Die Kinder von heute werden zwei- bis siebenmal mehr Extreme erleben als ihre Großeltern
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Sicherheit junger Generationen ernsthaft bedroht ist und drastische Emissionsreduzierungen erforderlich sind, um ihre Zukunft zu sichern", sagt der Hauptautor Wim Thiery von der Vrije Universiteit Brussel. "Wir haben leider gute Gründe für die Annahme, dass unsere Berechnungen den tatsächlichen Anstieg, dem junge Menschen ausgesetzt sein werden, sogar noch unterschätzen." In Bezug auf Dürren, Hitzewellen, Flussüberschwemmungen und Ernteausfälle werden Menschen, die heute unter 40 Jahre alt sind, ein Leben führen, das die Forscher als "beispiellos" bezeichnen.
"Eine riesige Chance": Ausstieg aus fossilen Brennstoffen kann Risiken begrenzen
"Die gute Nachricht: Wir können unseren Kindern tatsächlich einen Großteil der Klimalast von den Schultern nehmen, wenn wir die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzen, indem wir aus der Nutzung fossiler Brennstoffe aussteigen", sagt Katja Frieler, Koordinatorin von ISIMIP, eine führende Wissenschaftlerin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Mitautorin der Studie. "Wenn wir den Klimaschutz im Vergleich zu den derzeitigen Emissionsminderungszusagen verstärken und uns auf ein 1,5-Grad-Ziel einstellen, werden wir die potenzielle Gefährdung der jungen Menschen durch Extremereignisse im Laufe ihres Lebens weltweit um durchschnittlich 24% verringern. Für Nordamerika sind es minus 26%, für Europa und Zentralasien minus 28%, und im Nahen Osten und Nordafrika sogar minus 39%. Das ist eine riesige Chance."
So könnten die gefährlichen Hitzewellen, von denen heute 15% der weltweiten Landfläche betroffen sind, bei einem Szenario mit unzureichenden klimapolitischen Maßnahmen bis zum Ende des Jahrhunderts auf 46% ansteigen und sich somit verdreifachen. Eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad, wie sie das von fast allen Ländern der Welt unterzeichnete Pariser Klimaabkommen als anzustrebendes Ziel nennt, würde die betroffene Landfläche hingegen auf 22% reduzieren. Das ist mehr als heute, aber deutlich weniger als bei einer ungebremsten Erwärmung.
Erste Analyse dieser Art mit Fokus auf Generationen
Die Analyse ist die erste ihrer Art. Um die altersabhängige Gefährdung durch Extremereignisse zu bewerten, griffen die Forschenden auf eine Sammlung von Multi-Modell-Projektionen zu Klimawandelfolgen aus dem ISIMIP-Projekt zurück, also auf eine Vielzahl von Computer-Simulationen, die auf der Arbeit von Dutzenden von Forschungsgruppen weltweit aufbauen. Die Forschenden kombinierten dies mit länderspezifischen Daten zur Lebenserwartung, Bevölkerungsdaten und Temperaturverläufen aus den Berichten des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change).
Artikel: Wim Thiery, Stefan Lange, Joeri Rogelj, Carl-Friedrich Schleussner, Lukas Gudmundsson, Sonia I. Seneviratne, Marina Andrijevic, Katja Frieler, Kerry Emanuel, Tobias Geiger, David N. Bresch, Fang Zhao, Sven N. Willner, Matthias Büchner, Jan Volkholz, Nico Bauer, Jinfeng Chang, Philippe Ciais, Marie Dury, Louis François, Manolis Grillakis, Simon N. Gosling, Naota Hanasaki, Thomas Hickler, Veronika Huber, Akihiko Ito, Jonas Jägermeyr, Nikolay Khabarov, Aristeidis Koutroulis, Wenfeng Liu, Wolfgang Lutz, Matthias Mengel, Christoph Müller, Sebastian Ostberg, Christopher P. O. Reyer, Tobias Stacke, Yoshihide Wada (2021): Intergenerational inequities in exposure to climate extremes. Science [DOI:10.1126/science.abi7339]
Weblink zum Artikel: https://www.science.org/doi/10.1126/science.abi7339
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