Bauen & Wohnen

Ettlinger Tor gehört für die nächsten sieben Wochen fast alleine den Bauarbeitern

Kaum ist mit dem Asphaltieren der Fahrbahn der westlichen Zwischenrampen des Autotunnels in der Kriegsstraße auf Höhe des Bundesgerichtshofs nach etwas mehr als vier Jahren die Ära des Tunnelrohbaus in der Kriegsstraße termingerecht zu Ende gegangen, steigen die Bauarbeiter „oben“ am Ettlinger Tor in die Vollen: Seit gestern (29. Juli) ist im Bereich des Ettlinger Tors die Kreuzung in Nord-Süd- und Süd-Nord-Richtung für die kommenden sieben Wochen komplett gesperrt. Auch ein Ab- oder Einbiegen in oder aus der Ettlinger Straße und der Karl-Friedrich-Straße ist in dieser Zeit nicht möglich. Fahrzeuge aus der Stadtmitte Richtung Süden können bereits vom Rondellplatz an nicht in die Karl-Friedrich-Straße einfahren, Fahrzeuge nach Norden können ab der Kreuzung Ettlinger Straße mit der Baumeister- und Hermann-Billing-Straße nicht mehr nach Norden zur Kriegsstraße vorfahren. Zunächst werden die Anschlüsse für die in die Kriegsstraße einmündende Ettlinger und Karl-Friedrich-Straße hergestellt, danach erfolgt der Gleisbau in der Mitte der Kreuzung.

Beim Umbau der Kriegsstraße mit einer neuen Gleistrasse „oben“ und einem Autotunnel „unten“ wird westlich des Karlstors aber noch mit Stahl und Beton gearbeitet: Die Rampenwände des Westteils der ursprünglichen, vor mehr als 50 Jahren errichteten Unterführung der Kriegsstraße unter der Karlstraße hindurch werden für ihre neue Aufgabe ertüchtigt: Schadhafte Stellen an den Wänden werden saniert, oben auf die Wände wird ein komplett neuer Betonkranz als Absturzsicherung aufgesetzt. Zudem wird direkt an das Tunnelportal anschließend noch eine Mittelwand in westlicher Richtung hergestellt, die verhindert, dass im Brandfall Rauch aus einer Röhre in die andere Röhre übertreten kann, aber auch dem Lärmschutz dient.

An der Oberfläche sind zwischen dem Mendelssohnplatz im Osten und dem Karlstor im Westen die Bauarbeiter mit unterschiedlichen Aufgaben unterwegs. Einerseits sind die Gleise – von Osten kommend – nun bis knapp vor die Kreuzung Ettlinger Tor verlängert. Im August werden sie dann auch weiter in westliche Richtung über den Kreuzungsbereich verlegt. An den äußeren Rändern des Kriegsstraßenabschnittes bis zum Karlstor entstehen – soweit noch nicht hergestellt – die endgültigen Gehwege, daneben die Farbahnen für die Autos und die Radfahrer. Fahren die Autos erst einmal endgültig auf den neuen Fahrbahnen, kann in der Mitte der Kriegsstraße die Schienenverbindung geschlossen und die bisher isoliert liegenden Gleise zwischen Lamm- und Ritterstraße angeschlossen werden.

Zurückgestellt werden muss die Fertigstellung des Abschnitts zwischen Karlstraße und Ritterstraße auf der Südseite der Kriegsstraße. Bevor hier der endgültige Gehweg, die Baumscheiben und die Fahrbahn hergestellt werden, müssen in diesem Abschnitt fast zwei Kilometer Leerrohre verlegt werden. Aufgrund der Lieferengpässe am Baustoffmarkt müssen die Arbeiten so priorisiert werden, dass die Lieferengpässe möglichst keine Auswirkungen auf die Inbetriebnahme der Straßenbahngleise und des Straßentunnels haben. Die Fertigstellung der Oberfläche in diesem Abschnitt wird nach Inbetriebnahme des Straßentunnels erfolgen. Der Durchgangsverkehr fließt dann durch den Tunnel.

Im Zuge der Gleisarbeiten werden dann auch noch – wie westlich vom Mendelssohnplatz bereits geschehen – zwei neue oberirdische Haltestellen westlich des Ettlinger Tors und östlich des Karlstors gebaut. Am Karlstor entsteht aktuell auch das Gleisdreieck, das künftig den Bahnen Ein- und Abbiegen von der Karlstraße in die Kriegsstraße ermöglicht.

Auf dem Plan haben die Arbeiter auch den Bau der Überwege, die Fußgängern und Radfahrern das „ebenerdige“ Queren der Kriegsstraße ermöglichen: Solche Überwege gibt es künftig auf Höhe der Adler- und der Kreuzstraße sowie auf Höhe der Ritterstraße. Die jetzt dort eingerichtete Querungsmöglichkeit für Autofahrer wird dann zurückgebaut.

„Unten“ im Autotunnel sind die Aktivitäten zur Tunnelausrüstung in vollem Gange: der Einbau der LED-Beleuchtung, das Anbringen von Fluchtwege-Beschilderungen, die Montage der Messeinrichtungen zur Überwachung der Luftqualität und -strömung in  den Tunnelröhren, die Montage von Lautsprechern für Durchsagen im Ereignisfall, der Einbau der Antennen und Verstärker für den Mobilfunk, die Verkabelung all dieser Einrichtungen und letztlich auch die Ausstattung der unterirdischen Betriebszentrale unter anderem mit Trafos und einer netzunabhängigen Stromversorgung, die bei Stromausfalls eine sichere Räumung des Tunnels gewährleistet. Abgeschlossen bis auf die Verkabelung ist bereits die Montage der Strahllüfter zum Rauchabtrieb im Brandfall.

Im Stadtbahn- und Straßenbahntunnel laufen nach wie vor die sogenannten „Restarbeiten“, bei denen Verkleidungen oder Bodenbeläge in kleinen Teilbereichen komplettiert werden, bei denen auch die Elektriker noch die letzten und allerletzten Leitungen einziehen. Dabei werden auch ganze Systeme auf ihre Funktionsfähigkeit im Normal- oder aber auch im Notfallbetrieb überprüft.

Auf den Schienen sind unentwegt Stadtbahnen und Straßenbahnen unterwegs mit Kleinstgruppen der 1.200 Fahrer, die später einmal den Tunnel befahren werden. Jeder Einzelne lernt dabei die Details der Schienenanlage und der Signaltechnik kennen.

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