Drei von fünf Heinrich-Blanc-Förderpreisen gehen an Studierende der HKA Stiftung zeichnet besonders innovative und praxisorientierte Abschlussarbeiten aus
Den 1. Preis 2021 erhielten mit einer Prämie von 5.000 Euro die beiden HKA- Mechatronikstudierenden Raphael Huss und Thomas Bartmann für ihre Bachelor- Thesen zur Entwicklung eines integrierten und energieautarken Sensorsystems für ein künstliches Vogelei, die an der Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik von Prof. Dr. Klemens Gintner und Laborbetriebsleiter Bernhard Beck betreut wurden. Ein solches "Sensor-Ei" ermöglicht die direkte Beobachtung des Brutvorgangs von Vögeln in einem Vogelnest. Das Ei wird dabei direkt ins Nest gelegt und ist für die Vögel nicht von einem natürlichen Ei zu unterscheiden. So lassen sich wichtige Erkenntnisse zu den Brutparametern ableiten wie Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit und Lage sowie Bewegung und Drehung des Eis. Sind diese Parameter bekannt, so ist eine künstlicher "Brutvorgang" im Inkubator mit größerer Wahrscheinlichkeit von Erfolg gekrönt. Die Auswertung erfolgt nach Übertragung mit Bluetooth-Low-Energy auf einen PC oder ein Smartphone, wobei von den Studierenden auch eine entsprechende App entwickelt wurde. Insbesondere stellt die Nachzucht von seltenen und vom Aussterben bedrohten Vögeln eine große Herausforderung dar, da eine direkte kontinuierliche Beobachtung des Brutprozesses bislang nicht möglich war. Die Funktion eines solchen Sensor-Eis konnte im April 2021 erfolgreich in einem Nest von Brachvögeln bei Bühl nachgewiesen werden. Die Aufgabenstellung wurde vom Karlsruher Zoodirektor Dr. Matthias Reinschmidt initiiert.
Den 2. Preis 2021 und eine Prämie von 2.500 Euro erhielt Jakob Müller für seine Master-Thesis im Studiengang Technologie-Entrepreneurship mit dem Titel "Entdecken und Validieren von Geschäftsmodellen in kooperativen Projekten zwischen Start-ups und dem deutschen Mittelstand".
Nach Angaben des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft sind 99 % der deutschen Unternehmen dem Mittelstand zuzuordnen. Für den Erhalt und Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit und somit des wirtschaftlichen Erfolgs bedarf es der Innovationsfähigkeit dieser Wirtschaftsgruppe. Einen Weg, neue Geschäftsmodelle zu erkunden und zu validieren, bieten dabei Kooperationen mit Start-ups. Da viele Gründer an Hochschulen auf externe Mittel angewiesen sind und die Unternehmen zudem strategisch in die Geschäftsmodelle von Start-ups eingebunden werden können, bietet sich bereits in frühen Phasen eine systematische Verbindung von Gründungsvorhaben mit mittelständischen Unternehmen an. Trotzdem bestehen keine etablierten Prozesse, die in operativer und organisatorischer Hinsicht beiden Partnern eine erfolgsversprechende Erkundung und Validierung von Geschäftsmodellen garantieren. Über seine Abschlussarbeit, die an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften von den Professoren Christoph Ewert und Dr. Carsten Hahn betreut wurde, konnte Jakob Müller ein Prozessmodell für die kooperative Geschäftsmodellexploration entwickeln. Die Validierung an einem realen Projekt zeigte, dass die organisatorischen Reibungen verringert, Zeit eingespart und die Gestaltung der Praxis von Experimenten für die Entdeckung und Validierung von Geschäftsmodellen verbessert werden konnten. Im Ergebnis beschleunigt die Anwendung des Prozessmodells das Wachstum von Start-ups und hilft Unternehmen, ihre Innovationsfähigkeit zu erhöhen.
Mit dem 2. Preis 2020 – verbunden mit einer Prämie von 2.500 Euro – wurde Marcel Kehler für seine Master-Thesis in der Wirtschaftsinformatik "Finanzierung 4.0 – Konzeption eines innovativen Finanzierungsmodells für kleine und mittelständische Unternehmen" ausgezeichnet, die an der Fakultät für Informatik und Wirtschaftsinformatik von Prof. Dr. Stefanie Regier und Prof. Dr. Ingo Stengel betreut wurde.
Industrie 4.0 und die damit verbundene Entwicklung des Internets der Dinge (IoT) verändern die globale Wirtschaft rasant. So kommunizieren bereits heute Autos miteinander und mit ihrer Umgebung zur Routenplanung, zum Auffahrschutz oder zum Absetzen von Notfallsignalen. Smarte Kühlschränke können heute schon über eine App während des Einkaufs anzeigen, was benötigt wird. Doch nicht nur im Privaten, sondern auch in der Industrie spielen smarte Anlagen eine immer wichtigere Rolle. Im Geschäftsmodell "Pay- per-Use" basiert die Abrechnung auf der Nutzung einer Anlage, das können z.B. Betriebsstunden, eine produzierte Stückzahl oder auch die Auslastung einer Maschine sein. Das Unternehmen stellt seinen Kunden seine Anlagen zur Benutzung zur Verfügung und rechnet diese nutzenbasiert ab. Die smarte Anlage zeichnet dazu über darin verbaute Sensoren unterschiedlichste Daten zur späteren Abrechnung auf. In seiner Abschlussarbeit untersuchte Marcel Kehler das Potenzial dieses Geschäftsmodells und führte dazu bei Banken und kleinen und mittleren Unternehmen qualitative als auch quantitative Befragungen durch, mit beeindruckenden Ergebnissen: 10 % der Befragten nutzen die Daten bereits für die Abrechnung ihrer Services. Weitere 10 % verwenden die Daten für Service- und Wartungsverträge. Erstaunlich ist, dass 25 % zwar Daten aufzeichnen, diese aber (noch) nicht oder lediglich in Einzelfällen nutzen. Drei von vier Unternehmen halten die Erfassung des Nutzungsverhaltens ihrer Kunden für sinnvoll und haben Interesse am Pay-per- Use-Geschäftsmodell.
Nähere Informationen zum Heinrich-Blanc-Förderpreis sind unter www.heinrich- blanc-stiftung.de abrufbar.
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