100. Todestag: PEN erinnert an Oskar Panizza
Kein anderer Autor wurde im Deutschen Kaiserreich für eine Publikation jemals so schwer bestraft wie Oskar Panizza. Es handelte sich damals um einen politisch motivierten Prozess, der uns bis heute daran erinnert, dass die Kunst- und Meinungsfreiheit ein Grundrecht ist, das es auch in der Gegenwart zu schützen und zu verteidigen gilt. Oskar Panizza verließ das Amberger Gefängnis als gebrochener Mann und wurde von der Justiz später aufgrund von „Majestätsbeleidigung“ erneut verhaftet und für unzurechnungsfähig erklärt. Bis heute ist Oskar Panizza ein verfemter Autor geblieben. In keiner deutschen Stadt scheint es eine nach ihm benannte Straße zu geben. Es wäre ein schönes Zeichen, wenn sich wenigstens seine Geburtsstadt Bad Kissingen entschließen könnte, eine Straße nach ihrem berühmten Sohn zu benennen.
Für das deutsche PEN-Zentrum ist der Fall Panizza ein mahnendes Beispiel dafür, sich weltweit für verfolgte Journalisten und Schriftstellerinnen einzusetzen. Die Freiheit des Wortes ist ein unverzichtbares Menschenrecht, sei es in Belarus, in der Türkei oder in Saudi-Arabien. Wir werden weiterhin unsere Stimme für die Meinungsfreiheit erheben und haben in der jüngsten Vergangenheit inhaftierte Autoren und Autorinnen wie Pham Doan Trang, Ahmed Mansoor, Selahattin Demirtaş oder Raif Badawi zu Ehrenmitgliedern des deutschen PEN-Zentrums ernannt und fordern deren sofortige und bedingungslose Freilassung.
Das deutsche PEN-Zentrum ist mit seinem Geschäftssitz in Darmstadt eine von weltweit über 150 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International zusammengeschlossen sind. PEN steht für Poets, Essayists, Novelists. Die ursprünglich 1921 in England gegründete Vereinigung hat sich als Anwalt des freien Wortes etabliert und gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Der deutsche PEN begleitet mit Initiativen und Veranstaltungen das literarische Leben in der Bundesrepublik. Er bezieht Stellung, wenn er die Meinungsfreiheit, gleich wo, in Gefahr sieht. Er mischt sich ein, wenn im gesellschaftlichen Bereich gegen den Geist seiner Charta verstoßen wird.
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