Interdisziplinär, International und auf Augenhöhe
Insbesondere die Debatten um das Humboldt-Forum in Berlin haben den Umgang mit ethnographischen Sammlungen aus kolonialen Kontexten in europäischen Museen auch in die breite Öffentlichkeit getragen. In Niedersachsen wurde 2015 das am Landesmuseum Hannover koordinierte »Netzwerk Provenienzforschung« (Ansprechpartnerin: Dr. Claudia Andratschke) errichtet. Parallel dazu wurde ebenfalls am Landesmuseum Hannover die Idee für das nun seit 2018 von der VolkswagenStiftung geförderte Verbundprojekt PAESE entwickelt.
Das federführend am Landesmuseum Hannover koordinierte Projekt untersucht im Rahmen von acht Teilprojekten die Herkunft ausgewählter Bestände der größten ethnografischen Sammlungen in Niedersachsen. Außer dem Landesmuseum Hannover sind die Universität Hannover (Juristisches Seminar und Centre for Atlantic and Global Studies (CAGS)), die Universität Göttingen (Historisches Seminar, Institut für Ethnologie und Ethnologische Sammlung), die Universität Oldenburg (Seminar für Geschichte), das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg, das Roemer- und Pelizaeus Museum Hildesheim, das Städtische Museum Braunschweig sowie das Evangelisch-lutherische Missionswerk in Hermannsburg beteiligt. Die Forschungen erfolgen interdisziplinär in Verbindung von u.a. historischen, ethnologischen, regionalwissenschaftlichen oder juristischen Ansätzen sowie multiperspektivisch in Kooperation mit Expert*innen aus Namibia, Kamerun, Tansania, Papua-Neuguinea und Australien.
Die ersten Ergebnisse aus den Teilprojekten werden seit dem 21. Juni 2021 im Rahmen des dreitägigen Symposiums »Provenance Research on Collections from Colonial Contexts. Principles, Approaches, Challenges«, das von der VolkswagenStiftung sowie von Pro*Niedersachsen aus Mitteln des Niedersächsischen »Vorab« finanziert wird, vorgestellt und mit über 200 angemeldeten Online-Teilnehmer*innen öffentlich diskutiert. Erkenntnisleitende Fragen sind dabei, wie der Vielstimmigkeit der Quellen aus den Herkunftsgesellschaften Rechnung getragen, die europäische Öffentlichkeit eingebunden, Kooperationen aufgebaut und nachhaltig gestaltet werden können und auch, wie der zukünftige Umgang mit den Objekten organisiert werden kann. Im Fokus stehen neben den methodischen Ansätzen und der Diskussion von Herausforderungen einer multidisziplinären Forschung vor allem der Dialog mit Vertreter*innen der Herkunftsländer.
Mehr Informationen finden Sie auf: https://www.postcolonial-provenance-research.com/conference/
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
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