Kunst & Kultur

»III« – Johann Sebastian Bachs Sonaten für Violine solo

Drei außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeiten präsentieren mit »III« eine völlig neue Sicht auf Bachs ebenso intime wie leidenschaftliche Sonaten für Violine solo: Die Geigerin Midori Seiler und die Tänzer Juan Kruz Díaz de Garaio Esnaola und Martí Corbera treten in einen Trialog, in dem Musik und Physis in immer neuen Konstellationen verschmelzen und weite Assoziationsräume öffnen.

»III« nimmt die Charaktere der Performer:innen in den Fokus, um eine neue Narration zu schaffen, die ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt. Die drei Sonaten bleiben als unabhängige Stücke in ihrer Einheit unangetastet, werden in einer Art musikalisch-tänzerischem Triptychon verbunden und entfalten so eine große imaginative Kraft. Die Bühne ist dabei minimalistisch, die Zuschauer sitzen auf drei Seiten um die Spielfläche herum. Jede Aktion ist von innen heraus gedacht und lädt dazu ein, die Welt hinter der Musik zum ersten Mal oder auf neue Weise zu entdecken. So entsteht ein zutiefst bewegender Abend, der Bach physisch wie psychisch neu erfahrbar macht.

Performer:innen

Midori Seiler | Violine, Tanz

Juan Kruz Díaz de Garaio Esnaola | Tanz

Martí Corbera | Tanz

Choreografie und Regie | Juan Kruz Díaz de Garaio Esnaola

Kostüme | Tomoaki Okaniwa

Produktionsleitung | Matthes Alpheis

Die Reihe TETRA BACH ist eine Koproduktion der Köthener Bachfesttage, der Folkert Uhde Konzertdesign UG und des Radialsystem V in Kooperation mit dem Kultur Büro Elisabeth, unterstützt durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

Biografien

MIDORI SEILER

Midori Seiler, bayerisch-japanische Tochter zweier Pianisten, wuchs in Salzburg auf. Ihre musikalische Ausbildung führte sie weiter nach Basel, London und Berlin. Sie ging bei Musikerpersönlichkeiten mit unterschiedlichsten Profilen in die Lehre: Die „modernen“ Geiger Helmut Zehetmair, Sandòr Végh, Adelina Oprean, David Takeno, und Eberhard Feltz sowie zwei Spezialisten für Alte Musik: Stephan Mai und Thomas Hengelbrock. Als Mitglied der Akademie für Alte Musik Berlin erlebte Midori den internationalen Durchbruch des Ensembles, ab 2005 bis 2014 auch am Konzertmeisterpult. Zahlreiche CD-Einspielungen, auf denen Midori Seiler als Solistin mitgewirkt hat, sind das Ergebnis dieser fruchtbaren Zeit. Unter diesen sticht ihre Aufnahme von Vivaldis Vier Jahreszeiten besonders hervor, eine choreographische Aufführung mit dem Tänzer und Choreographen Juan Kruz de Garaio Esnaola.

Midori Seiler © Maike Helbig S

Der Mitschnitt dieses europaweit gefeierten Projekts ist auf DVD und CD erschienen. Beim Orchester Anima Eterna Brügge, spezialisiert auf die historische Aufführungspraxis im Orchesterrepertoire der Klassik, Romantik und des frühen 20. Jahrhunderts, war Midori Seiler 2001 – 2014 als Konzertmeisterin beschäftigt.

Ihre umfangreiche Diskographie enthält Violinkonzerte von Mozart, Rimskij-Korsakoffs „Sheherezade“ oder ihre eigene Rekonstruktion des verschollenen Violinkonzertes von Bachs BWV 1052. Von der langjährigen Zusammenarbeit mit dem belgischen Experten für Fortepiano Jos van Immerseel zeugen die Einspielungen Sämtlicher Sonaten für Violine und Klavier von Mozart, Beethoven und Schubert.

Großes Medienecho erfuhren ihre beiden Veröffentlichungen der Bachschen Solowerke: nach den Partiten für Violine Solo erschienen 2016 auch die Sonaten. Eine besonders freundschaftliche Beziehung hat Midori Seiler mit dem Ensemble Concerto Köln.

