Lässt sich der Mensch lenken? Das Bayerische Zentrum für Tourismus (BZT) diskutiert mit Expert*innen Strategien aus Sicht der Kommunen
Unter der Moderation von Prof. Dr. Alfred Bauer, Leiter des Bayerischen Zentrums für Tourismus, verständigten sich Destinationsexpert*innen im Rahmen der fünften Veranstaltung der Dialogreihe „Tourismus neu denken – Bleibt alles anders?“ darauf, dass für zukunftsorientierte Strategien und Planungen im Bereich der Besucherlenkung fundierte Kenntnisse von Besucherströmen und Besucherverhalten unabdingbar sind.
Als Diskussionsgrundlage dienten zwei Studien des Bayerischen Zentrums für Tourismus zum Thema Besucherlenkung. Sie untermauerten zum einen, dass der hohe Zustrom von Tagesausflügler*innen in bayerischen Städten und Regionen immer häufiger zu Problemen führt. Eine Analyse zum Tagesausflugsverhalten zeigte zudem, dass der Großteil der Tagesausflügler*innen das eigene Auto als Verkehrsmittel nutzt, so Sybille Mederle vom Bayerischen Zentrum für Tourismus – dementsprechend problematisch gestalten sich die Themen „Parken“ bzw. „Wildcampen“ vor Ort.
„Die große Belastung bezüglich der Besucherlenkung geht vom Tagestourismus aus“, bestätigte Harald Gmeiner, Vorstand Alpenregion Tegernsee Schliersee, die Studienergebnisse. Markus Bachleitner, Director Smart Mobility Data beim Urban Institute, ergänzte zudem, dass sorgfältige Parkraumanalysen „elementar“ für erfolgreiche Maßnahmen zur Besucherlenkung seien.
Als eine „Revolution der Daten“ bezeichnete Dr. Andrea Möller, Senior Consultant beim dwif, die Folgen der Digitalisierung für die Besucherlenkung in den Destinationen. „Dadurch ist eine Erfassung mittels Sensorik, und nicht mehr rein durch Befragung möglich, zudem können Erkenntnisse in Echtzeit gewonnen werden. Ihre Interpretation ist jedoch herausfordernd“, betonte sie.
Prof. Dr. Pietro Beritelli, Vizedirektor am Forschungszentrum für Tourismus und Verkehr an der Universität St. Gallen, steuerte im Jahresdialog Erfahrungen aus der Verhaltenswissenschaft zur Frage bei, ob sich Menschen überhaupt lenken lassen.
Max Löther, stellvertretender Leiter vom Naturpark Nagelfluhkette, konnte diese Erkenntnisse in der Praxis bestätigen. Er betonte die Wirksamkeit von Informationstafeln vor Ort als Besucherlenkungsmaßnahme sowie den Einsatz von Ranger*innen – die Aufklärung über Printmedien zeige hingegen weniger Erfolg.
Die Ergebnisse der Studien des Bayerische Zentrums für Tourismus (BZT) sind abrufbar unter:
https://bzt.bayern/tagesausflugsverhalten-bayern-umfrage/ und
https://bzt.bayern/besucherlenkung-bayerische-kommunen-umfrage/
In diesem Zusammenhang weist das Bayerische Zentrum für Tourismus auf die nächste Veranstaltung am 19. Oktober 2021 der Jahresdialogreihe „Tourismus neu denken – Bleibt alles anders?“ hin: Dann diskutieren Expert*innen aus Wissenschaft und Wirtschaft zum Thema „Post-COVID-Tourismus – mehr Nachhaltigkeit?“
Das Bayerische Zentrum für Tourismus (BZT) ist ein An-Institut der Hochschule Kempten. Es wurde im Zuge der neuen Tourismusinitiative des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gegründet und versteht sich als ein unabhängiger wissenschaftlicher Thinktank. Neben relevanten Forschungsprojekten initiiert und moderiert das BZT den praxisrelevanten Austausch zwischen Wissenschaftlern, Politikern und den verschiedenen Akteuren der Tourismuswirtschaft. Dabei stehen die Vermittlung von Wissen, die Identifikation wichtiger Themen der bayerischen Tourismuswirtschaft, die Vernetzung der bayerischen Tourismusakteure und ein lösungsorientierter Diskurs zur Förderung, Optimierung und Weiterentwicklung der Leistungsfähigkeit des bayerischen Tourismus im Fokus. Ziel des BZT ist die Förderung von Tourismuswissenschaft und -forschung sowie die Intensivierung des interdisziplinären Wissens- und Erfahrungsaustauschs. https://bzt.bayern/
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