Frühzeitige Rehabilitation hilft
Sind es die Computerspiele, die seine Anfälle auslösen? Anästhesiepfleger Gregor Z. fragt sich das schon fast seit einem Jahr. So lange hat er Epilepsie. Zuletzt waren es zwei große Anfälle in drei Wochen, jetzt ist der 32-Jährige anfallsfrei. „Ich war monatelang krankgeschrieben. Schließlich habe mich selbst um meine Reha-Behandlung gekümmert. Meine Ärzte wussten nicht, dass es diese Möglichkeit gibt.“
„Tatsächlich ist noch viel zu wenig bekannt, dass man auch schon zu Beginn einer Epilepsie eine medizinische Reha machen kann“, erklärt Dr. Ulrich Specht, Leitender Arzt der Epilepsie-Rehabilitationsklinik in Bethel. „Bei anderen Krankheiten ist das selbstverständlich: Dreimal so viele Menschen mit Typ 1-Diabetes nehmen eine medizinische Rehabilitation wahr als Menschen mit einer Epilepsie – obwohl Typ1-Diabetes und Epilepsie gleich häufige Krankheiten sind.“ Dr. Specht rät, beim Hausarzt oder Neurologen direkt nach einer Epilepsie-Rehabilitation zu fragen.
Obwohl die Erkrankung bei Gregor Z. schon fast ein Jahr bekannt war, zählt dieser Zeitraum als beginnende Epilepsie. „In einem solchen Fall hat die Rehabilitation zum Ziel, Wissen über Epilepsie zur vermitteln und Fertigkeiten beim Selbstmanagement der Erkrankung einzuüben. Auf diese Weise sollen vermeidbare Anfälle verhindert werden“, so Dr. Specht. Auch die Behandlung mit Medikamenten könne während einer Reha angepasst werden, erklärt der Neurologe. „Weitere wichtige Ziele bestehen darin, Ängste, Stimmungsschwankungen und Sorge zu sortieren, zu klären und zu behandeln oder bei Konzentrations- und Gedächtnisstörungen eine Lösung zu entwickeln.“ In der Rehabilitation lässt sich außerdem klären, ob die Epilepsie Auswirkungen auf die berufliche Tätigkeit hat. „Wenn das der Fall ist, überlegen wir, wie es weitergeht, welche Hilfen es gibt und bringen diese dann auf den Weg.“
Nicht nur Gregor Z. hat dieses Konzept geholfen. In einer Studie besserten sich bei 70 Menschen mit beginnender Epilepsie alle untersuchten Werte signifikant, zum Beispiel Depressivität und Ängstlichkeit. „Menschen, die neu an Epilepsie erkrankt sind, sind sehr verunsichert und haben viele Sorgen und Fragen. Diese Menschen scheinen auch langfristig von einem Aufenthalt bei uns zu profitieren“, sagt Frank Rademacher, Pflegerische Leitung der Betheler Reha-Klinik.
Gregor Z. hat die Reha gut für sich genutzt. Er hat seinen Arbeitsplatz vorübergehend gewechselt, bis er lange genug anfallsfrei ist, um wieder auf der Intensivstation und im OP arbeiten zu können. Und er weiß, dass seine Anfälle nicht von Computerspielen ausgelöst werden.
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