Gesundheit & Medizin

Die Bedürfnisse bleiben

Auch Menschen, die an Demenz erkrankt sind, sollen so bleiben dürfen wie sie sind. Das hebt Aileen Molzahn, Leiterin der MEDICLIN Seniorenresidenz Deister Weser, anlässlich des Welt-Alzheimer-Tages am 21. September hervor. "Wer an Alzheimer oder an einer anderen Demenzerkrankung leidet, braucht unsere Hilfe. Aber wir haben nicht das Recht, denjenigen ändern zu wollen."

Wertschätzung und Akzeptanz sind das Wichtigste, um Betroffenen trotz Demenz eine möglichst gute Lebensqualität zu ermöglichen, so Molzahn. "Es bleiben die Bedürfnisse, auch wenn es jemand nicht mehr wie früher zum Ausdruck bringen kann." Ratsam ist es, Erkrankte gut zu beobachten: Manche fangen etwa an herumzunesteln, wenn sie auf die Toilette müssen, oder werden unruhig, wenn sie ein bestimmtes Anliegen haben, dass sie nicht artikulieren können. Wenn man die erkrankte Person gut kennt und solche Hinweise richtig deuten kann, ist es einfacher, die Bedürfnisse zu erfüllen.

Miteinander statt Kampf gegen Windmühlen

Für Angehörige ist das im Alltag jedoch eine sehr schwere Aufgabe. Viele geraten in der häuslichen Pflege einer nahestehenden Person an ihre Grenzen. Denn die Demenz verändert auch die Persönlichkeit. Was der eigene Vater oder die Mutter ungefiltert von sich gibt, ist nicht immer schön. Messer und Gabel werden nicht mehr benutzt, es wird nicht mehr auf die Kleidung geachtet, Dinge werden umgeräumt oder weggeworfen. "Das normale Leben, das man kennt, ist nicht mehr da", bringt es Molzahn auf den Punkt.

Der Versuch, eine gewohnte Ordnung hineinzubringen, ist aber ein Kampf gegen Windmühlen. "Wenn Sie mit jemanden, der Demenz hat, diskutieren, verlieren Sie." Besser ist es, dafür zu sorgen, dass sich die Person nicht selbst oder andere gefährdet und sie ansonsten so zu akzeptieren, wie sie gerade ist – auch wenn dies in manchen Situationen zunächst absurd erscheint. "Wenn jemand meint, der Schuh gehört in den Kühlschrank, dann soll er ihn hineinstellen", sagt die Einrichtungsleiterin. Denn der oder die Erkrankte ist in diesem Moment davon überzeugt, dass dies richtig ist. Dasselbe gilt, wenn sich jemand zum Beispiel dafür entscheidet, die Suppe mit den Fingern zu essen. Druck oder Gewalt helfen dann nicht weiter. Man kann sich aber gegenübersetzen und demonstrieren, wie man selbst mit einem Löffel isst. Jemanden mit Demenz kann und sollte man nicht ´erziehen´, betont Molzahn. "Die Betroffenen sind uns ja meistens im Alter und in der Lebenserfahrung voraus. Ich finde, da haben wir nicht das Recht dazu."

Rechtzeitig Unterstützung suchen

Ein zugewandter und verständnisvoller Umgang mit einem demenzkranken Menschen ist aber eine unglaubliche Herausforderung. "Sie müssen sich an 24 Stunden am Tag, an sieben Tage in der Woche, etwas Neues einfallen lassen", verdeutlicht Molzahn. "Häusliche Pflege bedeutet für die pflegende Person, immer unter Strom zu stehen und niemals zur Ruhe zu kommen."

Man sollte sich deshalb nicht scheuen, Hilfe zu suchen. Denn wer mental oder körperlich nicht mehr kann, wird auch einem hilfsbedürftigen Angehörigen nicht mehr gerecht. Deshalb ist in vielen Fällen eine frühzeitige professionelle Unterstützung sinnvoll. Etwa durch ambulante Dienste, durch Tagespflege oder eine stationäre Kurzzeitpflege, um selbst zwischenzeitlich Kraft zu schöpfen. Auch bei einer dauerhaften Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung kann es ein Vorteil sein, wenn der pflegebedürftige Mensch in einer früheren Phase der Demenz dort hinzieht. "Wir können ihn dann über eine längere Zeit begleiten und seine Bedürfnisse besser kennen lernen", sagt Aileen Molzahn. "Dann fällt es oft leichter, seinen Wünschen gerecht zu werden und ihm ein möglichst glückliches Leben zu ermöglichen."

Der Welt-Alzheimertag

Am Welt-Alzheimertag informieren jedes Jahr Alzheimer-Gesellschaften, Selbsthilfegruppen und weitere Einrichtungen über Demenzerkrankungen. Unterstützt wird der Aktionstag von der Dachorganisation Alzheimer’s Disease International mit Sitz in London. Motto des diesjährigen Welt-Alzheimertag am 21. September 2021 ist ´Demenz – genau hinsehen!´.

Weitere Informationen: Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.

https://www.deutsche-alzheimer.de/…

Über MEDICLIN

Zu MEDICLIN gehören deutschlandweit 35 Kliniken, sieben Pflegeeinrichtungen und zehn Medizinische Versorgungszentren. MEDICLIN verfügt über rund 8.350 Betten/ Pflegeplätze und beschäftigt rund 10.200 Mitarbeiter*innen.

In einem starken Netzwerk bietet MEDICLIN den Patient*innen die integrative Versorgung vom ersten Arztbesuch über die Operation und die anschließende Rehabilitation bis hin zur ambulanten Nachsorge. Ärzt*innen, Therapeut*innen und Pflegekräfte arbeiten dabei sorgfältig abgestimmt zusammen. Die Pflege und Betreuung pflegebedürftiger Menschen gestaltet MEDICLIN nach deren individuellen Bedürfnissen und persönlichem Bedarf.

MEDICLIN – ein Unternehmen der Asklepios-Gruppe.

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