Finanzen / Bilanzen

Kiel Trade Indicator 06/2021: Stau von Containerschiffen nimmt zu, Welthandel aber intakt

Kiel Trade Indicator, Datenupdate 22.6.2021: Die Anzahl wartender Containerschiffe im chinesischen Perlflussdelta nimmt rasant zu. Einzelne Häfen wie Yantian verschiffen weniger als die Hälfte ihrer üblichen Containermenge. Demgegenüber sind in Megahäfen wie Shanghai aber noch keine Störungen zu beobachten, so dass die chinesische Schifffahrtskrise in den Indikatorwerten für Juni keine Ausschläge verursacht.

Für Deutschland signalisiert der Kiel Trade Indicator für Juni 2021 ein Plus bei den Exporten von 2,9 Prozent, die Importe dürften mit einem Indikatorwert von +0,2 Prozent praktisch stagnieren (nominal, saisonbereinigt).

Für die EU zeigt sich ein ähnliches Bild, für die Exporte ist mit einer Zunahme zu rechnen (+2,7 Prozent), für die Importe mit einer schwarzen Null (+0,8 Prozent).

„Das leichte Plus bei den Exporten von Deutschland und der EU ist als normale Gegenbewegung zu den negativen Werten im vergangenen Monat zu werten“, sagt Vincent Stamer, Leiter Kiel Trade Indicator.

Für die USA sind sowohl für die Einfuhren als auch Ausfuhren nur moderate Ausschläge und damit ebenfalls tendenziell eine Stagnation zu erwarten (Exporte -0,6 Prozent; Importe +0,2 Prozent).

Für Chinas Handel weist der Kiel Trade Indicator trotz Schifffahrtskrise in beide Richtungen positive Vorzeichen aus (Exporte +1,6 Prozent; Importe +2,5 Prozent).

Der gesamte Welthandel dürfte im Juni auf dem Niveau des Vormonats liegen (+0,4 Prozent).

„Die Anzahl wartender Containerschiffe im chinesischen Perlflussdelta nimmt rasant zu. In den vergangenen vier Wochen hat der Hafen Yantian nur gut 40 Prozent der üblichen Containermenge verschifft. Auch den Hafen von Shenzhen verlassen weniger Container als üblich. Die Mega-Häfen Shanghai und Ningbo verzeichnen aber gegenwärtig noch keine Einbrüche. Auch deshalb weist der Kiel Trade Indicator unter dem Strich positive Werte für Chinas Handel, den Welthandel und die Importwerte der genannten Länder aus. Spitzt sich die chinesische Schifffahrtskrise zu, könnte sich dies aber ändern“, so Stamer.

Weitere Informationen zum Kiel Trade Indicator und die Prognosen für alle 75 Länder finden Sie auf www.ifw-kiel.de/tradeindicator.

Die nächsten Aktualisierungen des Kiel Trade Indicator erfolgen am 06. Juli (ohne Pressemeldung) und am 20. Juli (mit Pressemeldung).

Über den Kiel Trade Indicator

Der Kiel Trade Indicator schätzt die Handelsflüsse (Im- und Exporte) für 75 Länder weltweit, die EU sowie des Welthandels insgesamt. Grundlage ist die Auswertung von Schiffsbewegungsdaten in Echtzeit. Ein am IfW Kiel programmierter Algorithmus wertet diese unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz aus und übersetzt die Schiffsbewegungen in nominale, saisonbereinigte Wachstumswerte gegenüber dem Vormonat.

Die Auswertung erfolgt zweimal im Monat. Um den 20. (mit Pressemeldung) für den laufenden und den folgenden Monat und um den 3. (ohne Pressemeldung) für den vergangenen und den laufenden Monat.

An- und ablegende Schiffe werden dabei für 500 Häfen weltweit erfasst. Zusätzlich werden Schiffsbewegungen in 100 Seeregionen analysiert und die effektive Auslastung der Containerschiffe anhand des Tiefgangs gemessen. Mittels Länder-Hafen-Korrelationen können Prognosen erstellt werden, auch für Länder ohne eigenen Tiefseehafen.

Der Kiel Trade Indicator ist im Vergleich zu den bisherigen Frühindikatoren für den Handel deutlich früher verfügbar, deutlich umfassender, stützt sich mit Hilfe von Big Data auf eine bislang einzigartig große Datenbasis und weist einen im Vergleich geringen statistischen Fehler aus. Der Algorithmus des Kiel Trade Indicators lernt mit zunehmender Datenverfügbarkeit dazu (machine learning), so dass sich die Prognosegüte im Lauf der Zeit weiter erhöht.

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