Kunst & Kultur

Institut für Zeitgeschichte erstellt historisches Gutachten über Gisela Gneist

Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten hat das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ) beauftragt, vor dem Hintergrund einer umstrittenen Straßenbenennung in Oranienburg ein historisches Gutachten über Gisela Gneist (1930-2007) zu erstellen. Dabei sollen die Verfolgungsgeschichte von Gisela Gneist, die als Jugendliche im sowjetischen Speziallager in Sachsenhausen inhaftiert war, ihr Wirken als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen 1945 bis 1950 e. V. (1995-2006) und ihr Verhältnis zur Aufarbeitung des nationalsozialistischen Regimes untersucht werden. Autoren des Gutachtens sind die Historiker Prof. Dr. Frank Bajohr (Wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Holocaust-Studien am IfZ) und Prof. Dr. Hermann Wentker (Leiter der Abteilung Berlin des IfZ).

Die Stadtverordnetenversammlung von Oranienburg hat im vergangenen Jahr beschlossen, die Straßen in einem Neubaugebiet, das sich auf dem Gelände eines ehemaligen Außenkommandos des KZ Sachsenhausen befindet, nach Frauen zu benennen, die mit der Geschichte von Oranienburg verbunden sind, darunter auch Gisela Gneist. Die Entscheidung führte zu teilweise heftiger Kritik, auch von Seiten der Gedenkstätte Sachsenhausen und des Internationalen Sachsenhausen Komitees. Die Debatte entzündete sich an der grundlegenden Konzeption für die Straßenbenennung auf dem Gelände eines historischen KZ-Außenkommandos, aber auch an der Person Gisela Gneist.

Stiftungsdirektor Axel Drecoll: „Mit Hilfe der unabhängigen Expertise des für seine historische Gutachtertätigkeit renommierten Instituts für Zeitgeschichte und zwei ausgewiesenen Experten wollen wir zu einer wissenschaftlich fundierten Einschätzung der Person von Gisela Gneist und einer kritischen Diskussion beitragen. Auf dieser Grundlage wird zu prüfen sein, ob eine Straßenbenennung tatsächlich gerechtfertigt ist.“

Das Gutachten, dessen Bearbeitung durch die derzeit schwierige Zugänglichkeit von Archiven erschwert wird, wird voraussichtlich im Herbst 2021 vorliegen.

Information: www.stiftung-sbg.de

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