Finanzen / Bilanzen

Starkes Reifengeschäft im zweiten Quartal: Continental mit respektablem Ergebnis

  • Konzernumsatz 9,9 Milliarden Euro (Q2 2020: 6,6 Milliarden Euro, +49,7 Prozent),
    organisches Wachstum 55,3 Prozent
  • Bereinigtes EBIT 711 Millionen Euro (Q2 2020: -635 Millionen Euro, +1,3 Milliarden Euro)
  • Bereinigte EBIT-Marge 7,2 Prozent (Q2 2020: -9,8 Prozent)
  • Nettoergebnis 545 Millionen Euro (Q2 2020: -741 Millionen Euro, +1,3 Milliarden Euro)
  • Free Cashflow vor Akquisitionen, Desinvestitionen und Carve-out-Effekten
    327 Millionen Euro (Q2 2020: -1,8 Milliarden Euro, +2,2 Milliarden Euro)
  • Prognose Geschäftsjahr 2021 ohne Vitesco Technologies: Konzernumsatz von rund 33,5 bis 34,5 Milliarden Euro, bereinigte EBIT-Marge von rund 6,5 bis 7,0 Prozent
  • CEO Nikolai Setzer: „Nach einem bereits verhaltenen Jahresstart hat der anhaltende Mangel an Halbleitern die Automobilproduktion im zweiten Quartal wie erwartet stark gebremst“
  • Auftragsvolumen für Displaylösungen mittlerweile bei rund 5 Milliarden Euro
  • Sechs der zehn volumenstärksten Elektrofahrzeughersteller vertrauen in der Erstausrüstung auf Reifen von Continental
  • Ab 2022 will Continental den Einsatz von recycelten PET-Flaschen in der Reifenproduktion ermöglichen

Angesichts der anhaltenden makroökonomischen Herausforderungen hat Continental im zweiten Quartal 2021 ein respektables Ergebnis erzielt. Während das Geschäft im Unternehmensbereich Automotive Technologies durch die fortdauernden Engpässe bei Elektronikbauteilen beeinträchtigt wurde, legte der Unternehmensbereich Rubber Technologies insbesondere durch das gute Reifengeschäft starke Zahlen vor.

"Nach einem bereits verhaltenen Jahresstart hat der anhaltende Mangel an Halbleitern die Automobilproduktion im zweiten Quartal wie erwartet stark gebremst. Insgesamt werden der Chipengpass sowie steigende Rohstoffpreise die Automobilindustrie im gesamten Jahr 2021 belasten", sagte Nikolai Setzer, Vorstandsvorsitzender von Continental, anlässlich der Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstag und erklärte weiter: "Im Unternehmensbereich Rubber Technologies haben wir im zweiten Quartal an die Leistung der ersten drei Monate des Geschäftsjahres angeknüpft. Trotz des weiter zunehmenden Gegenwinds durch steigende Rohmaterialpreise haben wir in Summe ein starkes erstes Halbjahr hingelegt. Im Unternehmensbereich Automotive Technologies ist dagegen die Belastung aufgrund des Chipengpasses deutlich spürbar. Gleichzeitig belegen Großaufträge für Schlüsseltechnologien, wie beispielsweise großflächige Fahrzeugdisplays, die steigende Nachfrage nach unseren zunehmend digitalisierten Technologien."

Im zweiten Quartal 2021 lag der Konzernumsatz mit insgesamt 9,9 Milliarden Euro deutlich über dem Vorjahresniveau, das jedoch von den wirtschaftlichen Folgen des ersten Lockdowns aufgrund der Coronavirus-Pandemie belastet war (Q2 2020: 6,6 Milliarden Euro, +49,7 Prozent). Bereinigt um Konsolidierungskreis- und Wechselkurseffekte stieg der Umsatz um 55,3 Prozent. Im Vergleich zum schwachen Vorjahresquartal legte das bereinigte operative Ergebnis auf 711 Millionen Euro zu (Q2 2020: -635 Millionen Euro, +1,3 Milliarden Euro). Daraus resultierte eine bereinigte EBIT-Marge von 7,2 Prozent (Q2 2020: -9,8 Prozent). Das Nettoergebnis belief sich auf 545 Millionen Euro (Q2 2020: -741 Millionen Euro). Der Free Cashflow vor Akquisitionen, Desinvestitionen und Carve-out-Effekten erreichte im zweiten Quartal 327 Millionen Euro (Q2 2020: -1,8 Milliarden Euro).

"Nach dem historisch schwachen Vorjahreszeitraum haben wir trotz des anhaltend herausfordernden Marktumfelds im abgelaufenen Quartal ein respektables Ergebnis erzielt. Die hohen frei verfügbaren Mittel erklären sich im Wesentlichen aus den geringeren Investitionen in den Monaten April bis Juni. Für das Gesamtjahr planen wir diese jedoch weiterhin mit 7 Prozent", sagte Wolfgang Schäfer, Finanzvorstand von Continental. Die Investitionsquote vor Finanzinvestitionen lag im zweiten Quartal bei 4,6 Prozent.

