Gesundheit & Medizin

Micha-Deutschland: G7 Impfstoff-Spenden verschleiern weltweite Impf-Ungerechtigkeit

Der Micha-Arbeitskreis von Micha Deutschland e.V. fordert die Bundesregierung auf, eine gerechte, weltweite Verteilung der Impfstoffe in den Fokus der Pandemie Bekämpfung zu stellen. Impfstoff-Spenden seien nicht ausreichend zur Bekämpfung der Pandemie und verschleierten das Hauptproblem: Es brauche einen Transfer von Technologien und Know-how auch in Länder des globalen Südens und eine Freigabe von Patenten und Lizenzen, um eine weltweite Produktion von Impfstoffen zu ermöglichen. Deutschland müsse sich federführend in der EU und innerhalb der G7-Staaten für eine globale Produktion und gerechte Verteilung von Impfstoffen einsetzen, so die Verlautbarung des Micha-Arbeitskreises. „Erst wenn alle gleichermaßen Zugang zu Impfstoff haben, wird die Pandemie besiegbar sein.“

Globale Solidarität – die Basis des christlichen Wertesystems

Die Covid-19 Pandemie betreffe alle Menschen und nur globale Solidarität, die Basis des christlichen Wertesystems, und der Zugang zu Impfstoffen für alle und der Ausbau von Produktionsmöglichkeiten, werde den Weg aus der Pandemie weisen. „Niemand ist sicher, solange nicht alle sicher sind“ warne Tedros, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), seit Monaten. 

Der Gerechtigkeit verpflichtet

Gleichzeitig seien der Micha e.V. und die der Initiative angeschlossenen Organisationen dem biblischen Gerechtigkeitsbegriff verpflichtet. Corona habe wie durch ein Brennglas, Ungleichheiten in der Welt verstärkt. Wir verzeichneten nicht nur mehr als 3 Millionen Tote, sondern eine massive Zunahme an Armut und Hunger. Die in ärmeren Ländern schleppend anlaufenden Impfkampagnen und der ungleiche Wettbewerb um die verfügbaren Impfdosen zeigten deutlich, dass wir von dem angestrebten Ziel der weltweiten Bekämpfung von Covid-19, weit entfernt sind.

Das habe für alle schwerwiegende Folgen. Die steigende Zahl der Covid19 – Mutationen, gefährde das Leben aller Menschen und bedrohe die Wirksamkeit der bestehenden Impfstoffe. „Um die Corona-Pandemie einzudämmen, brauchen wir Impfstoff für alle“ so Dr. Gisela Schneider (Direktorin vom Deutschen Institut für Ärztliche Mission e.V., Mitglied des Micha-Arbeitskreises und Vorstand von Micha Deutschland e.V.). „Dabei geht es darum, nicht nur Impfstoffe zu verschenken, sondern lokale Kapazitäten für eine lokale Impfstoffproduktion zügig aufzubauen, um alle Menschen zu schützen. Dazu müssen die Rechte des geistigen Eigentums eingeschränkt und ein Transfer von Technologie und Know-how gefördert werden“, so die Medizinerin. Schon einmal hätten wir das erreicht, beim Zugang zu HIV-Medikamenten und gezeigt, dass es nicht Spenden sind, die nachhaltig ändern, sondern Aufbau von Produktionskapazitäten, damals in Indien.

Statt Schweigen ein Aufruf an die Bundesregierung

Die global engagierten christliche Werke und Christinnen und Christen könnten zu dieser Ungerechtigkeit nicht schweigen: Die reichen Länder hätten sich über 80% der verfügbaren Impfdosen gesichert und zum Teil Vorräte für die dritte und vierte Impfung geplant. So habe die Europäische Kommission im Mai 1,8 Milliarden Dosen allein von Biontech/Pfizer gesichert: damit könnten alle EU-Bürgerinnen und Bürger viermal geimpft werden. Zum Vergleich wurden nach Angaben der Afrikanischen Union (AU) in alle 50 afrikanischen Staaten insgesamt nur 53,5 Millionen Dosen geliefert bei einer Gesamtbevölkerung von 1,37 Milliarden Menschen. Laut Africa Center for Desease Control (CDC) seien zurzeit 0,2% der afrikanischen Bevölkerung gegen COVID19 geimpft und ein Großteil aller Gesundheitsmitarbeitenden seien bisher überhaupt nicht erreicht worden.

Daher rufe der Micha-Arbeitskreis die Bundesregierung auf: 

Eine gerechtere Aufteilung der schon erworbenen Impfdosen vorzunehmen und dabei insbesondere Länder, die jetzt wieder ansteigende Infektionszahlen haben, direkt zu bedienen.

Der Vorstoß von Indien und Südafrika, durch die Aussetzung von Patenten und der Freigabe geistiger Eigentumsrechte (TRIPS Waiver) für die Zeit der Pandemie, den Transfer von Technologien und Know-how zu ermöglichen, ist ein wichtiger Schritt für den Ausbau von Produktionskapazitäten auch im globalen Süden.

Die Unterstützung des ACT-Accelerator- und insbesondere die Impfstoff-Initiative COVAX der WHO zur gerechteren Verteilung der Vakzine nicht nur zu unterstützen sondern zur alleinigen Grundlage der Impfstoff Beschaffung zu machen.

Micha-Deutschland e.V.

Der Micha-Arbeitskreis von Micha Deutschland e.V. ist ein Netzwerk von leitenden Vertreterinnen und Vertretern christlicher Werke in der Entwicklungs-zusammenarbeit und christlichen Gemeinschaftsverbänden und Kirchen, die sich für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen einsetzen. Auf den Spuren des biblischen Propheten Michas, der der Namensgeber der Micha-Bewegung ist, ist der Micha-Arbeitskreis eine Stimme der globalen Gerechtigkeit und Schöpfungsbewahrung in Deutschland. Sowohl die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten als auch die adventistische Hilfsorganisation ADRA Deutschland e.V. sind Mitglied im Micha-Arbeitskreis.

Die ursprüngliche Meldung erschien bei Micha-Initiative.

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