Staatliche Museen zu Berlin veröffentlichen online historische Erwerbungsbücher
„Die Popularität und der Stellenwert von Museen definieren sich vorwiegend über ihre Sammlungen und deren besondere Qualitäten“, so Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin. „Das Wissen über die kunst- und kulturgeschichtliche Relevanz der von ihnen bewahrten Objekte ist das Grundelexier der Museumsarbeit. Für dieses Wissen bilden die Inventare und Erwerbungsbücher als Gedächtnisträger seit jeher die zentrale Grundlage. Wir freuen uns daher sehr, dass diese wesentliche Informationsquelle für die Provenienzforschung der Berliner Sammlungen nun nach und nach digital zur Verfügung steht und weltweit abgerufen werden kann.“
Ab sofort stehen die Erwerbungsbücher des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung, des Ethnologischen Museums, der Gemäldegalerie, der Kunstbibliothek, des Museums für Islamische Kunst, des Museums für Vor- und Frühgeschichte und des Münzkabinetts zur Verfügung. Insgesamt decken die historischen Dokumente einen Zeitraum von 1650 bis 2010 und beinhalten so herausragende Sammlungshighlights wie die Nofretete, die Mschatta-Fassade, Botticelli-Meisterwerke oder kostbare Piranesi-Handzeichnungen. Seit 2014 werden Neuzugänge in den Sammlungen in elektronischer Form dokumentiert.
Die Veröffentlichung der historischen Erwerbungsbücher im nahezu unkommentierten pdf-Format versteht sich als „advance publishing“ und stellt nur einen ersten Schritt einer schnellen und umfassenden Bereitstellung der Dokumente dar. Die Erwerbungsbücher der acht weiteren Museumssammlungen werden derzeit gesichtet, digitalisiert und kontinuierlich zugänglich gemacht.
Die nun zugänglich gemachten Erwerbungsbücher und Zugangsverzeichnisse sind tabellarisch knapp strukturiert. Das Ordnungsprinzip der zeilenweisen Einträge ist eine laufende Nummer in chronologischer oder nach Jahrgängen gereihter Folge. Der Umfang und die Informationstiefe einzelner Einträge variieren nach den historischen Sammlungsbereichen und den Berichtszeiträumen. Während in dem einen Fall kaum mehr als ein Zugangsdatum und eine Inventarnummer mitgeteilt werden, sind es in dem anderen Fall erschöpfende Notizen zum Zustand der Objekte, zu Provenienz und Vorbesitz sowie zum Erwerbungsverlauf. In der Regel fungierten Sammlungsdirektor*innen, wissenschaftliche Mitarbeiter*innen oder Kustod*innen als Verzeichnisführer*innen.
Unterschiedliche Handschriften in den Verzeichnissen, zumal in deutscher Kurrentschrift, stellen eine hohe Lese- und Verständnishürde dar. Verkürzte, oft nur der historischen Verwaltung geläufige Verweisformen erschweren darüber hinaus die Lesbarkeit. Nicht selten mündet das Notieren von Verlagerungen, Abgaben und Auslagerungen, von Kriegsverlusten und Rückerwerbungen in labyrinthische Verzeichnisstrukturen, in denen sich der rote Faden einzelner Objektbiografien nur mit guten Kenntnissen des historischen Museumswesens verfolgen lässt.
Als historische Speicher der Bestände dokumentieren die Erwerbungsbücher die seit mehreren Jahrhunderten kontinuierlich erfolgende Sammlungstätigkeit. Neben der Entstehung und dem stetigen Ausbau der Museen spiegelt sich in ihnen immer auch ein Stück Weltgeschichte wider: das Deutsche Kaiserreiche, zwei Weltkriege, die Entstehung zweier deutscher Staaten und die damit verbundene Teilung in Ost- und West-Berliner „Zwillingsmuseen“ sowie ihre Wiedervereinigung nach 1990.
Im Rahmen des Forschungsprojekts „Provenienz und Bestand. Online Publikation der Erwerbungsbücher der Staatlichen Museen zu Berlin“ werden im Sinne der „citizen science“ frei verfügbare Primärquellen zur Provenienzforschung und Bestandserschließung digitalisiert und zugänglich gemacht. Ziel ist die kontinuierlich fortschreitende Bereitstellung des mehrere Hundert Bände umfassenden historischen Gesamtbestands. Das Projekt wurde initiiert und gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Die Erwerbungsbücher bilden gemeinsam mit den im Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin überlieferten Erwerbungsakten wesentliche Informationsquellen und Arbeitsinstrumente für Provenienzforscher*innen, die nun weltweit auf die Daten zugreifen können. Während die Bücher oftmals nur sehr knappe Informationen enthalten, dokumentieren die Erwerbungsakten den gesamten Ablauf einer Erwerbung für ein Museum: Korrespondenz mit Vorbesitzer*innen oder Händler*innen, Gutachten zum Objekt bis hin zu Rechnungen oder Schenkungsverträgen. Die historischen Erwerbungsakten sind im Zentralarchiv zum Teil sehr tief erschlossen und frei zugänglich: www.smb.museum/zentralarchiv-bestaende
Weiterführendes Informationsmaterial sowie hochauflösende Pressefotos stehen Ihnen im Pressebereich der Website der Staatlichen Museen zu Berlin zur Verfügung: www.smb.museum/presse.html
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