Essen & Trinken

Europas Brauer bekennen sich zu Transparenz

Europas Brauer haben auf freiwilliger Ebene in allen Staaten der EU die Kennzeichnung von Zutaten und Kalorien auf ihren Produkten eingeführt. Das europäische Lebensmittelrecht sieht bislang vor, dass alkoholhaltige Getränke von der Pflicht zur Kennzeichnung ausgenommen sind. Die deutschen Brauereien waren hier immer einen Schritt weiter: „Schon längst stehen – im Unterschied zu anderen alkoholischen Getränken – bei jedem deutschen Bier dessen Zutaten auf dem Etikett. Seit dem Start unserer Initiative vor zwei Jahren wird von immer mehr Brauereien nun auch der Brennwert gekennzeichnet“, so Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. Der Verband sieht darin „einen Beitrag zu besserer Verbraucherinformation und mehr Transparenz“.

In einer Umfrage im Auftrag des Brauer-Bundes hatten rund 52 Prozent der deutschen Konsumenten erklärt, sie fänden es gut, wenn künftig auf allen alkoholischen Getränken wie Bier, Wein oder Whisky die Kalorienangaben auf dem Etikett zu finden wären. Die Umfrage ergab aber auch, dass viele Verbraucher den Brennwert von Bier überschätzen: Insgesamt 42 Prozent der Befragten stuften den Kaloriengehalt eines Pilsbieres höher ein als er tatsächlich ist, nämlich rund 40 kcal pro 100 ml. 31 Prozent wussten keine Antwort. Richtig lagen nur 19 Prozent.

Die 2019 gestartete Initiative des Deutschen Brauer-Bundes und des Verbandes der Privaten Brauereien Deutschland zur freiwilligen Kalorien-Kennzeichnung ist Teil des europäischen Projektes „Proud to be Clear“ – einer Kampagne des europäischen Dachverbandes „The Brewers of Europe“. Erklärtes Ziel dieser Kampagne ist es, bis Ende 2022 europaweit alle Biere mit den Zutaten und Brennwerten zu kennzeichnen. Nach Angaben der „Brewers“ befinden sich Europas Brauer auf der Ziellinie – auf 93 Prozent aller Bierflaschen und -dosen in Europa finden sich bereits die Zutaten, auf über 86 Prozent der Brennwert (Kalorien/Joule). In Deutschland sind längst alle Biere mit Zutatenverzeichnissen versehen und bereits mehr als 90 Prozent des verkauften Volumens mit dem Brennwert.

Europas Brauereien unterstützen EU-Kodex

Der Dachverband „The Brewers of Europe“ gehörte diese Woche nun auch zu den Erstunterzeichnern des EU-Verhaltenskodex für verantwortungsvolle Geschäfts- und Marketingpraktiken in der Lebensmittelkette (Code of Conduct), der Unternehmen und Verbände zu einem nachhaltigen Wirtschaften verpflichtet, das über die gesetzlichen Vorgaben hinausgeht. Angestoßen worden war diese Initiative von der EU-Kommission mit dem Ziel, gemeinsam mit der Lebensmittelwirtschaft einen nachhaltigen Wandel hin zu mehr Klimaschutz, Gesundheitsschutz und Transparenz in der Lebensmittelwirtschaft zu erreichen. Der neue Kodex ist Teil der „Farm to Fork“-Strategie der EU, mit der Europa die Land- und Ernährungswirtschaft vom Acker bis zum Stall modernisieren möchte.

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides würdigte im Rahmen eines Gesprächs mit dem Verband die Initiative der Brauereien aus den 29 nationalen Mitgliedsverbänden der „Brewers of Europe“. „Der Industrie kommt eine Schlüsselrolle zu, wenn es darum geht, die Gesundheit unserer Bürger zu schützen und sie in die Lage zu versetzen, sich für einen gesunden Lebensstil zu entscheiden“, sagte die Kommissarin am Rande des Gesprächs. Die Videokonferenz der „Brewers of Europe“ mit Vertreterinnen und Vertretern der Kommission fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem Bars, Cafés und Restaurants in ganz Europa nach vielen Monaten des Lockdowns wiedereröffnet wurden. Die durch die Corona-Pandemie ausgelösten Beschränkungen trafen die Branche hart: Nach Angaben der „Brewers of Europe“ verloren Bars und Restaurants allein im Krisenjahr 2020 rund 42 Prozent des Bierumsatzes, was über 5 Milliarden Litern Bier entspricht. Insgesamt 800.000 Jobs waren und sind hierdurch bedroht. Es sei bemerkenswert, so der Generalsekretär der Brewers, Pierre-Olivier Bergeron, dass viele von der Krise hart getroffene Brauereien dennoch nicht in ihren Bemühungen nachgelassen hätten, Initiativen etwa zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz oder zur besseren Kennzeichnung ihrer Produkte voranzutreiben.

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