Naturkosmetik-Siegel: Qualitätsgarantie oder Marketing?
Mit dem Trend zu einem wachsenden Umweltbewusstsein ist auch das Interesse an Bio- und Naturkosmetik in den letzten Jahren stetig gewachsen. Dabei geht es vor allem um den Wunsch nach
- hautverträglichen Produkten,
- einer möglichst ökologischen Herstellung der Roh- und Inhaltsstoffe,
aber auch um
- die biologische Abbaubarkeit faire Arbeitsbedingungen,
- das Verbot von Tierversuchen,
- den Erhalt von landwirtschaftlichen Kleinbetrieben,
- den Schutz von überlebenswichtigen Naturlandschaften wie Urwäldern.
Wikipedia bezeichnet Naturkosmetik als Kosmetika, deren Inhaltsstoffe überwiegend natürlichen Ursprungs sind. Wie man sieht, ist dieser Begriff im Hinblick auf die beschriebene Erwartungshaltung wenig konkret gefasst und lässt viel Spielraum für Interpretation.
Kein einheitlicher Naturkosmetik-Standard
Naturkosmetik ist nicht einheitlich gesetzlich definiert. Vielmehr gibt es eine Vielzahl privatwirtschaftlicher Naturkosmetiksiegel, die anhand eigener Kriterien unterschiedliche Standards selbst vorgeben. Dabei werden die genannten Erwartungen an Naturkosmetik nur teilweise oder gar nicht berücksichtigt. Jedes Siegel für zertifizierte Naturkosmetik definiert seine eigenen Standards, darunter teils sogar ein erlaubter Anteil petrochemischer Inhaltsstoffe bis zu einer Höchstgrenze von 5%. Gängige Naturkosmetik-Siegel sind beispielsweise Natrue, Cosmos/BDIH, Ecocert, Icada oder NCS. Sie haben unterschiedlich strenge, oft intransparente Vorgaben, deren Vergleichbarkeit für die Verbraucher kaum möglich ist. Gemeinsam sind den gängigen Siegeln für zertifizierte Naturkosmetik lediglich einige Minimal-Standards:
- Verbot von Parabenen bei den Konservierungsstoffen
- Verbot von gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen
- Verbot von Silikonen
- Verbot von synthetischen Farb- und Duftstoffen
Problematik Hautverträglichkeit
Keine der Zertifizierungen berücksichtigt die Hautverträglichkeit der Inhaltsstoffe. Dabei sollte diese eine unbedingte Voraussetzung dafür sein, ob ein Inhaltsstoff mehr oder weniger für Naturkosmetik geeignet ist.
- Beispiel aggressive Tenside
Das hauptsächlich in Bio Shampoos und Bio Duschgelen eingesetzte Tensid Sodium Coco Sulfate ist teils natürlicher, teils aber auch petrochemischer Herkunft. Sodium Coco Sulfate wirkt bekanntermaßen irritierend, hautreizend und austrocknend auf sensible Haut und Kopfhaut. Diese waschaktive Substanz entspricht allen gängigen Naturkosmetik-Zertifizierungen – nicht zuletzt, weil große Unternehmen wirtschaftlichen Druck auf Naturkosmetik-Zertifizierer ausgeübt haben.
- Beispiel Konservierungsstoffe
Konservierungsstoffe wie Kaliumsorbat (INCI: Potassium Sorbate), Natriumbenzoat (INCI: Sodium Benzoate) oder Benzoesäure (INCI: Benzoic Acid) sind als "naturidentische" Inhaltsstoffe synthetisch hergestellt. Sie entsprechen allen gängigen Naturkosmetik-Zertifizierungen, obwohl sie ein erhöhtes hautreizendes Potential aufweisen und bei empfindlicher Disposition vermehrt zu Hautreaktionen führen.
- Beispiel Alkohol
Obwohl Alkohol (INCI: Alkohol) austrocknend wirkt, die Hautbarriere schädigt und auch bei fettiger Haut ungeeignet ist, entspricht er allen gängigen Naturkosmetik-Siegeln ohne Mengenbeschränkung – auch in der Gesichtspflege.
- Beispiel Duftstoffe
Obwohl auch natürliche Duftsstoffe mit ihren Allergenen ein erhöhtes Reizpotential für empfindliche Haut aufweisen, sind sie dennoch in der Gesichtspflege für zertifizierte Naturkosmetik zugelassen.