Neben einer hoch gelobten Aufnahme der Violinkonzerte von Haydn erschien im Jahr 2018 ein Vivaldi Album unter dem Titel „La Venezia di Anna Maria“. Das Album erfreute sich großer Beachtung und war über mehrere Monate in den Klassik Charts vertreten. Midori Seiler zählt zu den wenigen Spezialisten der historischen Aufführungspraxis, die sich in verschiedenen Epochen heimisch fühlen:

Barocke Violinkonzerte – wie als Solistin diverser Barockensembles (Tafelmusik Orchestra Toronto, Budapest Festival Orchestra) gehören ebenso zu ihrem Repertoire wie die klassischen/romantischen Violinkonzerte von Mendelssohn und Beethoven in Zusammenarbeit mit Originalklangkörpern wie Anima Eterna, Akademie für Alte Musik und Concerto Köln. „Ich sehe in der historischen Aufführungspraxis der postbarocken Epochen ein Gebiet, welches von instrumentaler Seite auch heute noch nicht voll erschlossen ist. Das Betreten dieses Gebietes ist, mit dem Erfahrungsschatz der vorausgegangenen Zeit im Gepäck, für mich besonders faszinierend.“

Im Bereich der Orchesterleitung ist sie ein gerngesehener Gast. Als Konzertmeisterin vielfältiger Projekte leitete sie u.a. das Budapest Festival Orchester oder die Kammerphilharmonie Bremen und veranstaltet Workshops

für Orchester, die ihre Kenntnisse in der Spielart der historischen Aufführungspraxis vertiefen wollen (u.a. Sinfonieorchester Basel, NDR Hamburg, Staatsoper Hamburg). Zu ihren Kammermusikpartner zählen Christian Rieger, Jaap ter Linden, Kristian Bezuidenhoud und Andreas Staier.

2015 erhielt Midori Seiler den Sächsischen Mozartpreis, mit welchem „ihr verantwortungsvoll wahrgenommenes künstlerisches und pädagogisches Wirken um das Werk Wolfgang Amadé Mozarts“ gewürdigt wurde. 2016 veröffentlichte der G. Henle Verlag eine Library-App, u.a. mit der digitalen Ausgabe sämtlicher Werke für Violine von Johann Sebastian Bach. Die Nutzer können hier die eigens editierten Fingersatz- und Bogenstreicheinrichtungen von Midori Seiler dazu schalten.

Von 2010 bis 2013 war sie Professorin für Barockvioline und -viola an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar, wechselte 2014 für die Professur für Barockvioline und –viola an die Universität Mozarteum Salzburg. Seit 2017 ist sie an die Hochschule nach Weimar zurückgekehrt. Regelmäßig ist sie zu Gast in der Musikhochschule Köln für Kammermusik (Schwerpunkt historische Aufführungspraxis). „Beim Unterrichten geht es mir um Entfaltung. Als Lehrerin widme ich mich der musikalischen Eigenverantwortlichkeit der Studenten und gewinne selbst dabei.“

Seit 2016 ist Midori Seiler die künstlerische Leiterin des BachCollektivs der Köthener Bachfesttage. Jedes Jahr feiert sie größere Erfolge mit diesem Ensemble, das aus 18 Musikern aus 12 Nationen besteht und die berühmte Köthener Hofkapelle zu Bachs Zeiten als Vorbild hat Ihre Experimentierfreude mit ungewöhnlichen Konzertformaten ließ Zusammenschlüsse mit zeitgenössischem Tanz, elektronischer Musik und choreographiertem Spiel entstehen, zuletzt in der erfolgreichen Produktion „Inside Partita“ in Kooperation mit der Compagnie Laborgras, produziert von Folkert Uhde.

www.midoriseiler.com

JUAN KRUZ DÍAZ DE GARAIO ESNAOLA

Born in Legazpi (Spain), after completing his musical studies at the Conservatorio Superior de Música de San Sebastián, Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola completes his Early Music degree as a countertenor at the Akademie voor Oude Muziek in Amsterdam, where his career as a singer takes off auspiciously. The encounter with the choreographer Marcelo Evelin in Amsterdam, who invites him to take part in his dance piece Muzot, and the tight artistic collaboration it would develop from there, decide him to further explore the potential of the body as a total instrument and tool of expression.

