Japan verdoppelt seine Geothermieanlagen bis 2030
Umweltminister Shinjiro Koizumi kündigte an, dass das Ministerium die Führung übernehmen werde, um die Entwicklung der Geothermie zu beschleunigen. Geothermie spielt eine zentrale Rolle in der Umsetzung von Japans Klimazielen. Konkrete Maßnahmen wurden diesen Monat bei einer Sitzung des Kabinettsbüros vorgestellt. Der Minister für Verwaltungsreform Taro Kono hat das Ziel angekündigt, Japans Geothermieanlagen bis 2030 zu verdoppeln. Günstige Einspeisungstarife und die Förderung erneuerbarer Energien sollen zu einer wachsenden Zahl von Geothermieprojekten führen.
Japans Hochenthalpie-Lagerstätten liefern Erdwärme mit hohen Temperaturen. Das Land liegt auf dem sogenannten Feuerring und im Umfeld der Vulkane befindet sich in wenigen hundert Metern Tiefe heißes Wasser oder Dampf. Diese heißen Fluide werden in Japan zur Erzeugung von Strom und zur Speisung von Nah- und Fernwärmenetzen eingesetzt. In Deutschland sind im Gegensatz dazu Niederenthalpie-Lagerstätten verfügbar, die primär zur Erzeugung von Wärme genutzt werden.
Die Geothermie-Branche in Japan hat internationale Bedeutung. "Die Nachfrage aus Indonesien und Ostafrika war in den letzten Jahren stark", sagte Hirohisa Kawasaki von der globalen Vertriebsstrategieeinheit für Toshiba Energy Systems. Das Unternehmen lieferte Geothermie-Turbinen in 11 Länder, Mitsubishi Heavy Industries lieferte Geothermie-Turbinen in 13 Länder. Allein in Island verfügt das Unternehmen über einen Anteil von 55 %. Japanische Handelskonglomerate haben umfassende Engineering-, Beschaffungs- und Bauverträge mit globalen Unternehmen abgeschlossen und waren an maßgeblich an dem Olkaria-Projekt in Kenia beteiligt, dass eines der größten Geothermiekraftwerke der Welt mit einer Leistung von 280 Megawatt ist.
Trotz der beeindruckenden internationalen Geschäfte mit Geothermie war die Entwicklung in den letzten Jahren in Japan ins Stocken geraten. Die Kosten sind eines der größten Hindernisse für die Geothermie in Japan. Es braucht 10 bis 18 Yen (9 bis 16 Cent), um eine Kilowattstunde geothermischer Kapazität im Land zu betreiben, doppelt oder mehr als in den USA oder Neuseeland, nach Angaben von Masahiko Kaneko, einem Spezialberater der West Japan Engineering Consultants. Japans bergiges Gelände treibt die Kosten für Geothermieprojekte weiter in die Höhe. Die geothermische Entwicklung nahm während des Ölpreisschocks der 1970er Jahre Fahrt auf, verlor jedoch in den 1990er Jahren durch die Atompolitik der Regierung an Fahrt. Nach den schlechten Erfahrungen Japans mit Atomkraft und dem steigenden Handlungsdruck durch die Klimakrise, soll nun der Fokus auf der Geothermie liegen.
Die New Energy and Industrial Technology Development Organisation (1989) geht von einem Potenzial von 69.300 MW aus, die sich über hochenthalpine Geothermie in Japan erschließen lassen. Eine leicht konservative Schätzung ist 20.540 MWe von Miyazaki ua (1991). Japan verfügt über 60 Geothermieanlagen mit einer installierten Leistung von 550 MW, die sich hauptsächlich auf der südlichen Insel Kyūshū befinden. Weitere 62 Geothermieanlagen sind aktuell in der Fertigstellung.
Auf der „Renewable Energy Outlook Conference“ am 21. Februar 2008 wurden die Vorteile der Geothermie gegenüber anderen nachhaltigen Energien in den Vordergrund gestellt. Geothermie gilt in Japan inzwischen als weitaus stabiler als Solar- oder Windkraft. Sie ist grundlastfähig und sorgt Tag und Nacht für eine nahezu konstante Stromproduktion. Der Auslastungsgrad der Geothermie in Japan liegt bei über 70 %, während der für Solar- oder Windkraftanlagen zwischen 10 und 20 % liegt. Ein nationaler Ausbauplan für die Geothermie, mit Fokus auf die binäre Erzeugung von Strom und Wärme wurde ab 2008 entwickelt.
Am 27. April 2021 kündigte nun Minister Koizumi an, den Ausbau der geothermischen Stromerzeugung voranzutreiben und plant, die Zahl der heute in Japan in Betrieb befindlichen Geothermieanlagen zu verdoppeln. Durch Überarbeitung entsprechender Gesetze, Verordnungen und lokalen Abstimmungsprozesse soll die Vorlaufzeit von Geothermieprojekten in Japan von derzeit ca. 10 Jahren auf 8 Jahre reduziert werden.
Herr Koizumi sagte: „Geothermieprojekte brauchen noch lange, um fertiggestellt zu werden, wollen wir sie rechtzeitig fertigstellen. Das Umweltministerium wird die Initiative ergreifen.“
Die besten hochenthalpinen Lagerstätten Japans konzentrieren sich in Nationalparks in der Nähe von Vulkanen. Die Nutzung natürlicher geothermaler Quellen hat in Japan seit Jahrhunderten Tradition und einen sehr hohen kulturellen Stellenwert. Maßnahmen wie die Überwachung des Wasserflusses, der Temperatur und der Qualität – um sicherzustellen, dass die Bohrungen keine negativen Auswirkungen haben – sind für die Bemühungen um lokale Unterstützung unerlässlich. In der Vergangenheit war die Lage in Naturparks ein Hemmnis, um die Entwicklung voranzutreiben. Potenzielle Erzeuger von geothermischer Energie müssen vom Gouverneur der Präfektur gemäß dem japanischen Hot Springs Act eine Bohrgenehmigung erhalten und sich auch mit den Betreibern von heißen Quellen in der Region beraten.
Quellen: Nachrichtenagentur Nikkei Japan, Nachrichtenagentur Nikkei Asia, Nippon, DW, The Geothermal Research Sorciety of Japan und EHARA et. Al. (2010): Contribution of Geothermal Energy to 2050 Natural Energy Vision in Japan
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