„Sie sind Pionierinnen auf dem Weg der Akademisierung der Gesundheitsberufe!“
Clemens Hoch, Minister für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz, überbrachte das Grußwort des Landes und lobte die Vorreiterrolle, die Ludwigshafen durch die frühe Etablierung des Studiengangs Hebammenwesen in der Akademisierung des Berufsstandes eingenommen habe ebenso wie die Konzeption des neuen Studiengangs „Hebammenwissenschaft“. Die Ergebnisse des Akkreditierungsrates zeigten deutlich, „welch gut durchdachtes Studienkonzept hier vorliegt“, so der Minister. „Die Akademisierung der Gesundheitsberufe zählt zu den besonders großen Herausforderungen in Deutschland. Umso besser, dass wir die Hochschule Ludwigshafen an unserer Seite haben. Wir wissen, dass wir auf ihre Erfahrung in der Lehre und praxisorientierten Forschung setzen können und auch auf ihre gewachsene ‚Community‘, ihren starken Verbund mit den Praxispartnern im Land und in Baden-Württemberg. Es sind Kliniken, die über langjährige profunde Erfahrungen in der Hebammenausbildung verfügen“, sagte der Minister.
Auch die Vorsitzende des Deutschen Hebammenverbandes e.V., Ulrike Geppert-Orthofer, war in ihrem Festvortrag voll des Lobes für die Entwicklung der jungen akademischen Disziplin Hebammenwesen/Hebammenwissenschaft in Ludwigshafen: „Als damalige Vorsitzende des Landesverbands Baden-Württemberg habe ich die Entwicklungen in Rheinland-Pfalz sehr interessiert beobachtet. Sie waren als Hochschule früh mit dabei und mit beiden Studiengängen halten Sie an der Hochschule ein hervorragendes Angebot bereit“. Sie sind auf dem richtigen Weg!“, so Ulrike Geppert-Orthofer. Die Akademisierung des Berufsstandes sei längst überfällig gewesen und ein wichtiger Schritt: „Sie stärkt die Profession, den interdisziplinären Austausch auf Augenhöhe und ist ein Ausweg aus der Bildungssackgasse des Hebammenberufs.“ Als Vorsitzende des Deutschen Hebammenverbandes erhoffe sie sich außerdem durch die Akademisierung eine größere Nachfrage an Hebammen und Geburtshelfern und damit einen positiven Schub in Zeiten des Fachkräftemangels.
Die Frage, welche Bedeutung die Akademisierung von Hebammen für die geburtshilfliche Praxis hat, wurde anschließend auf dem Podium diskutiert: Studentin Theresia Collmer, Marielle Pommereau, Absolventin des 1. Jahrgangs Hebammenwesen, und Absolventin Marie-Luise Israel mit mehr als 20-jähriger Berufserfahrung in der Geburtshilfe sind sich einig: Die Akademisierung ist richtig und wichtig. „Die praktische Hebammentätigkeit wissenschaftlich zu reflektieren, das eigene Tun oder tradierte Handlungsweisen kritisch zu hinterfragen und aktuelle Studie einbeziehen zu können, ergänzt die sehr gute praktische Ausbildung in Deutschland. Das wissenschaftlich fundierte Handeln gibt mir ein Gefühl von Sicherheit“, sagt Collmer, die kurz vor ihrem Abschluss steht. „Die Akademisierung hilft, berufseigene Kompetenzen zu bündeln und politisch und gesellschaftlich mehr Gehör zu finden“, zeigt sich Marielle Pommereau überzeugt. Sich eigene Leitlinien geben zu können und eine praxisorientierte Forschung aus der Perspektive der Hebammen zum Wohl der Frauen, der Familien und der Kinder zu etablieren, seien weitere Gründe für eine Akademisierung der Profession. Angst, dass durch die Akademisierung die Praxiserfahrung zu kurz kommen könnte, haben die drei nicht – im Gegenteil: Der Praxisanteil im Kreißsaal, in Geburtshäusern und bei freien Hebammen sei insgesamt sogar größer als vorher; gekürzt habe man lediglich die Praxisstunden in anderen Krankenhausabteilungen.
Im abschließenden Festvortrag „Retroperspektive und Perspektive – das Hebammenstudium in Rheinland-Pfalz“ beleuchtete Prof. Nina Knape, Studiengangleitung Hebammenwesen und Hebammenwissenschaft, den Weg von der „Keimzelle der Akademisierung“ 2008 an der Hochschule Osnabrück über die Anfänge in Ludwigshafen bis in die Gegenwart. „Die Hochschule Ludwigshafen hat sich 2011 als zweite Hochschule deutschlandweit auf das Abenteuer Akademisierung eingelassen, ohne eine Hebammenprofessur vorzuhalten“, erinnert sie. Doch das Engagement eigentlich fachfremder Professorinnen und Professoren – Prof. Dr. Eveline Häusler aus der Gesundheitsökonomie, Prof. Dr. Karin Kersting aus den Pflegewissenschaften und der damalige Dekan Prof. Dr. Hans Ebli aus der Sozialen Arbeit – hätten ebenso wie die Hebammenschulen und Praxispartner die Entwicklung des neuen Studiengangs mitgetragen, der sich dann durch die Vertretungsprofessorin Christine Allgeier trotz „einiger Kinderkrankheiten“ sehr gut etabliert habe. Zum jetzigen Wintersemester 2021/2022 startet die letzte Kohorte des Studiengangs mit 32 Studierenden. Zeitgleich beginnen auch 46 Studienanfängerinnen den neuen, primärqualifizierenden Studiengang Hebammenwissenschaft, der damit voll ausgelastet ist. Das Team um Prof. Dr. Nina Knape ist dank der Unterstützung des Ministeriums und der mittlerweile „soliden Rahmenbedingungen“ inzwischen deutlich gewachsen und auch die Finanzierung und Einrichtung eines 900m2 großen Areals in der Postbank als Skills Lab sind gesichert.
„Wir danken dem Ministerium wie auch den zahlreichen Kooperationspartnern für die Unterstützung auf diesem spannenden und bisher sehr guten Weg“, fasst es Hochschulpräsident Prof. Dr. Peter Mudra in seiner Begrüßung zusammen. „Nach nur 10 Jahren hat der Bachelorstudiengang Hebammenwesen selbst ein Kind geboren: den Bachelorstudiengang Hebammenwissenschaft“, pointiert Prof. Dr. Hans-Ulrich Dallmann, Dekan des Fachbereichs Sozial- und Gesundheitswesen, und ergänzt: „Sie sind Pionierinnen – nicht nur innerhalb der Disziplin, sondern für die Akademisierung der Gesundheitsberufe insgesamt!“
Musikalisch wunderbar begleitet wurde der Festakt von Luca Sestak, Pianist, Sänger, Songwriter und Absolvent der Mannheimer Popakademie. Für den Einbruch der Kunst und der Komik in die akademische Welt sorgte Agnes Maier, ausgezeichnete Slam-Poetin und Hebamme aus Graz, mit ihren lyrisch-pointierten Einlassungen aus der Erfahrungswelt der Geburtshilfe. Durch den Abend führte charmant Prof. Dr. Monika Greening als Moderatorin.
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