China: noch lange nicht am Peak
Vor allem die Technologie-Branche wurde von den chinesischen Behörden unter die Lupe genommen. Börsengänge mussten abgesagt werden, Firmen wurden zerschlagen und boomende Krypto-Mining-Unternehmen an vielen Stellen der Boden entzogen. „Das klingt nach einem Schlag der Kommunistischen Partei gegen die Privatwirtschaft“, sagt Gerlinger. „Doch das Gegenteil ist der Fall.“ Chinas Führung baut das Land drastisch um. Statt als Werkbank der Welt zu dienen, soll die Volkswirtschaft technologisch und wirtschaftlich führend in der Welt werden. Die Elektromobilität ist nur ein Beispiel, das zeigt, wie weit China in manchen Bereichen den Staaten des Westens bereits voraus ist.
„Die jetzt beschlossenen staatlichen Maßnahmen dienen nicht dazu, den Privatsektor zu beschädigen“, sagt Gerlinger. Vielmehr handelt es sich um eine Anpassung an westliche Standards, was die Regulierung angeht. „Internetplattformen und E-Commerce konnten in China über Jahre fast unreguliert und unbeaufsichtigt wachsen“, so Gerlinger. „Das führte zu Branchen-Wachstumsraten, die deutlich etwa über denen der USA lagen.“ Jetzt werden Schlupflöcher geschlossen, die auch viele westliche Nationen lange bemängelt haben.
Insgesamt werde der Wettbewerb innerhalb Chinas aber auch im internationalen Vergleich fairer. „Das ist eine Entwicklung, die langfristig eher positiv wirken wird“, so Gerlinger. „Und natürlich will die chinesische Führung auch ein Zeichen nach innen setzen, zeigen, wer der Herr im Hause ist.“ Denn je mehr Freiheiten die Bürger bekommen und je mehr Freiheiten sich die Unternehmen herausnehmen, desto mehr schrumpft auch der Einfluss der KP. „Hier wollte die Führung gegensteuern – und hat das auch geschafft“, so Gerlinger.
Die Börsenkurse vieler Unternehmen fielen, der chinesische Markt wurde von Investoren gemieden. „Ein Fehler“, sagt Gerlinger. „Langfristig ist die Region als Wachstumsmotor der Weltwirtschaft wichtig, allein der chinesische Konsum ist wahrscheinlich noch Jahrzehnte von seinem Peak entfernt.“
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