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Nötigungen und schwere Körperverletzung – das Verhalten vieler Autofahrenden auf der Schloßstraße ist Radfahrenden nicht zumutbar

Der Radentscheid Frankfurt fordert die Stadtverwaltung und den Ortsbeirat 2 auf, schnellstmöglich auf der Schloßstraße einen sicheren und baulich abgetrennten Radweg einzurichten, mit provisorischen Mitteln, analog zur Taubenstraße oder Konrad-Adenauer-Straße. Der Radentscheid will, dass diesmal (anders als bei der Kurt-Schumacher-Straße und bei der Ginnheimer Hohl) nicht erst ein tödlicher Unfall passieren muss, bevor die Stadt eine sichere Lösung realisiert. Außerdem muss die langfristige Lösung – der seit Jahren geplante Komplettumbau der Schloßstraße priorisiert werden. Nach einem halben Jahr Eingewöhnungszeit und mehreren Nachbesserungen stellt der Radentscheid fest, dass sich einige Autofahrer:innen nach wie vor rücksichtslos und aggressiv verhalten und sich nicht an die neuen Regelungen halten. Gefährliche Überholmanöver, ängstliche Radfahrer:innen und Unfälle sind die Folge; wie jüngst am 22.5., als ein Radfahrer von einem rücksichtslosen Autofahrer schwer verletzt wurde.1

Seit langer Zeit ist die Schloßstraße in Bockenheim ein Risiko-Ort für Radfahrende. Im letzten Jahr hat die Stadt Frankfurt begonnen, dort Maßnahmen zu ergreifen: es wurde Tempo 30 ausgewiesen, die Türzone entlang der parkenden Autos wurde markiert und das Überholen von Radfahrer:innen wurde durch ein neues Verkehrszeichen verboten. Diese neuen Regeln sorgten bei den Radfahrenden für Verwirrung – die markierte Türzone, in der gerade nicht gefahren werden soll, verstanden sie häufig als sehr schmalen Schutzstreifen, und waren entsprechend erbost. Von vielen Autofahrer:innen wurden die neuen Regeln häufig schlichtweg ignoriert: Hupen, Drängeln und illegales Überholen waren an der Tagesordnung. Nach dem Unfall hat die Stadt noch einmal nachgelegt: die Türzone ist jetzt zusätzlich durch weiße Kreuze markiert. Trotzdem halten sich weiterhin zu viele Autofahrer:innen nicht an die Regeln und nötigen oder gefährden Radfahrende.

Die Situation in der Schloßstraße spiegelt das Selbstverständnis vieler Menschen in Deutschland, was Verkehr ist: Autos haben Vorfahrt – egal was auf den Schildern steht und was Recht ist, egal ob durch die eigene Fahrweise Radfahrende genötigt oder gar ihr Leben gefährdet wird. Theoretisch könnten Radfahrende sicher auf der Schloßstraße fahren, wenn sich alle Verkehrsteilnehmenden an die Regeln halten würden: Radfahren mitten auf der Straße, mit genügend Abstand von den parkenden Autos, und die Autos fahren dahinter, überholen nicht und passen ihre Geschwindigkeit an. Praktisch aber meiden viele Radfahrende inzwischen die Schloßstrasse, weil sie dem häufig ausgeübten psychischen und physischen Druck durch dichtes Auffahren und Hupen nicht auf ihrem Weg ertragen möchten, oder sie quetschen sich in die Türöffnungszone, um das drängelnde Auto hinter sich loszuwerden. Über die Sozialen Medien und andere Kanäle erreichten den Radentscheid zahlreiche Mitteilungen über gefährliche Situationen.

Der Radentscheid begrüßt es explizit, wenn die Stadt Frankfurt neue Wege bei der Radverkehrsführung beschreitet, wie hier mit dem Einsatz des neuen Verkehrszeichens und dem Anspruch, dass sich Radverkehr und KFZ-Verkehr gleichberechtigt die Fahrbahn teilen. Der Ortsbeirat 2 wollte unbedingt die straßenbegleitenden Parkplätze erhalten und hat sich deshalb zu dieser neuen Lösung entschieden, die noch dazu den Vorteil hatte, schnell umsetzbar zu sein.

Nach nunmehr einem halben Jahr Eingewöhnungszeit und den entsprechenden Beobachtungen und Rückmeldungen, muss der Radentscheid leider feststellen: es funktioniert nicht! Der Unfall am 22.5. ist der deutlichste Ausdruck davon, aber auch mit den neu markierten Kreuzen in der Türzone erleben Radfahrende dort weiterhin täglich Nötigung, Drangsalierung und gefährliche Überholmanöver. Die Stadt Frankfurt, Politik und Verwaltung wollten ein faires Miteinander auf der Schloßstraße etablieren. Aber offenbar gibt es in Frankfurt leider zu viele rücksichtslose Egoisten, die bewusst oder fahrlässig andere Verkehrsteilnehmer:innen gefährden oder eben sogar verletzen.

Alexander Breit, Sprecher des Radentscheid Frankfurt, sagt: „Es kann nicht sein, dass in einer solchen Situation Abstellflächen für private KFZ über die Sicherheit von Radfahrenden gestellt werden. Es geht um den den Schutz von Leben und Gesundheit. Die Chance, die Fläche für den ruhenden Verkehr zu erhalten, wurde von rücksichtslosen Autofahrer:innen verspielt.“

1 https://www.presseportal.de/…

Über Radentscheid Frankfurt

Der Radentscheid Frankfurt ist eine Bürger:inneninitiative, die sich für bessere Radinfrastruktur in Frankfurt am Main einsetzt. Im Sommer 2018 hat er dafür fast 40.000 Unterschriften gesammelt; danach hat er mit der Stadt Verhandlungen über Maßnahmen geführt, die im Sommer im Stadtverordnetenbeschluss "Fahrradstadt Frankfurt am Main" (NR 895) mündeten. Seitdem begleitet er die Umsetzung der Maßnahmen und setzt sich für einen generellen Wandel in der Frankfurter Mobilitätspolitik ein.

Mehr Infos auf https://www.radentscheid-frankfurt.de/2021/06/noetigungen-und-schwere-koerperverletzung-das-verhalten-vieler-autofahrenden-auf-der-schlossstrasse-ist-radfahrenden-nicht-zumutbar/ und www.radentscheid-frankfurt.de

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