Endlich zweigleisig von Siegen nach Köln: Industrie- und Handelskammern fordern Ausbau der Siegstrecke
Diese war in den letzten Weltkriegsmonaten erheblich zerstört und nach Kriegsende in mehreren Streckenabschnitten lediglich eingleisig wiederaufgebaut worden. Bis zum heutigen Tage führt dies zu Engpässen, die sich immer dramatischer auswirken: Verspätungen können kaum ausgeglichen werden, so dass der Taktfahrplan nicht eingehalten werden kann. Auch eine Verlagerung von mehr Verkehr auf die Schiene scheitert an den Engstellen. „Dass sich an dieser Situation seit Jahrzehnten nichts Grundlegendes verändert hat, ist aus heutiger Sicht kaum zu verstehen. Zweifellos hat die Siegstrecke sowohl für den Güter- als auch für den Personenverkehr deutlich mehr Potential. Die Beseitigung der eingleisigen Abschnitte ließe sich mit vergleichbar geringem Mitteleinsatz erreichen“, erläutert Dr. Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg. Einige Unternehmen im Rhein-Sieg-Kreis stünden einem Ausbau kritisch gegenüber, etwa weil sie sich nachvollziehbar um eine höhere Lärmbelastung sorgten. „Deshalb ist es aus unserer Sicht auch notwendig, den Ausbau möglichst mit vollständigem Lärmschutz umzusetzen.“
Bessere Verlagerung von Schienengütertransporten
Ebenso wie der Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke findet sich auch der Ausbau der Siegstrecke im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes wieder. Eine wesentliche Begründung hierfür war bei dessen Verabschiedung vor fünf Jahren, Möglichkeiten zu eröffnen, um die Rheinstrecken beim Güterverkehr zu entlasten. Während bei der Ruhr-Sieg-Strecke die Vorplanungen bereits im kommenden Jahr abgeschlossen sein sollen, tut sich bei der Siegstrecke vernehmbar nichts. „Dabei wäre der Ausbau der Siegstrecke eine gute Möglichkeit, auf den Strecken links und rechts des Rheins weitere Kapazitäten zu schaffen. Dies würde insbesondere dann erfolgreich gelingen, wenn die Siegstrecke Güterverkehre zur Entlastung des Mittelrheinkorridors aufnehmen könnte“, sagt Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln.
In dasselbe Horn stößt auch Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen, und wird dabei deutlich: Wenn die Klimaziele erreicht werden sollen, sei es zwingend erforderlich, mehr Personen- und Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern. Hierüber gebe es politisch einen weitgehenden Konsens. „Das steht in jedem Wahlprogramm. Schöne Worte, die in der Wirklichkeit häufig nicht ankommen. Wenn in Sonntagsreden mehr Güter auf der Schiene gefordert werden und dann vor Ort genau dies politisch aktiv verhindert wird, ist Politik nicht glaubwürdig. Dann entpuppen sich die vollmundigen Aussagen schnell als bloße Lippenbekenntnisse!“ Dabei müsse jedem einleuchten, dass sich mit der Beseitigung der Engstellen auf der Siegstrecke schnelle und unmittelbare Effekte bei der CO2-Reduzierung erzielen ließen.
Krisenfestere Infrastruktur
Für eine durchgängig zweigleisige Siegstrecke sprechen auch die Erfahrungen aus der jüngsten Flutkatastrophe. „Wir mussten neben all den persönlichen Schicksalen auch erleben, wie folgenreich sich ein solches Wetterereignis auf die Verkehrsinfrastruktur einer gesamten Region auswirkt“, betont Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz. „Die Bahn war und ist eine wichtige Lebensader im Ahrtal! Gleiches gilt für die Siegstrecke! Jede Streckenstörung, sei es wegen Sanierung, Unwetter oder Unfall, hat Folgen für die Wirtschaft, die zwingend auf verlässliche Transportwege angewiesen ist. Deswegen braucht es eine resiliente Verkehrsinfrastruktur, zu der der Ausbau der Siegstrecke gehört, die auch eine dringend benötigte Entlastung für den Rheinkorridor darstellt. Der Ausbau der Siegstecke ist daher dringend geboten, gerade weil die Maßnahme mit überschaubarem Aufwand umzusetzen sein dürfte.“
Wenn die Transportstrecken im Mittelrhein-Korridor entlastet, neue Kapazitäten für den Schienenpersonenverkehr geschaffen und gleichzeitig mehr Gütertransporte auf die Schiene verlagert werden sollen, führt aus Sicht der IHKs am Ausbau der Siegstrecke kein Weg vorbei, zumal damit ein wirksamer Beitrag geleistet würde, das Schienenverkehrsnetz krisenfester zu machen. Damit ließen sich die allgemeinen Ankündigungen in den Wahlprogrammen der Parteien nach der Bundestagswahl zudem mit Leben füllen. Die Resolution ist in diesen Tagen dem Vorstandsvorsitzenden der DB Netz AG, Frank Sennhenn, und dem Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Enak Ferlemann, zugeleitet worden.
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