Höhere Bildung schützt auch in der Krise vor Arbeitslosigkeit
"Albanien leidet unter einer hohen Jugendarbeitslosigkeit. Die Nähe zu Europa führt dazu, dass viele junge Menschen auswandern und versuchen, beispielsweise in Deutschland eine Ausbildung zu machen", erklärt Tobias Schmidt, Leiter der internationalen Projektarbeit der HWK Dortmund. In Tirana werde viel gebaut, Fachkräfte seien dort daher sehr gefragt. "Das Handwerk, beziehungsweise qualifizierte Fachkräfte, haben in Albanien einen hohen Stellenwert und ist ein Garant für einen schnellen Arbeitsmarkteinstieg. Die Region ist daher ein sehr guter Ort, um berufliche Bildung voranzutreiben", so Schmidt.
Durch den Aufbau solider Werkstattkapazitäten vor Ort und der Durchführung von Train-the-Trainer-Schulungen, beispielsweise in Schweißtechnik, der Feinwerkmechanik, Sanitär-, Heizung-, und Klima- sowie Elektrotechnik, sollen Ausbildungsgegebenheiten verbessert und parallel dazu auch konkrete Weiterbildungsangebote etabliert werden. Dazu gehört auch der Aufbau einer Schweißkursstätte, die nach dem Regelwerk des Deutschen Verband für Schweißen und verwandte Verfahren e.V. (DVS) qualifizieren soll, um die Wettbewerbsfähigkeit und den Handel mit anderen Ländern zu ermöglichen. "Über die Vernetzung mit der Wirtschaft und der IHK vor Ort wird somit versucht, Schülerinnen und Schüler schneller in den Arbeitsmarkt aufzunehmen und bestehendes Personal zu qualifizieren", sagt Schmidt.
Entstanden ist das Projekt durch intensive Netzwerkarbeit vor Ort, die durch den HWK-Projekt-Koordinator Franc Musolli angestoßen wurde. Die katholische Kirche, die die Schule in Rrëshen unterhält, erfuhr von den Aktivitäten in Kosovo und trat mit der Handwerkskammer in den Dialog. Es folgte eine Kennenlernphase mit gegenseitigen Besuchen. Nur wenige Monate vor der Corona-Pandemie fiel nach einer Projektfindungsmission in Albanien der Startschuss für die Berufsbildungspartnerschaft, die vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung über die sequa gGmbH, einer weltweit tätigen, gemeinnützigen Entwicklungsorganisation, finanziert wird. Die Auswirkungen von Corona stellten die Projekt-Verantwortlichen gleich zu Beginn vor Herausforderungen, die jedoch durch die alternative Nutzung digitaler Möglichkeiten gemeistert werden konnten.
So wurde mithilfe einer virtuellen Werkstattanalyse, bei der die Personen vor Ort während einer Videokonferenz mit ihren Smartphones oder iPads durch die Werkstätten gegangen sind, von Ausbilder*innen der HWK Dortmund eine erste Bestandsanalyse durchgeführt. Auf Basis dieser Analyse wurden Beschaffungslisten erstellt sowie der Einbau und die Montage veranlasst, um nach Abebben der Corona-Pandemie durchstarten zu können. Ältere Geräte der Schweißkursstätte in Dortmund, welche durch geförderte Neugeräte ersetzt worden sind, wurden auf Vordermann gebracht und an die Partnerberufsschule gegen den Restwert über das Projektbudget übergeben. Darüber hinaus wurden weitere Werkstätten auf Basis der Kursinhalte mithilfe der BMZ-Mittel ausgestattet. Online-Seminare und virtuelle Schulungen wurden in den bereits genannten Gewerken durchgeführt. "Bislang haben über 150 Personen an den Train-the-Trainer-Schulungen teilgenommen", bilanziert Schmidt. Berufsbildungspartnerschaften laufen generell über zwei Phasen zu jeweils drei Jahren. Das Projekt befindet sich derzeit noch in der ersten Hauptphase und läuft noch bis 12/2022. Nach weiterer Abnahme des Infektionsgeschehens werden sogenannte Kurzzeitexperten die Schule besuchen und sowohl technische als didaktische Trainingsdurchführen und neue Seminarangebote etablieren, um der Region zu wirtschaftlichem Erfolg zu verhelfen.
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