Marktentwicklung: starke regionale Unterschiede

In dem Zeitraum von April bis Juni 2021 zeigten sich regional weiterhin starke Unterschiede in der Entwicklung der Automobilmärkte. Insgesamt lag die weltweite Automobilproduktion nach vorläufigen Zahlen mit 18,8 Millionen Einheiten um 8,9 Prozent deutlich unter der des ersten Quartals dieses Jahres (20,6 Millionen Einheiten). Aufgrund der Verschärfung der Lieferengpässe bei Halbleitern gingen die Produktionszahlen im Vergleich zum ersten Quartal 2021 in Nordamerika um 11,5 Prozent auf 3,2 Millionen Einheiten und in Europa um 12,0 Prozent auf 4,1 Millionen Einheiten deutlich zurück. Nur in China lagen die Produktionszahlen mit 5,8 Millionen Einheiten in etwa auf dem Niveau des ersten Quartals 2021 (+0,1 Prozent).

Marktausblick und Prognose für das Geschäftsjahr 2021

Die Marktentwicklung wird in den kommenden Monaten weiterhin von einer hohen Volatilität geprägt sein. Die Engpässe bei Halbleitern bestimmen maßgeblich die Automobilproduktion. Nach 74,6 Millionen produzierten Pkw und leichten Nutzfahrzeugen im vergangenen Jahr erwartet Continental mit Blick auf das Gesamtjahr eine Zunahme zwischen 8 und 10 Prozent (zuvor 9 bis 12 Prozent).

Den Ausblick auf das Gesamtjahr passt Continental für die fortgeführten Aktivitäten, somit ohne Vitesco Technologies, an. Continental erwartet einen Konzernumsatz von rund 33,5 bis 34,5 Milliarden Euro (zuvor 32,5 bis 34,5 Milliarden Euro) und eine bereinigte EBIT-Marge von rund 6,5 bis 7,0 Prozent (zuvor 6 bis 7 Prozent).

Für die fortgeführten Aktivitäten von Automotive Technologies erwartet Continental einen Umsatz von rund 16,0 bis 16,5 Milliarden Euro (zuvor 16 bis 17 Milliarden Euro) und eine bereinigte EBIT-Marge in einer Bandbreite von rund 0,5 bis 1,0 Prozent (zuvor 1 bis 2 Prozent). Wie im Wesentlichen bereits angekündigt sind hierin unter anderem erhöhte Kosten für Sonderfrachten in Höhe von rund 200 Millionen Euro sowie zusätzliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Wachstumsfeld assistiertes und automatisiertes Fahren von nunmehr etwa 150 bis 200 Millionen Euro enthalten. Die angepasste Prognose der bereinigten EBIT-Marge ergibt sich insbesondere aus rechnungslegungsbedingten Einmaleffekten aus dem geplanten Spin-off von Vitesco Technologies in Höhe von rund 80 Millionen Euro. Diese belasten die bereinigte Marge von Automotive Technologies, haben jedoch keine Auswirkungen auf das Konzernergebnis.

Der Umsatz des Unternehmensbereichs Rubber Technologies wird nun zwischen rund 17,2 und 17,8 Milliarden Euro (zuvor 16,5 bis 17,5 Milliarden Euro) erwartet und die bereinigte EBIT-Marge zwischen rund 12,5 und 13,0 Prozent (zuvor 11,5 und 12,5 Prozent). Hierin sind zu erwartende Belastungen aus höheren Rohmaterialpreisen in Höhe von etwa 500 Millionen Euro enthalten (zuvor 350 Millionen Euro). Diese fallen im Wesentlichen für Synthese- und Naturkautschuk an.

Nach Wirksamwerden der Abspaltung von Vitesco Technologies wird zudem die Auftragsfertigung als neuer Unternehmensbereich von Continental unter dem Namen Contract Manufacturing ausgewiesen. Derzeit werden noch an 21 Produktionsstandorten sowohl Produkte von Vitesco Technologies als auch Produkte von Continental gefertigt. Daraus resultiert die Notwendigkeit, dass Continental-Gesellschaften Produkte im Wege der Auftragsfertigung für Vitesco Technologies fertigen und umgekehrt. Dies ist nicht auf Dauer angelegt. Vielmehr soll das Volumen in den kommenden Jahren kontinuierlich reduziert werden. Für den neuen Unternehmensbereich Contract Manufacturing wird ein Umsatz von rund 250 Millionen Euro und eine bereinigte EBIT-Marge von rund 2 bis 3 Prozent erwartet.

Der Free Cashflow der fortgeführten Aktivitäten vor Akquisitionen, Desinvestitionen und Carve-out-Effekten wird weiterhin zwischen rund 1,1 und 1,5 Milliarden Euro erwartet.

