Serengeti-Park Hodenhagen übernimmt Airbus A310 10+23 von der Bundeswehr
Der Serengeti-Park Hodenhagen hat in dem Aussonderungsverfahren für den Luftwaffen-Airbus mit seinem Nachnutzungskonzept überzeugt und den Zuschlag erhalten, dem ehrwürdigen Flieger seine Altersruhestätte zu bieten. So soll der Airbus in seiner äußeren Form als Flugzeug erhalten bleiben und innen zu einem Restaurant umgebaut werden. Er bekommt eine neue Lackierung und wird mit Terrassen umbaut. So wird er am Rande der Masai-Mara-Freianlage stehen und Gästen während des Essens den Blick auf Giraffen, Antilopen und viele mehr ermöglichen. Geplant ist die Eröffnung des Restaurants für Sommer 2022.
„Wir freuen uns über diese einmalige Möglichkeit, unseren Gästen eine neue und besondere Attraktion zu bieten. Dass gerade dieser Airbus mit seiner würdigen Geschichte, der neben Truppentransporten auch humanitäre Hilfsleistungen unterstützt und Menschen sicher aus Krisengebieten ausgeflogen hat, nun zu uns kommt ehrt uns sehr.“, so Serengeti-Park Inhaber Dr. Fabrizio Sepe.
79 Tonnen Leergewicht und knapp 47 Meter Länge: Eine Spezialtransport als Mammutaufgabe
Die nächste große Herausforderung in diesem Projekt ist es, den 79 Tonnen schweren Airbus auf dem Landweg von Hannover nach Hodenhagen zu transportieren. Die letzten 50 Kilometer der Reise werden die wohl aufwändigsten und zeitgleich langsamsten, die der Flieger je gemacht hat. Mit nur 5 km/h wird sich der mehrteilige Spezialtransport den Weg durch die niedersächsischen Dörfer bahnen. Lediglich Heckleitwerk, Fahrwerk und Hauptflügel werden demontiert. Der Rumpf wird für den Transport in einem Stück bleiben, das eine Länge von knapp 47 Metern und einen Durchmesser von 5,64 Metern hat – eine Mammutaufgabe für alle beteiligten Unternehmen.
Der A310 10+23 war an den Brennpunkten der Welt im Einsatz
Die Geschichte des A310 10+23 begann 1988 in Toulouse als sich der damalige bayerische Ministerpräsident und Airbus-Aufsichtsratschef Franz Josef Strauß in der Firmenzentrale des europäischen Flugzeugbauers mit dem Generaldirektor der staatlichen DDR-Fluggesellschaft Interflug Klaus Henkes traf, um einen Ost-West-Handel abzuschließen. Die DDR erhielt als erster Ostblock-Staat drei Airbus A310.
Im Herbst 1989, kurz vor dem Mauerfall, wurde der letzte der drei A310 nach Berlin-Schönefeld geliefert und erhielt die Kennung DDR-ABC. Nach dem Ender der DDR wurde die defizitäre Interflug liquidiert und stellte im April 1991 den Flugbetrieb ein. Die Airbus-Flugzeuge A310 wurden an den Leasinggeber zurückgegeben und von diesem an die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung verkauft. So kam die DDR-ABC in den Dienst der Luftwaffe und erhielt dort sein heutiges Kennzeichen 10+23 und den Taufnamen „Kurt Schumacher“.
Im Dienst der Bundeswehr war der Flieger als Truppentransporter an den Brennpunkten der Welt im Einsatz. Er brachte Bundeswehrsoldaten nach Afghanistan, Helfer mit medizinischem Gerät und Hilfsgütern in Krisenregionen oder holte Bürgerkriegs-Opfer aus Jordanien nach Deutschland. Mit dem A310 10+23 wurden Hilfstransporte in den brasilianischen Teil des Amazonas geflogen.
Zum Beginn der Corona-Pandemie brachte er im Frühjahr 2020 10.000 Schutzanzüge nach Wuhan und evakuierte auf dem Rückflug 100 deutsche Staatsbürger und 24 Menschen andere Nationalitäten aus der Region. Im März 2021 flog die Luftwaffe mit dem 10+23 insgesamt 80 Beatmungsgeräte aus Beständen des Bundesgesundheitsministeriums nach Manaus in Brasilien.
Am 20. August 2021 hat mit dem 10+23 der erste Evakuierungsflug von Schutzpersonen aus Afghanistan nach Deutschland stattgefunden. 158 afghanische Ortskräfte und Familienangehörige landeten an Bord der Bundeswehrmaschine sicher in Hannover. Die Evakuierungsmission war der letzte Kriseneinsatz der A310 10+23.
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