Lieferengpässe machen Boom unwahrscheinlicher
Dass die neue Prognose des Indikators gedämpfter ausfällt, hat mehrere Gründe: Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe ist zuletzt etwas gesunken, weil die weltweite wirtschaftliche Erholung sowie Transportprobleme zu Engpässen bei manchen Bauteilen, Vorleistungen und Rohstoffen geführt haben, beziehungsweise die Preise dafür deutlich anzogen. Das erhöht auch den „Stress“ an den Finanzmärkten leicht. Schließlich ist der Zinsunterschied zwischen Staats- und Unternehmensanleihen moderat gewachsen, Unternehmen müssen also etwas höhere Finanzierungskosten tragen. Positive Signale liefern hingegen die Daten zu den Auftragseingängen im Verarbeitenden Gewerbe, die weiterhin dynamisch wachsen, sowie die zuletzt merklich gestiegene Zahl der offenen Stellen. Diese Trends haben eine stärkere Eintrübung im Indikator verhindert.
Das IMK rechnet damit, dass sich die Situation bei den Vorleistungen im weiteren Jahresverlauf entspannen wird, und sich das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr beschleunigt. Die aktuelle Bremswirkung sei aber 2021 nicht mehr vollständig wettzumachen: „Die große Lücke zwischen Auftrags- und Produktionsentwicklung macht die hohe Abhängigkeit der Lieferketten von Produktionsstandorten außerhalb Europas deutlich. In den nächsten Monaten dürfte es zwar nach und nach zu einer angebotsseitigen Anpassung an die rege Nachfrage kommen; ein Teil der Produktion wird sich jedoch ins nächste Jahr verschieben“, sagt IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld. Noch stärker könnte ein anderer Faktor den gleichwohl weiter erwarteten Aufschwung gefährden, warnt der Ökonom: „Das größte Risiko für die Konjunktur ist der verlangsamte Impffortschritt und die um sich greifenden, hochansteckenden Corona-Virusvarianten.“
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.
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