Runter von der Rehabank
Diagnose entscheidet Behandlungsart
Ob beim Fußball, Tennis, Golf oder Reiten: Viele Sportler waren schon einmal von einer Muskel- oder Gelenkverletzung betroffen. Abrupte Stoppbewegungen, dynamische Richtungswechsel, schnelle Drehbewegungen, Sprints und Überstreckungen belasten nicht nur Schulter, Knie und Fuß, sondern auch den Rücken. Blockaden im Iliosakralgelenk, Wirbelfrakturen, Steißbeinschmerzen oder Bandscheibenvorwölbungen und -vorfälle können nach intensiven Trainingseinheiten oder Sportunfällen auftreten. „Nach einem Sportunfall entscheidet die Diagnose über die anschließende Behandlung. Während beispielsweise stabile Frakturen oft konservativ behandelt werden, erfordern schwere und instabile Verletzungen einen operativen Eingriff“, sagt Dr. Sabarini und ergänzt: „Anforderungen und Erwartungen an die Behandlungen sind häufig sehr hoch, da Verletzungen an der Wirbelsäule oft mit Einschränkungen der sportlichen Aktivität verbunden sind. Die Ausgangssituation für die Wiederaufnahme des Trainings ist bei Sportlern aufgrund des gut ausgebildeten Körpergefühls und Koordinationsvermögens sowie der Disziplin und hohen Akzeptanz für rehabilitative Maßnahmen insgesamt jedoch sehr gut.“
Mobilisation, Stabilisierung und Training
Aufgrund der komplexen Anatomie und Biomechanik der Wirbelsäule und des breiten Spektrums möglicher Verletzungen lässt sich ein generelles Standardprotokoll für die Rückkehr zum Sport nur schwer erstellen. Jedoch sollte die Mobilisierung in der Regel bereits mit dem Einleiten einer konservativen Behandlung oder früh nach der Operation stattfinden. „Auch schon während einer Operation können Ärzte durch mikrochirurgische Eingriffe Nerven, Muskeln und Gewebeteile schonen, sodass die Therapieerfolge verbessert werden können“, so der Rückenspezialist. In der frühen postoperativen Phase, etwa ab dem zweiten Tag nach der OP, liegt der Fokus beispielsweise auf dem Übergang zu normalen Bewegungsmustern und der Mobilisation zur Selbsthilfefähigkeit. In der Phase der Stabilisierung, ungefähr in der zweiten Woche, werden axiale Belastung und Koordinationstraining, Kraft-, Ausdauer- sowie Rückenübungen durchgeführt. Ungefähr ab Woche 8 können die Übungen vermehrt in Eigenregie erfolgen, ab Woche 12 lässt sich teilweise schon die volle Belastbarkeit und Trainierbarkeit für Patienten realisieren. „Beginn und Auswahl der Intensität des spezifischen Trainings gilt es jedoch immer in Absprache mit dem Arzt, Physiotherapeuten und gegebenenfalls Trainer abzustimmen. Ambitionierte Athleten und Leistungssportler sollten auch schon im Rahmen der Physiotherapie und der Reha mit spezifischem Training für die jeweilige Sportart einsteigen – aber am besten unter Anleitung“, berichtet Dr. Sabarini.
Sporttauglichkeit nach mehreren Wochen
Insgesamt gründet sich die Bestätigung der Sporttauglichkeit nach Wirbelsäulenverletzungen meist auf einer umfassenden Entscheidungsfindung von Ärzten und Physiotherapeuten. Diese beruht wiederum auf der Basis medizinischer Guidelines und der Überprüfung des individuellen Risikoprofils. Freiheit von Schmerz und neurologischen Symptomen sowie volles freies Bewegungsausmaß der Patienten spielen dabei wichtige Voraussetzungen. In der Regel stellt damit zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall keine Kontraindikation für den Sport dar. „Die Belastung der Wirbelsäule wird nach einem Eingriff mit physiotherapeutischen Übungen schrittweise gesteigert. Zunächst empfiehlt es sich, die Wirbelsäule nur gering zu belasten, ab der dritten Woche sind sportliche Aktivität und körpernahes Heben im schmerzfreien Rahmen wieder möglich. Ab Woche 8 lässt sich bei einigen Patienten bereits eine normale Belastbarkeit erwarten“, weiß Dr. Sabarini.
Von Sportart zu Sportart unterschiedlich
In Bezug auf die Wirbelsäulenbelastung lassen sich Sportarten in vier Kategorien unterteilen: 1. Fördernde Sportarten wie Gehen, Walken oder Skilanglauf. 2. Indifferente Sportarten wie Tanzen, Turnen oder alpiner Skilauf. 3. Nicht fördernde Sportarten wie Tennis, Golf oder Klettern. 4. Belastende Sportarten wie Kampf-, Kontakt- und Kollisionssportarten. Nach einer Wirbelsäulenoperation kann Krafttraining schnell wieder aufgenommen werden. Die Belastungsintensität gilt es am besten mit Physiotherapeuten und Ärzten abzustimmen. „Auch Radfahren als Ausdauertraining lässt sich aufgrund der geringeren vertikalen Stoßeinwirkung und ausbleibender Torsionsbelastung der Wirbelsäule frühzeitig beginnen. Durch Anpassung der Sattelhöhe kann der zu schonende Bereich auch deutlich entlastet werden. Geländefahrten und Renneinsätze gehen jedoch mit einem erhöhten Sturzrisiko einher und sollten nicht vor dem sechsten oder siebten Genesungsmonat erfolgen“, sagt der Neurochirurg. Ebenfalls Schwimmen zählt zu den geeigneten Sportarten, um Ausdauer und Kraft rückenschonend wiederherzustellen – allerdings erst nach abgeschlossener Wundheilung nach etwa drei bis sechs Wochen. Zudem lässt sich nicht jeder Schwimmstil empfehlen, vorher sollte also die Abstimmung mit einem Arzt erfolgen. Da Ballsportarten meist mit Körperkontakt und Kollisionen einhergehen, raten Ärzte zu einer Rehabilitationszeit von mindestens sechs Monaten. „Auch bei Tennis oder Squash wird in der Regel von einem Wiedereinstieg vor sechs Monaten abgeraten. Vorher können erfahrene Spieler nach Rücksprache neben Kraft- und Ausdauertraining mit leichten Übungen für das Ballgefühl beginnen. Beim Golf müssen Patienten mit ähnlichen Rehabilitationszeiten rechnen. Zudem sollten Golfspieler zur Entlastung der Wirbelsäule ihre Schlagtechnik umstellen und insgesamt mit einem kürzeren Schwung ohne Hohlkreuz beim Finish spielen“, so Dr. Sabarini abschließend.
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