Aufschwung für Schwellenländer dank Sonderziehungsrechte
- Länder mit geringen Reserven und unzureichendem Marktzugang profitieren
- 275 Milliarden US-Dollar als Rückenwind für Schwellenländer, insbesondere für Afrika
- Abwärtsrisiken reduzieren durch Erhöhung der Fremdwährungsliquidität für Schwellenländer
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Sonderziehungsrechte (SZR) um insgesamt 650 Milliarden US-Dollar erhöht. Eine historische Entscheidung. Die Mittelzuweisung dient nicht nur der Abdeckung des langfristigen weltweiten Bedarfs an Reserven, sondern wird den Ländern auch helfen, die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu bewältigen. Sie wird „der Welt eine Impfdosis verpassen“, wie es die geschäftsführende Direktorin des IWF, Kristalina Georgiewa, es nannte. Rund 275 Milliarden US-Doller fließen in die Entwicklungsländer, was den Schwellenländern einen erheblichen Aufschwung verleihen wird.
Wie werden die Schwellenländer von der SZR-Zuteilung profitieren?
Der IWF hat den Schwellenländern seit Ausbruch der Pandemie zur Seite gestanden. Er hat bereits über 100 Milliarden US-Dollar über verschiedene Kreditprogramme an arme Länder und Länder mit mittlerem Einkommen ausgezahlt. Schon zuvor haben die Schwellenländer von der Debt Service Suspension Initiative (DSSI) der Weltbank und dem sogenannten Gemeinsamen Rahmen für Schuldenbehandlungen der G20 Unterstützung erhalten. Die jüngste SZR-Allokation ist ein willkommener Impuls.
Darüber hinaus ist der globale Umfang der SZR ein Zeichen der internationalen Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zur Linderung der negativen Auswirkungen der Pandemie. Dies dürfte das Vertrauen in die Schwellenländer sowohl in der internationalen Finanzgemeinschaft als auch auf den Finanzmärkten stärken. Die Zuteilung bietet den Entwicklungsländern zusätzliche Mittel zum Impfstoffkauf, zur Finanzierung der Gesundheitsversorgung und zur Unterstützung gefährdeter Bürger. Die allgemeine SZR-Allokation hat weitere eindeutige Vorteile. Einer davon ist, dass die Auszahlung relativ schnell erfolgt, im Gegensatz zu herkömmlichen IWF-Darlehen, die in der Regel langwierige und komplexe Verhandlungen erfordern. Die schnelle Auszahlung wird Ländern mit geringen Reserven und unzureichendem Marktzugang erhebliche Vorteile bringen.
Darüber hinaus erhöhen SZR nicht direkt die Schuldenlast eines Landes, und den Ländern entstehen auch keine Kosten für die Rückzahlung von Kupons. Anders als bei der konventionellen Kreditaufnahme im Ausland besteht kein Rollover-Risiko. SZR-Empfänger vermeiden auch das Stigma, an ein traditionelles IWF-Programm gebunden zu sein. Die Verwendung von SZR ist nicht an bestimmte Bedingungen geknüpft; die Länder können die Erlöse nach eigenem Ermessen verwenden. Und da SZR fünf Währungen umfassen, bieten sie eine größere Stabilität als Währungsreserven in einer einzigen Währung. Während Kritiker bemängeln, dass die Industrieländer, die diese Mittel nicht benötigen, den Großteil der erhöhten SZR-Zuteilung erhalten, werden die ärmsten und bedürftigsten Länder den größten Zuwachs an Bruttodevisenreserven bekommen.
Die Bedeutung der Zuteilung für die Devisenreserven der Schwellenländer
Die 275 Milliarden US-Dollar, die an die Schwellen- und Frontier-Länder ausgezahlt gehen, bedeuten eine Aufstockung ihrer internationalen Reserven um 10 Prozent, in einigen Fällen sogar einer Verdoppelung. Länder mit niedrigem Einkommen haben etwa 21 Milliarden US-Dollar erhalten. In einigen Fällen sind das mehr als 6 Prozent ihres BIP. Was den prozentualen Anteil der Devisenreserven betrifft, so scheint Afrika ein großer Gewinner zu sein (siehe Abbildung 1, violette Balken). Sambias derzeitige Devisenreserven haben sich nun mehr als verdoppelt. Andere große Profiteure sind afrikanische Länder, die ihre Devisenreserven über Währungsunionen wie die Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft Zentralafrikas (CEMAC) und die Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion (WAEMU) zusammengelegt haben. Die Devisenreserven Benins wurden im Rahmen der WAEMU um 10-11 % aufgestockt. Von den anderen afrikanischen Ländern kämpfen Ghana und Kenia mit hohen Kosten für Auslandskredite und erfahren jetzt eine willkommene Entlastung.
In Asien erfahren kleinere Länder wie Pakistan und Sri Lanka weitaus größere Impulse als die größeren Volkswirtschaften Indonesien und Indien. Sri Lanka, das demnächst erhebliche Auslandsschulden zurückzahlen muss, erhält eine dringend benötigte Kapitalspritze. Ecuador und Argentinien sind die Spitzenreiter in Lateinamerika, während die Slowakei und die Ukraine in den europäischen Schwellenländern hervorstechen. Für die Ukraine wird die Auszahlung dazu beitragen, die jüngsten Fortschritte hinsichtlich der externen Anfälligkeit samt der kürzlich unterzeichneten IWF-Bereitschaftskreditvereinbarung abzusichern.
Abwärtsrisiken für die Schwellenländer begrenzen
Im Allgemeinen erleichtert der Anstieg der Fremdwährungsliquidität die Rückzahlung von Auslandsschulden, schafft Spielraum für höhere Importe und stützt die Binnennachfrage. Natürlich ist die aufgestockte SZR-Zuteilung kein Allheilmittel. Wir werden genau beobachten, wie die einzelnen Länder ihre SZR-Zuteilung nutzen. Wir betrachten dies als eine positive Entwicklung, die die Abwärtsrisiken für Schwellenländeranleihen als Anlageklasse weiter reduziert. Der IWF stellte kürzlich fest, dass sich die außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte seit Ausbruch der Pandemie in den Schwellenländern generell verbessert und in den Industrienationen, insbesondere in den USA, verschlechtert haben.
Zusätzlicher Spielraum ist in Sicht, da die Gespräche zwischen den Industrieländern über die Umverteilung ihrer SZR in Form von Spenden fortgesetzt werden. Wenn man berücksichtigt, dass die weltweiten Maßnahmen Probleme wie Impfungen und andere Gesundheitsbedürfnisse adressieren könnten, dann könnten die G7 eine Umverteilung von 100 Milliarden US-Dollar an SZR unterstützen. Frankreich hat sich bereits verpflichtet, einen Teil seiner SZR für Afrika umzuwidmen, und hat andere Industrieländer gebeten, dazu beizutragen, den SZR-Betrag für den Kontinent auf 100 Milliarden US-Dollar zu erhöhen. Auch China hat sich dieser Aufforderung angeschlossen.
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