technologien stehen günstig
- Digitalisierung, Elektrifizierung und Dekarbonisierung sind mächtige Agenten des positiven Wandels für gesellschaftliche und ökologische Nachhaltigkeitsziele
„Wir treten nun in ein Jahrzehnt des transformativen Wandels ein. Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft beschleunigt sich zusehends. In unseren Augen ist die Dekarbonisierung ein generationenübergreifender Investitionstrend, der tiefgreifende Auswirkungen auf fast alle Wirtschaftsbereiche haben wird“, analysiert Hamish Chamberlayne, Portfolio Manager und Head of Global Sustainable Equities bei Janus Henderson Investors.
Was bedeutet der Wandel?
Kohlenstoffarmes Investieren bedeutet viel mehr als nur in Unternehmen mit erneuerbaren Energien zu investieren und die mit fossilen Brennstoffen aus einem Portfolio zu entfernen. In den letzten 250 Jahren, seit Beginn der industriellen Revolution, hat die Menschheit mit Hilfe eines von fossilen Brennstoffen angetriebenen Wirtschaftswachstumsmotors große Fortschritte gemacht. Leider ist die enorme industrielle Entwicklung nicht ohne Folgen geblieben. Die heutige Welt ist im Alltag so stark auf die Nutzung von kohlenstoffemittierenden Prozessen angewiesen, dass es schwer wäre, ohne sie zu leben. Die fossile Wirtschaft ist quasi mit unserem globalen Wirtschaftssystem verwoben und dieses Netz der kohlenstoffemittierenden Prozesse zu entwirren, ist kein leichtes Unterfangen.
Investitionsboom unter guten Stern
Beim diesjährigen Leaders Summit on Climate sind die einflussreichsten Regierungen der Welt ehrgeizige Verpflichtungen eingegangen, um den Klimawandel zu bekämpfen. Das Weiße Haus erklärte die US-Emissionen bis 2030 um 50 % bis 52 % gegenüber 2005 zu reduzieren und Chinas Premier Xi Jinping kündigte an, ab 2026 aus der Kohlenutzung aussteigen zu wollen. Die britische Regierung verkündete das weltweit ehrgeizigste Ziel: Die Emissionen sollen bis 2035 um 78 % gegenüber dem Stand von 1990 gesenkt werden. Glücklicherweise herrscht heutzutage eine viel größere politische Harmonie bei der Klima-Agenda. Die Sterne stehen günstig für das, was wir für einen global synchronisierten Investitionsboom in saubere Technologien halten.
Was bedeuten also diese Klimaverpflichtungen für die fossile Wirtschaft? Um das 1,5°C-Klimaziel zu erreichen, werden mehrere Lösungen für die verschiedenen betroffenen Sektoren und Industrien benötigt. Die Länder müssen den Stromanteil am Primärenergiemix in den nächsten Jahrzehnten von 20 % auf 50 % erhöhen. Die USA haben beispielsweise wesentliche Bestimmungen festgelegt um einen Teil der Schulbusflotte zu elektrifizieren, Gebäude auf höhere Umweltstandards umzurüsten, den Einsatz von Kohle- und Gaserzeugung zu reduzieren und in die elektrische und erneuerbare Energieinfrastruktur des Landes zu investieren. Großbritannien wiederum hat den Verkauf von Diesel- und Benzinautos ab 2030 verboten und einen 20 Mio. Euro schweren Förderungstopf für Elektrofahrzeugen angekündigt.
Ein Jahrzehnt des Wandels
„Die Elektrifizierung der globalen Automobilflotte ist ein Bereich, der uns besonders begeistert. Hier verbessert sich die Batterie- und Computertechnologie immer weiter und die damit verbundenen Kosten sinken. Wir erwarten eine Massenproduktion und einen verbreiteten Einsatz von Elektrofahrzeugen“, erläutert Chamberlayne.
Das Herzstück dieses Wandels bildet laut des Experten die Elektrifizierung. „Stellen Sie sich eine Leuchtdiode (LED) vor, die durch einen Prozess namens Elektrolumineszenz Licht aussendet. Im Gegensatz zur traditionellen Glühbirne, die Licht durch die Erhitzung eines kleinen Glühfadens abgibt, leiten LEDs elektrische Ströme durch halbleitendes Material, um Photonen zu emittieren. Dieser photonenemittierende Prozess kann genutzt werden, um Daten zu übertragen. LiFi ist, ähnlich wie WiFi, eine drahtlose Kommunikationstechnologie, die den LED-Prozess nutzt, um Daten von einem Objekt zu einem anderen zu übertragen“, begeistert sich der Portfoliomanager.
Untrennbar verbunden
Während die Details von LiFi faszinierend sein mögen, ist die wichtigste Erkenntnis, dass die Elektrifizierung und die Digitalisierung untrennbar miteinander verbunden sind. Mit der fortschreitenden Elektrifizierung wird alles „intelligent“ und vernetzt. Damit verschwimmen die Grenzen zwischen Sektoren und Branchen.
Traditionell analoge Produkte werden der neuen Ära des Cloud-Computings und des industriellen Internets der Dinge Platz machen, so Chamberlaynes Überzeugung. Dieser Wandel hat bereits bei intelligenten Autos, intelligenten Uhren und sogar intelligenten Kühlschränken begonnen. „Wir betrachten dies als die vierte industrielle Revolution“, konstatiert Chamberlayne und erklärt weiter: „Die vierte industrielle Revolution ermöglicht uns den Übergang von einer ‚fossil-analogen‘ Wirtschaft zu einer ‚erneuerbar-elektrisch-digitalen‘ Wirtschaft. Sie ist das Herzstück der Dekarbonisierung und der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Wir bezeichnen die Kombination aus Digitalisierung, Elektrifizierung und Dekarbonisierung (DED) als den „DED-Nexus“. Diese Dynamik wirkt sich auf jeden Sektor und jeden Aspekt der Weltwirtschaft aus. Es ist sehr wichtig, die Implikationen dieser Veränderungen auf Portfolios zu berücksichtigen. Der DED-Nexus wurde durch die Ereignisse im vergangenen Jahr beschleunigt und wir sind überzeugt, dass diese Kombination einen positiven Beitrag in Bezug auf gesellschaftliche und ökologische Nachhaltigkeitsziele leisten werden.“
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