Joseph-Breitbach-Preis 2021 für Karl-Heinz Ott
Mit sechs Romanen, diversen literarischen Essays, Bühnenstücken und Übersetzungen aus dem Französischen und Englischen gehört Karl-Heinz Ott zu den intellektuell und sprachlich versiertesten Autoren seiner Generation. Bereits mit dem autobiografischen Debüt ›Ins Offene‹, das seiner engen dörflichen Kindheitslandschaft einen weiten Atem verleiht, hat Ott ein Buch vorgelegt, das die Welt in klingende »Gedankenmusik« übersetzt. Seine Prosa, darunter das rasante Seelenpanorama ›Endlich Stille‹, der Rousseau-Roman ›Wintzenried‹, die tragikomische Familien-Farce ›Die Auferstehung‹ und zuletzt das melancholische Kammerspiel ›Und jeden Morgen das Meer‹, ist getragen von einem »melodiösen Sog und sinnlicher Anschaulichkeit, zugleich von einem Furor beseelt, der auch vor erfrischend ungerechter Polemik und makabrer Komik nicht zurückscheut«.
»In seinen scharfsinnigen biografischen Essays über Händel und Beethoven, in denen er vergangene Klang- und Lebenswelten erstehen lässt, und zuletzt in dem Buch über Hölderlin, in dem er die ideologische Verblendung in der Folge der 1968er Jahre gegen den Strich bürstet, hat Ott überdies gezeigt«, so die Jury weiter, »wie gedankentötend strikte Glaubenssätze fortwirken können. In seinen Büchern spiegelt sich so auch die Mentalitäts- und Geistesgeschichte der Bundesrepublik ausgehend vom bigotten katholischen Kosmos eines Dorfes Mitte des letzten Jahrhunderts bis in unsere intellektuell selbstgenügsame Gegenwart. Durchdrungen von dem Dreigestirn Philosophie, Musik und Poesie, hält Otts Werk dabei stets auch den Horizont auf die literarische Überlieferung offen, nicht zuletzt im Hinblick auf die Frage, was ›Heimat‹ und ›Natur‹ in unserer gründlich entzauberten Welt noch heißen könnten.«
Mit Karl-Heinz Otts Büchern ehrt die Jury ein genre- und grenzüberschreitendes Werk, in dem psychologische Genauigkeit, ein enthusiastisches Temperament und melodiöse Klangfülle eine Liaison eingehen, die ansteckt, verführt und die Welt auf jenes »Offene« hin weitet, das er seit seinem gleichnamigen Debüt beschwört.
Karl-Heinz Ott, 1957 in Ehingen an der Donau geboren, besuchte ein katholisches Internat und studierte Philosophie, Germanistik und Musikwissenschaft. Anschließend arbeitete er als Dramaturg in Freiburg, Basel und Zürich. Für sein Werk wurde er mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Alemannischen Literaturpreis (2005), dem Preis der LiteraTour Nord (2006), dem Johann-Peter-Hebel-Preis (2012) und dem Wolfgang-Koeppen-Preis (2014).
Der Preis ist mit 50.000 € dotiert. Die Verleihung ist für den 17. September 2021 im Theater Koblenz vorgesehen, dazu ergeht eine gesonderte Einladung. Die Laudatio hält Jürgen Kaube (FAZ).
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