Arbeiten trotz Krankheit ist in der Pflege weit verbreitet / AOK präsentiert auf dem Deutschen Pflegetag Initiative für mehr Betriebliche Gesundheitsförderung
In der aktuellen Befragung gaben mehr als ein Drittel der befragten Führungskräfte (36 Prozent) an, in den vergangenen zwölf Monaten krank zur Arbeit gegangen zu sein. Knapp ein Viertel der befragten Leitungskräfte aus Pflegeeinrichtungen und Kliniken (23 Prozent) erklärten, sie seien so-gar entgegen dem ausdrücklichen ärztlichen Rat arbeiten gegangen. „Diese Ergebnisse zeigen, dass das Phänomen des sogenannten Präsentismus in der Pflege weit verbreitet ist“, sagt Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes. „Der aktuelle Fehlzeiten-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK hat deutlich gemacht, dass die ohnehin schon großen Belastungen für das Pflegepersonal durch die Pandemie noch einmal gestiegen sind. Als eine Folge hat sich eine bereits vor der Krise vorhandene Tendenz zum Präsentismus bei den Führungskräften noch verstärkt“, so Litsch.
Viele Beschäftige glauben offenbar, dass sie ihrem Unternehmen und den Kolleginnen und Kollegen etwas Gutes tun, wenn sie krank zur Arbeit erscheinen. Das spiegelt sich auch in den Antworten der befragten Leitungskräfte wider: So gaben 44 Prozent der Befragten Pflichtbewusstsein, Verantwortungsgefühl oder die eigene Vorbildfunktion als Gründe für ihr Verhalten an. Knapp ein Viertel (23 Prozent) begründete es mit Personalmangel, jede sechste Person (16 Prozent) mit hoher Arbeitsbelastung. Präsentismus birgt laut Studien viele Risiken für Beschäftigte und Unter-nehmen: Die Betroffenen erholen sich nicht angemessen, Krankheiten werden chronisch und Beschäftigte fallen womöglich noch länger aus. Im Falle von Infektionskrankheiten können andere, etwa Teammitglieder angesteckt werden. „Auch das Fehler- und Unfallrisiko steigt nachweislich. Gerade in der medizinischen und pflegerischen Versorgung können Fehler schwere Konsequenzen nach sich ziehen und kranke und pflegebedürftige Menschen in Gefahr bringen“, betont AOK-Vorstand Litsch.
Die beste Vorbeugung gegen Präsentismus besteht nach derzeitigem Forschungsstand in einer wertschätzenden Unternehmenskultur, in der die Gesundheit der Beschäftigten einen hohen Stellenwert hat. Auch Fort- und Weiterbildungsangebote, die das Gesundheitswissen und damit die Ressourcen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärken, wirken sich positiv aus. Hier setzt die AOK mit ihrer neuen Initiative „Pflege.Kräfte.Stärken“ für mehr Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege an. „Als größte Pflegekasse in Deutschland sehen wir uns in einer besonderen Verantwortung für Menschen, die in der Pflege arbeiten. Die Pandemie hat die Bedeutung ihrer Arbeit für die Gesundheit und Funktionsfähigkeit unserer Gesellschaft noch deutlicher gemacht. Daher haben wir das Thema auch beim Deutschen Pflegetag auf die Agenda gesetzt und stellen dort unsere Angebote vor, die wir gemeinsam mit der Pflegebranche für die Beschäftigten in der Pflege entwickelt haben“, erklärt der AOK-Vorstand. Gleichzeitig sei die Politik auch in der nächsten Legislaturperiode weiter gefordert, die Rahmenbedingungen für die Pflege zu verbessern, betont Litsch.
Ein wesentlicher Bestandteil der Initiative „Pflege.Kräfte.Stärken“ ist die Pflege-Mediathek der AOK. Die digitale Lernplattform bietet multimediale Schulungen rund um Pflege, Prävention und Betriebliche Gesundheitsförderung an, die Unternehmen kostenfrei einsetzen können. Bisher haben schon mehr als 3.200 Pflegeeinrichtungen die professionell aufbereiteten Inhalte für interne Fortbildungen und E-Learnings genutzt. Das AOK-Online-Programm „Gesund führen“ hilft Verantwortlichen in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern dabei, eine mitarbeiterorientierte und gesunde Führungskultur aufzubauen. In neuen Online-Trainings zur gesunden Arbeitsgestaltung und Organisationskultur in der Pflege können sich professionell Pflegende zudem aktiv mit diesen Themen auseinandersetzen und konkrete Ideen für ein gesundes Arbeitsklima in ihrem Team sammeln. Der Fokus liegt unter anderem auf Kommunikation, Wertschätzung sowie dem Umgang mit Konflikten und Fehlern. Die Trainings sind Teile des Forschungsprojekts „CARE4CARE“, das die AOK zusammen mit der Beuth Hochschule für Technik Berlin, der Leuphana Universität Lüneburg, der Technischen Hochschule Lübeck und der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg durchführt.
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