Juan Kruz Díaz de Garaio Esnaola © jkdge

After working with, amongst others, P.C. Scholten, Emio Greco, Arthur Rosenfeld and Lloyd Newson (DV8 Physical Theatre), he meets Sasha Waltz in 1995, who invites him to take part of the core ensemble she founds in 1996. Allee der Kosmonauten will be the beginning of their long and fruitful relationship. He follows the different stages of Sasha Waltz & Guests, from independency, to the

Schaubühne am Lehniner Platz, and back to independency, and remains one of the pillars of its core group. Within the company and Sasha Waltz’s work, besides his contribution as a dancer and performer, he has been responsible of the musical direction and musical composition of various pieces and is rehearsal director and artistic assistant to Sasha Waltz.

He was assistant to the choreography of Sasha Waltz in Roméo et Juliette, music by Hector Berlioz, for the Ballet de l’Opéra de Paris, premiered in October 2007 at the Opéra Bastille in Paris. He has restaged Roméo et Juliette again at the Opéra Bastille (2012), Teatro alla Scala de Milan (2012), Deutsche Oper Berlin (2015), Dutch National Opera (2016). He assisted Sasha Waltz as well in Passion, opera by Pascal Dusapin (2010), and in Sacre on Stravinsky’s Rite of Spring (premiered in 2013 by the Kirov Ballet at Mariinsky Theatre and performed as well at Théâtre de Champs Elysées in Paris together with Nijinsky’s original choreography to celebrate the 100th anniversary of the work). He dances and is the project director and artistic assistant of Jagden und Formen (Zustand 2008), concept and choreography of Sasha Waltz, on music by W. Rihm, a joined production of Sasha Waltz & Guests and Ensemble Modern.

His own work, as a choreographer and director, shows his interest in bringing his musical and dance backgrounds together, relentlessly exploring the relationship between both disciplines, and questioning the role and integration of music into the theatrical / performing event.

Strong believer and advocate of genuine artistic collaborations, he develops his projects around these. He invites his close artistic partner Luc Dunberry (with whom he shares an important body of work), and Sidi Larbi Cherkaoui and Damien Jalet to co-sign the direction of his project d’avant. Additional collaborators include Joanna Dudley, Akademie für Alte Musik Berlin (4 Elementen – 4 Jahreszeiten), Estévez Paños Compañía, Les Monts du Reuil, loscorderos.sc, MOPA, Stephanie Thiersch, Danza Contemporánea de Cuba, Antonio Ruz.

His most recent work includes  de temps en temps sinon jamais with Clémentine Deluy produced by the Foundation Pina Bausch, still (for a singer, a lute player and two dancers, on Elizabethan lute songs from the end of the 16th century), Romances, a commission by the Bienal de Flamenco de Sevilla 2012 for which he has been awarded with the Giraldillo for the best direction , and the 18th century operas Le docteur Sangrado (Duny-Laruette), Le soldat magicien (Philidor), Raoul Barbe bleue (Grétry), Le jeune sage et le vieux fou (Grétry), Richard Cœur-de-lion (Grétry), as well as the new chamber opera Mr. Barbe bleue (Perrault-Robinson, all with Les Monts du Reuil for the Bibliothèque Nationale de France and Opéra de Reims.

He teaches and gives workshops and master classes regularly all around the world.

MARTÍ CORBERA

Martí Corbera is an incredible dancer, with magnetic charisma, his presence simple and pure.

Born in 1997 in Barcelona, he gets his dance degree in Flamenco and Danza Española at the Institut del Teatre de Barcelona, after which he profits from various scholarships, allowing him to further develop his dancing (at the Peridance Capezio Center in New York, amongst others).

He takes part in different projects and festivals in Barcelona and moves to Baden (Switzerland) to become member of the Flamencos en Route company, directed by Brigitta Merkis.

Martí Corbera © Crlos Pareja

From 2016 to September 2018 he was member of the Ballet Flamenco de Andalucía in Sevilla, under the artistic direction of Rafael Estévez

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