Jugendstudie 2021: Große Mehrheit der jungen Leute fühlt sich in Pandemie im Stich gelassen
- 85 % der Jugendlichen finden, dass in Corona-Krise zu wenig für sie getan wurde
- Knapp die Hälfte sehen Zukunftschancen durch Pandemie getrübt
- Wirtschafts- und Finanzwissen der Jugend zeigt eklatante Lücken auf – Wunsch nach mehr Finanzbildung an Schulen
Eine deutliche Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland hat spürbar unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie gelitten und fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Das geht aus der Jugendstudie 2021 des Bankenverbandes hervor. Demnach geben 85 Prozent der Befragten im Alter von 14 bis 24 Jahren an, dass die Politik sehr wenig bis wenig in der Pandemie für sie getan habe. 82 Prozent fühlten sich im Vergleich mit älteren Menschen benachteiligt.
„Jugendliche haben stark unter den Kontaktbeschränkungen, dem ausbleibenden Präsenzunterricht an Schulen und Universitäten und den geschlossenen Sportvereinen gelitten. Die Jüngeren dürfen nicht Verlierer der Corona-Pandemie sein,“ sagte Hauptgeschäfts-führer Andreas Krautscheid bei der Vorstellung der Jugendstudie in Berlin. Deshalb gelte es nun umso mehr, die Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen zu berücksichtigen. „Die Ergebnisse unserer Jugendstudie müssen als klarer Appell junger Menschen an politische Entscheidungsträger verstanden werden.“
Trotz der Corona-Erfahrungen schauen junge Menschen optimistisch in die Zukunft. 83 Prozent sind zuversichtlich, 87 Prozent geben an, mit ihrem Leben eher zufrieden zu sein. Dennoch kommt auch Sorge zum Ausdruck: So äußern vier von zehn Befragten (44 Prozent), dass sie ihre Zukunftschancen durch die Pandemie etwas (36 Prozent) bis stark (8 Prozent) beeinträchtigt sehen.
Auch im Bereich der ökonomischen Bildung hat die Jugend den Eindruck, mit ihren Wünschen nicht gehört zu werden: Laut Jugendstudie wünschen sich nahezu drei Viertel der Teilnehmenden mehr Informationen in der Schule über wirtschaftliche Zusammenhänge. Mehr als drei Viertel (77 Prozent) fordern die Einführung eines eigenen Unterrichtsfachs Wirtschaft. „Jugendlichen fehlt ohne ausreichende Wirtschafts- und Finanzbildung das nötige Rüstzeug, um die Welt und den Alltag zu verstehen. Es sollte Aufgabe der Schule und dort nicht zuletzt der ökonomischen Bildung sein, dieses Wissen zu vermitteln, um Jugendlichen die bestmöglichen Chancen für einen erfolgreichen Berufsstart an die Hand zu geben,“ so Krautscheid.
Die Selbsteinschätzung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, dass mehr Finanzbildung dringend nötig sei, zeigt sich auch in den Umfrageergebnissen, in denen eklatante Wissenslücken zutage treten: 86 Prozent der Teilnehmenden wusste nicht annährend, wie hoch die derzeitige Inflationsrate in Deutschland ist. 83 Prozent konnten die Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht benennen. Diese Ergebnisse sind eine deutliche Verschlechterung gegenüber der letzten Befragung im Jahr 2018. Damals konnten mehr als die Hälfte der jungen Leute die Funktion der EZB benennen.
„Diese Bildungslücken sind alarmierend und zeigen deutlich, dass Wirtschafts- und Finanzthemen einen höheren Stellenwert in den Lehrplänen erhalten müssen. Die nächste Bundesregierung hat an dieser Stelle einen Auftrag zu erfüllen“, so Krautscheid.
Die repräsentative Befragung der Stimmungslage und ökonomischen Bildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat das Forschungsinstitut Kantar im Auftrag des Bankenverbandes durchgeführt. Im Juli 2021 wurden dafür 700 Personen im Alter von 14 bis 24 Jahren telefonisch befragt.
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