„halbtrocken 4.5“, „Xen-Sydbank“ und „IMMAC Fram“: die Leichtwindkönige
Nur der frühe Vogel fängt den Wurm! Mit Sonnenaufgang hatte Wettfahrtleiter Peter Doeppner die Seeseglerinnen und Seesegler vorgewarnt, um bereits kurz nach 9 Uhr das erste Tagesrennen am finalen Kiel-Cup-Mittwoch (8. September) zu starten. Immerhin hatten es die Dickschiffe nicht allzu weit. Denn statt auf der üblichen Seebahn neben Kiel-Leuchtturm wurde in der Strander Bucht gesegelt. Nur dort reichte der leichte südliche Wind am Vormittag zunächst für einen schwierigen, aber fairen Wettkampf. „Das erste Rennen haben wir verkürzt“, so Doeppner, „die Bedingungen waren sicher am unteren Rand des Segelbaren, aber am letzten Tag versuchen wir alles was geht.“
Nach der Luvtonne ins Flautenloch
Zumal erst eine, ebenfalls bei Schwachwind ausgetragene Wettfahrt von Montag zu Buche stand. Dem frischgebackenen ORC-I-Weltmeister Michael Berghorn vom Kieler Yacht-Club wurde das gekürzte Kurzrennen zum Verhängnis. An der Luvtonne empfahl Taktiker Jes-Gram Hansen, vor dem Wind die land-nahe Bahnseite Richtung Schilksee zu nehmen – und dirigierte die „halbtrocken 4.5“ letztlich geradewegs in ein Flautenloch. „Ich hätte die Entscheidung genauso gefällt, weil die Seite auf der Startkreuz der Nachfolger noch die bessere war“, nahm der Eigner und Steuermann seinen dänischen Profi in Schutz. Da die Mills 45 als schnellstes Schiff des gesamten Felds vorausfuhr, hatten etliche Verfolger deren Unheil vor Augen und wählten die andere Seite zur offenen See.
Drei Tagessiege reichten „nur“ zum Gruppensieg
„Wir wollten noch halsen und zurück zu den anderen, aber da war es schon zu spät“, so Berghorn, der am Ende neben seinen drei Tagessiegen einen vierten Rang in der Ergebnisliste hatte und nicht streichen konnte. Das war erst ab fünf Rennen vorgesehen. Zum Kieler Woche-Sieg nach ORC I reichte es trotzdem vor der niederländischen Ker 46 „Van Uden“ von Gerd-Jan Poortman und Lars Hückstädts XP-44 „Y-Day“ (Plön). Doch die neu geborene Gesamtwertung nach IRC I und II ging an die „Xen-Sydbank“ von und mit Torsten Bastiansen aus Flensburg verloren.
Clubhaus Preis des KYC nach Flensburg
Der Däne wurde bei der Siegerehrung mit dem Clubhaus Preis des KYC belohnt, ein stattlicher Silberpokal. „Das ist schon prestigeträchtig, den Weltmeister der Großen zu schlagen“, freute sich der Däne, der in der eigenen Wertungsgruppe gegen die Farr 40 „Farr-Lässig“ von Michael Schulz aus Braunschweig eine lupenreine weiße Weste behielt. „Die Bahn richtig lesen war das A und O“, sagte Bastiansen mit einem Augenzwinkern, der diese Saison noch den Hattrick beim Blauen Band in Flensburg und den internationalen deutschen Meistertitel in Olpenitz gewinnen will.
Ideen gefragt, um das Seesegeln zu beleben
Wie auch der Sieger nach ORC III/IV, der Kieler Kai Mares mit der Italia 9.98 „IMMAC Fram“ sind sich alle einig, dass eine gesunde Zukunft des Seesegelns in Gefahr scheint. „Die Entwicklung ist nicht zuletzt durch Corona bergab gegangen“, so Mares, der mit der „halbtrocken“, eine First 36.7 von Knut Freudenberg, einen treuen Kieler Woche-Teilnehmer hinter sich ließ. Insgesamt waren nur zwölf Yachten beim Kiel-Cup dabei. Wenig Regatten generell in den Saisons 2020 und 21 haben die Mund-zu-Mund-Propaganda zusammenbrechen lassen. Besonders in Deutschland scheint die Seesegelszene geschwächt. „Allein im Olympiahafen Schilksee liegen zahlreiche Yachten, die teilnehmen könnten“, weiß Dirk Ramhorst, der oberste Regattaleiter der Kieler Woche. Für den Winter ist fleißig netzwerken angesagt und jede Idee zur Belebung willkommen.
Am Donnerstag (9. September) beginnt ab 13 Uhr der zweite Teil der Kieler Woche. Die Windvorhersagen sind allmählich deutlich günstiger mit um drei Beaufort aus Ost. Die 99. Starboot-Weltmeisterschaft wird noch bis Sonnabend fortgesetzt.
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