BME: Längerer Bahnstreik wäre Rückschlag für nachhaltigen Schienengüterverkehr
Sowohl die COVID-19-Pandemie als auch die Folgen der Flutkatastrophe hätten bereits zu Beeinträchtigungen in den Lieferketten geführt. Diese würden bei der jetzt anstehenden Ausweitung des GDL-Bahnstreiks zusätzlich unter Druck gesetzt. Während der vom 23. bis 25. August stillstehende Personenverkehr vor allem die Bürger und Bürgerinnen treffe, hätten die Just in Time produzierenden Industriebetriebe, allen voran der Automotive-Sektor, unter dem jetzt an fünf Tagen ruhenden Schienengüterverkehr zu leiden. Denn sie seien auf die kontinuierliche Belieferung mit Rohstoffen und Produktionsmaterial angewiesen, fügte Frau Ullah hinzu.
Der BME setze sich seit Jahren dafür ein, Global Player und KMU für umweltfreundliche Alternativen zum Straßengüterverkehr sensibilisieren. Mit Blick auf mehr Nachhaltigkeit im Schienenverkehr und den damit verbundenen ehrgeizigen Klimaschutzzielen sei ein langanhaltender Bahnstreik ein herber Rückschlag für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
„Angesichts der ohnehin schon angespannte Situation in den Lieferketten appellieren wir an beide Verhandlungsseiten, die Tarifauseinandersetzung möglichst schnell zu beenden. Mit Blick auf die Verantwortung für die reibungslose Güterversorgung von Wirtschaft und Gesellschaft sollte es für DB und GDL jetzt darum gehen, umsichtige Entscheidungen zu treffen“, erklärte die BME-Vorstandsvorsitzende.
„Das Verarbeitende Gewerbe ist auf die lückenlose Grundversorgung mit Rohstoffen, Vorprodukten und Produktionsmaterial angewiesen. „Der jetzt über fünf Tage stillstehende Schienengüterverkehr werde rohstoffabhängige Branchen wie die Stahl- und Chemieindustrie, aber auch den Bau- und Agrarsektor besonders treffen“, so Carsten Knauer, BME-Leiter Sektion Logistik/SCM und Referent Fachgruppen. Er verwies in diesem Zusammenhang auf Schätzungen des Instituts der deutschen Wirtschaft, wonach die durch den GDL-Streik bei den Unternehmen entstehenden Schäden pro Tag bis zu 100 Millionen Euro betragen können.
Die Deutsche Bahn stehe seit Jahren in einem intensiven Wettbewerb mit anderen Verkehrsträgern. „Der jetzt anstehende GDL-Bahnstreik könnte das Vertrauen der Verlader und Spediteure in den Schienengüterverkehr massiv beschädigen“, gab Knauer zu bedenken.
Ein über mehrere Tage anhaltender Bahnstreik stelle auch die Krisenabwehr in den Unternehmen vor große Herausforderungen. So lasse die extrem kurze Zeitspanne zwischen dem Ausrufen und Durchführen des Arbeitskampfes weder Einkauf noch Logistik und Supply Chain Management genügend Spielraum für die Suche nach geeigneten Ersatzverkehrsträgern. Den Logistik-Dienstleistern werde zudem die Möglichkeit genommen, ihre Kunden über drohende Lieferausfälle zu informieren und ihnen mögliche Alternativen vorzuschlagen.
„Unsere Einkäufer und Logistiker sind gestählt aus den zahlreichen Krisen der vergangenen Jahre hervorgegangen. Deshalb wissen Sie genau, wie sich Lieferketten auch bei Störfällen wetterfest machen lassen. Allerdings stellt der jetzt ausgerufene Streik der Bahn eine neue Qualität dar“, zeigte sich Knauer überzeugt. Bisher ließen sich zeitlich eng befristete Streiktage von den Unternehmen durchaus verkraften, weil das Ende des Arbeitskampfes stets in Sicht war. „Das ist jetzt angesichts von fünf Streiktagen schon anders“, fügte der BME-Logistik-Experte abschließend hinzu.
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