- Beispiel Emulgatoren
Emulgatoren verbinden nicht nur Öle und Wasser einer Emulsion, sondern sie lagern sich auch in die Haut ein. Dort emulgieren sie weiter. Sie lösen hauteigene Fette aus der Hautbarriere, so dass sie beim nächsten Wasserkontakt aus der Haut gespült werden (Auswasch-Effekt). Dies betrifft nicht nur synthetische, Erdöl-basierte PEG-Emulgatoren, sondern in abgeschwächter Form auch klassische Emulgatoren aus veresterten pflanzlichen Fettsäuren nach den Standards zertifizierter Naturkosmetik.
Naturkosmetik-Siegel und wirtschaftliche Interessen
Die gängigen Naturkosmetik-Siegel werden von rein privaten Lizenzgebern angeboten. Die Lizenzgeber vertreten als Lobby-Verbände die wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen und/oder arbeiten selbst gewinnorientiert. Um eines der vielen Naturkosmetik-Siegel zu nutzen, muss die Zertifizierung gegen jährliche Lizenzgebühren von den Firmen gekauft werden. Die Lizenzgeber argumentieren mit dem Werbeeffekt ihres Naturkosmetik-Siegels, der die Lizenzgebühren und den erheblichen Verwaltungs-Mehraufwand für die Firmen durch angeblich erhöhte Verkaufszahlen rechtfertigen soll. Die Zertifizierung als Werbemaßnahme schlägt sich in einem höheren Verkaufspreis nieder – insbesondere bei kleineren Firmen. Sie kommt der Qualität der Produkte in keiner Weise zugute.
Seit 2017 gibt es neben den privaten Naturkosmetik-Zertifizierungen eine ISO-Norm für Bio- und Naturkosmetik. Allerdings ist auch die ISO-Norm 16128 nicht rechtsverbindlich und enthält keine detaillierten Vorgaben. Danach gelten kosmetische Produkte als Naturkosmetik, wenn sie mindestens 95% Prozent natürliche Inhaltsstoffe enthalten – unter Einrechnung des Wasseranteils. Da auch gemäß der ISO-Norm für Naturkosmetik ein Anteil von 5% petrochemischen Inhaltsstoffen zugelassen ist, scheint es eher um das „gute Gefühl“ zu gehen, das dem Verbraucher vermittelt werden soll. Hier ist ein möglicher Verdacht von „Greenwashing“ nicht unbegründet.
Was kennzeichnet hochwertige Naturkosmetik also wirklich?
Naturkosmetik sollte den Focus auf erstklassige Qualität und hochwertige Rezepturen mit optimierter Hautverträglichkeit,auf biologisch erzeugte und möglichst fair gehandelte pflanzliche Inhaltsstoffe legen. Im Einzelnen bedeutet dies:
- Emulgatorfreie Cremes und Lotionen
- keine aggressiven, sulfathaltigen Tenside in Bio Shampoos oder Duschgelen, sondern hautverträgliche pflanzliche Tenside, wie waschaktive Aminosäuren oder Zuckertenside
- intelligente Konservierungssysteme ohne potentiell hautreizende klassische Konservierungsstoffe, stattdessen beispielsweise mit organischen Säuren, die zusätzlich hautpflegend sind
- kein Alkohol in der Naturkosmetik
- keine Duftstoffe in der Gesichtspflege
- kein Palmöl in der Naturkosmetik
Empfehlung
Solange kein angemessener einheitlicher Naturkosmetik-Standard existiert, empfehlen wir dir, jeden einzelnen Inhaltsstoff in deiner Kosmetik genau unter die Lupe zu nehmen. Dabei gibt die Ingredients-Liste auf den Produkt-Etiketten alle Inhaltstoffe in mengenmäßig absteigender Reihenfolge an. Zur Beurteilung jedes einzelnen Inhaltsstoffes empfehlen wir insbesondere die Codecheck-App.
Bei myrto findest du in der Produkt-Beschreibung zu jedem lateinisch-pharmazeutischen INCI-Fachbegriff zusätzlich eine deutsche Erklärung. Alle myrto Produkte werden bei Codecheck ausnahmslos mit Top-Ratings bewertet. Das heißt: Gemäß aktueller wissenschaftlicher Studien ist jeder einzelne bei myrto eingesetzte Inhaltsstoff 100% empfehlenswert für deine Haut und auch für unsere Umwelt. Unsere myrto Naturkosmetik übertrifft damit die gängigen Siegel-Standards bei Weitem.
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