Entwicklung der Unternehmensbereiche

Im Unternehmensbereich Automotive Technologies erhöhte sich der Umsatz im zweiten Quartal um 47,8 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro (Q2 2020: 2,6 Milliarden Euro). Die bereinigte EBIT-Marge lag im 2. Quartal bei -1,6 Prozent (Q2 2020: -19,0 Prozent). Das organische Wachstum lag bei 57,4 Prozent. Die Verschärfung der Versorgungssituation mit Halbleitern sowie daraus resultierende geringere Absatzzahlen und höhere Aufwendungen für Frachtkosten drückten auf Umsatz und Ergebnis. Die erhöhten Frachtkosten beliefen sich im zweiten Quartal auf rund 60 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2021 gesamt: rund 110 Millionen Euro).

Unabhängig davon hat Continental im ersten Halbjahr ihre Technologiekompetenz und Zukunftsfähigkeit durch die Generierung zahlreicher Aufträge unter Beweis gestellt. Beispielsweise erhielt Continental einen Großauftrag für ein Display über die gesamte Cockpitbreite in einem Serienfahrzeug eines globalen Fahrzeugherstellers. Das Umsatzvolumen hierfür beläuft sich über die gesamte Lebensdauer auf mehr als 1 Milliarde Euro, sodass Continental inzwischen über ein Auftragsvolumen für Displaylösungen in Höhe von rund 5 Milliarden Euro verfügt. Zudem hat das DAX-Unternehmen in China die Kapazitäten für die Entwicklung von Software weiter erhöht, um im wachsenden chinesischen Markt die lokale Expertise weiter zu stärken. So wurde jüngst im chinesischen Chongqing, im Südwesten des Landes, ein Entwicklungszentrum für Software und Systeme eröffnet.

Der Unternehmensbereich Rubber Technologies stellte seine Stärke im zweiten Quartal erneut unter Beweis. Der Umsatz belief sich mit einem Plus von 46,9 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro (Q2 2020: 3,0 Milliarden Euro) und die bereinigte EBIT-Marge auf 14,6 Prozent (Q2 2020: 1,2 Prozent). Das organische Umsatzwachstum lag bei 50,4 Prozent. Besonders positiv entwickelte sich das Geschäftsfeld Tires, das von einem global starken Lkw- und Pkw-Ersatzreifengeschäft profitierte. Darüber hinaus beweisen Reifen von Continental ihre Stärke im Segment der Elektrofahrzeuge. Sechs der zehn weltweit volumenstärksten Hersteller von Elektrofahrzeugen haben 2020 in der Erstausrüstung auf Continental-Technologie vertraut. Einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit geht das Unternehmen ab 2022, denn dann will Continental den Einsatz von recycelten Polyethylenterephthalat-Flaschen, sogenannten PET-Flaschen, in der Reifenproduktion ermöglichen. Über einen mechanischen Prozess wird aus den PET-Flaschen nachhaltiges Polyestergarn gewonnen, wodurch herkömmliches Polyester vollständig ersetzt werden kann.

Der Bereich ContiTech stärkt weiter die Digitalisierung seiner Produkte und weitet die Expertise im Bereich Industrie 4.0 aus. Dafür hat Continental eine Minderheitsbeteiligung an dem Start-up Feelit erworben. Feelit bietet hochmoderne Lösungen für die vorausschauende Wartung von Industrieanlagen und Maschinen. Dabei kommen spezielle Hardwaresensoren und Algorithmen zum Einsatz. Das Start-up-Unternehmen hat eine Sensortechnologie entwickelt, die bis zu 50-mal genauer als bisherige marktübliche Lösungen ist und bringt über die dazugehörige Cloudanbindung die vorausschauende Wartung von Industrieanlagen und Maschinen auf ein neues Niveau. Darüber hinaus stattet Continental weltweit alle Premiumhersteller von Elektrofahrzeugen mit Oberflächenmaterialien aus. Dabei stehen bei elektrisch angetriebenen Fahrzeugen nachhaltige und recycelte Materialien immer mehr im Fokus.

"Auf solche Weise und in vielen anderen Fällen sind Produkte von Continental nicht nur gut für unsere Geschäfts-, sondern auch für die Klimabilanz", sagte Setzer und erläuterte weiter: "Mit unserem Fahrplan bis 2050 haben wir unsere Weichen konsequent auf Nachhaltigkeit gestellt. Ein Teil des Fahrplans betrifft emissionsfreie Fahrzeuge: Ab 2022 wird Continental ihr weltweites Geschäft für emissionsfreie Fahrzeuge klimaneutral stellen."

Der Unternehmensbereich Powertrain Technologies erzielte im zweiten Quartal einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro (Q2 2020: 1,1 Milliarden Euro, +61,6 Prozent) und eine bereinigte EBIT-Marge von 9,5 Prozent (Q2 2020: -16,3 Prozent). Das organische Wachstum lag im zweiten Quartal 2021 bei 63,5 Prozent. Durch die Anwendung von IFRS 5 infolge des beschlossenen Spin-offs von Vitesco Technologies sind im Unternehmensbereich Powertrain Technologies Abschreibungen innerhalb des Konzernabschlusses der Continental AG seit dem 16. März 2021 ausgesetzt. Dies beeinflusst unter anderem die bereinigte EBIT-Marge. Ohne die Anwendung von IFRS 5 läge die bereinigte EBIT-Marge im zweiten Quartal 2021 bei 3,5 Prozent.

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