Eröffnung der Neuen Nationalgalerie in Berlin: Wissenschaftler der Hochschule Bremen helfen bei der Sanierung
„Wenn Tragwerke nach den gültigen Normen nicht nachgewiesen werden können und Verstärkungen keine Alternative sind, bleiben als letzte Möglichkeit Belastungsversuche“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Marc Gutermann, Leiter des IFES. Dadurch können Tragreserven aufgedeckt und Tragfähigkeiten nachgewiesen werden, die mit dem Computer nicht zu ermitteln sind. „Unsere Erfahrungen aus mehreren hundert Messungen haben gezeigt, dass die Bauwerke trotz ihres Alters oder etwaiger Mängel meist besser sind, als in den Rechenmodellen prognostiziert“.
Diese Hoffnung bestand auch bei der Neuen Nationalgalerie, bei dessen zweiachsig gespannten Stahlbeton-Kassettendecken die Bügelbewehrung nicht normgerecht eingebaut war. Wegen der zu tiefliegenden Bügel konnte der auflagernahe Schubnachweis weder modelliert noch geführt werden.
In zwei Kampagnen (2015 und 2017) wurden jeweils zwei unterschiedliche Stahlbetontragwerke im Außen- und Innenbereich getestet. Über 20 Sensoren wurden an den maßgebenden Stellen installiert und erfassten das Tragverhalten der Bauteile während einer kontrollierten Belastung mit bis zu 71 Tonnen. „Die Messkurven zeigten durchweg ein unkritisches, nahezu lineares Verformungsverhalten bis zur Ziellast. Wir konnten die Tragsicherheit der Bauteile erfolgreich nachweisen“, fasst Prof. Dr. Gutermann die Ergebnisse zusammen. Für die Sanierung eine wichtige Erkenntnis, denn ohne ausreichende Tragsicherheit, können alle anderen Gewerke nicht ausgeführt werden. Der Termin zur Wiedereröffnung mit der Sonderausstellung „Die Kunst der Gesellschaft 1900-1945“ wäre nicht zu halten gewesen. Der komplette Sanierungsprozess kann im Buch „Neue Nationalgalerie Berlin: Sanierung einer Architekturikone“ nachgelesen werden, erschienen im jovis-Verlag (ISBN 978-3-86859-687-8).
Für das Bremer Institut ist es nach Untersuchungen am Neuen Museum Anfang des Jahrhunderts bereits der zweite Einsatz an einem Berliner Museumsbau
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