Energie- / Umwelttechnik

Umweltverantwortung: Bäckermeister Werner Gniosdorz nutzt Pandemiezeit zur energieeffizienten Investition für die Backstube

Da präsentiert er sich in seiner Modernität – der neue Backofen in der Potsdamer Traditionsbäckerei W. Braune. Doch es ist nicht irgendein neuer, nein einer, der mehr als 21 Prozent elektrische Energie und dementsprechend rund fünf Tonnen CO2 pro Jahr beim Backen spart! Bäckermeister Gniosdorz ging gleich noch einen Schritt weiter und stellte auch die Stromversorgung des Traditionsgeschäftes auf Ökostrom um.

Bis mit dem Energiespar-Backofen zum ersten Mal gebacken werden konnte, sollten einige Monate ins Land gehen. Denn als sich Werner Gniosdorz entschied, in die energieeffiziente Ausstattung der Backstube zu investieren, war an die tiefgreifenden Umwälzungen, die die Coronapandemie mit sich brachte, noch nicht zu denken.

Am heutigen Freitag besuchten Wirtschafts- und Energieminister Jörg Steinbach und Handwerkskammerpräsident Robert Wüst den Handwerksbetrieb, um sich zu Fragen der Energiewende auszutauschen.

Nach umfangreicher Beratung durch die Beauftragten für Innovation und Technologie (BIT) bei der Handwerkskammer Potsdam und Unterstützung bei der Antragstellung im Oktober 2019 musste Gniosdorz ein Jahr bis zur Bewilligung der finanziellen Förderung durch die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) warten. „Ohne die Hilfe der Handwerkskammer Potsdam hätte ich die Antragstellung zeitlich und inhaltlich nicht stemmen können, erinnert sich der Bäckermeister und ist heute noch dankbar, die Experten der Handwerkskammer an seiner Seite gehabt zu haben: „Während der gesamten Antragsdauer sahen wir uns immer wieder mit Nachforderungen der ILB konfrontiert. Die Ermittlung der für die Antragstellung notwendigen Daten gestaltete sich tatsächlich kompliziert,“ blickt der Unternehmer auf die Vorarbeiten zurück.

Die Energieeinsparung musste nicht nur berechnet, sondern auch in einen Zusammenhang mit Investition und Amortisation gebracht werden. Da in der Bäckerei jedoch alle elektrischen Verbrauchsstellen inklusive des Backofens über einen Stromzähler liefen, galt es, alle einzeln zu bewerten sowie deren Betriebszeiten zu ermitteln oder plausibel abschätzen zu können. Erst danach konnten die notwendigen Berechnungen vorgenommen werden. Der Backofen wurde schließlich sogar gesondert über ein Leistungsmessgerät erfasst. „Die Unterstützung der Handwerkskammer hat uns zeitlich und inhaltlich enorm geholfen. Ich kann nur jedem empfehlen, eine solche kostenfreie Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich bin nicht nur mit dem Ergebnis sehr zufrieden, sondern würde diesen Weg sogar noch einmal gehen,“ blickt Gniosdorz auf das Ergebnis und die energetische Modernisierung seiner Bäckerei.

Der moderne Backofen hat nahezu identische Abmessungen und technische Anschlussdaten wie sein Vorgänger, sodass große Umbauarbeiten nicht notwendig waren. Er spart jedoch nun intelligent Energie, da er eine genauere Dosierung der Schwaden, eine bessere Wärmeisolierung und eine verbesserte Prozesssteuerung aufweist. Die Brötchen kommen nur „energieverantwortlich“ aus dem Ofen. 75 Prozent der Investitionskosten erhielt der Handwerksbetrieb von der ILB als Förderbeitrag ausgezahlt: Von den rund 57.000 Euro, die der neue Ofen kostete, entlasteten über 43.000 Euro den Geldbeutel der Bäckerei.

„Diese finanzielle Förderung lohnt sich für die Betriebe,“ lobt Handwerkskammerpräsident Robert Wüst das Unterstützungsprogramm für Unternehmen. „Das Handwerk wird durch stetig steigende Energiekosten immer mehr belastet. Backöfen in den Bäckereien, aber auch Kühlanlagen in Fleischereien, notwendige Lüftungsanlagen, Warmwasserbereitung oder Druckluft stehen beispielhaft für die größten Energieverbraucher in Handwerksbetrieben. Um steigenden Ausgaben etwas entgegenzusetzen, unterstützt das Team Innovation und Technik der HWK unsere Mitgliedsbetriebe. Die Bäckerei Braune steht stellvertretend dafür, nicht nur für den eigenen Betrieb, sondern auch für die Gesellschaft mit nachhaltigem Handeln Verantwortung zu übernehmen. Es geht im Handwerk nicht um riesige BHKW´s oder Ökostromanlagen, sondern hier findet man gelebten Umweltschutz in der Umrüstung der Produktion, der Backstube oder der Verkaufsräume,“ lobt Handwerkskammerpräsident Robert Wüst die Bemühungen um Energie-Einsparmaßnahmen im Handwerk.

Betrieben, die ihre Energiekosten im Griff behalten wollen und daher Maßnahmen zur Energieeinsparung planen, steht das Beratungsangebot der BIT-Berater der Handwerkskammer offen. Diese kostenfreie Dienstlesitung wird möglich durch einen Zuschuss des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestags.

Über Handwerkskammer Potsdam

Die Handwerkskammer (HWK) Potsdam ist eine als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisierte Selbstverwaltungseinrichtung für die Landkreise Havelland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz, Teltow-Fläming und die kreisfreien Städte Potsdam und Brandenburg an der Havel. Sie ist die Interessenvertretung von rund 17.400 Mitgliedsbetrieben und ihren mehr als 70.500 Beschäftigten in über 150 Gewerken.

Die HWK Potsdam setzt sich für die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Handwerksbranche ein, bündelt die Kräfte und Gemeinsamkeiten des Handwerks und bietet ihren Mitgliedsbetrieben zahlreiche Unterstützungen bei wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen. Zu den Mitgliedsunternehmen gehören Handwerksbetriebe aller Branchen; vor allem aus dem Bau- und Ausbaugewerbe, Elektro und Metall, Holz, Bekleidung und Textil, Gesundheit, Reinigung sowie Nahrungsmittel.

Die HWK Potsdam bietet an ihrem Bildungs- und Innovationscampus Handwerk (BIH) Götz umfangreiche Angebote für die Weiterbildung im westbrandenburgischen Handwerk und führt in den dortigen Lehrwerkstätten auch die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung durch. Sie ist zuständig für Gesellen-, Meister- und Fortbildungsprüfungen im Handwerk.

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