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Ein zorniger König, ein Teufelsgespenst im Kloster und 26 Mal sagenhaft durch Schwerin – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

Geradezu sagenhaft kommt dieser Newsletter daher, drehen sich doch immerhin drei der fünf aktuellen Sonderangebote des heutigen Newsletters, die wie immer eine Woche lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 08.10. 21 – Freitag, 15.10. 21) zu haben sind, um Sagenhaftes. So erzählt Erika Borchardt in „Petermännchen. Der verwunschene Prinz“ von einem Obotritenkönig und seinen drei, sehr unterschiedlichen Söhnen.

Wie gelangt ein Teufelsgespenst ins Franziskanerkloster zu den frommen Brüdern in die Landesresidenz Schwerin? Antworten auf diese und andere Fragen gibt Erika Borchardt in „Petermännchen der Poltergeist“.

Zu einer sagenhaften Wanderung durch die Landeshauptstadt Schwerin laden Erika und Jürgen Borchardt mit „Das sagenhafte Schwerin. Wanderführer für kleine und große Schweriner und ihre Gäste“ ein.

Ein spannendes (Bühnen)Stück Verkehrserziehung und Schatzsuche verbirgt sich hinter dem Titel „De Verkihrsdüwel. Oder Im Paradies des Verkehrsteufels“ von Erika Borchardt.

Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Wieder einmal geht es um das umstrittene Thema Gentechnik, dieses Mal um das Verquicken von pflanzlichen und tierischen Zellen. Soll man alles tun, was möglich scheint?

Erstmals 1980 erschien im Verlag Neues Leben Berlin als Band 161 dessen Reihe „Spannend erzählt“ der Wissenschaftlich-phantastische Roman „Die Marsfrau“ von Alexander Kröger. Dem E-Book liegt die Originalausgabe von 1980 zugrunde. Es wurde lediglich auf neue Rechtschreibung umgestellt: Sylvester Reim, jüngster Mitarbeiter am Institut für resistente Flora, ist einem Geheimnis auf der Spur. Es geht um die Faunella, jene Alge, die es Haustieren ermöglichen soll, durch in der Haut abgelagertes Chlorophyll die Energie des Sonnenlichts zu nutzen. Warum jedoch wurden die Versuche mit der Faunella-Alge vor einigen Jahren abrupt beendet? Hat dieser Abbruch der Experimente etwas mit dem Unfall der Biologin Anne Müller auf dem Mars zu tun? Und weshalb hat der Genoperateur Allan Nagy damals gekündigt? Am Institut erfährt Sylvester darüber nur wenig. Er sucht Allan Nagy auf, aber auch der schweigt sich aus. Sylvester ahnt nicht, dass er wenig später zusammen mit ihm zum Mars fliegen wird, als dort zwei Wissenschaftler eine sensationelle Entdeckung gemacht haben.

Eine spannende Handlung in einem Science Fiction-Roman aus dem Jahre 1980 in der überarbeiteten Fassung von 2003 mit dem Hintergrund künftiger moralisch-ethischer Probleme, die unweigerlich auf die Menschheit zukommen. Und so beginnt die Geschichte, wobei Sylvester Reim schon eine merkwürdige Ahnung beschleicht:

1. Kapitel

Sylvester Reim zog den Schal, den er um den Mantelkragen geschlungen hatte, fester und drehte den Kopf so, dass der eisige Wind mit seinen spitzigen Eisnadeln das Gesicht nicht frontal traf. Er konnte nur wenige Schritt weit sehen. Fast waagerecht zog das Gestöber Schneeschnüre, die sich zu einem dichten Vorhang verwoben.

Sylvester rechtete nicht mit Erg, seinem Leiter. Es gab bei dieser Wetterlage freilich angenehmere Tätigkeiten, als schräg gegen Wind und Schneetreiben zu laufen und die Freilandkulturen zu kontrollieren. Was notwendig ist, wird gemacht, das war seit jeher Sylvesters Devise.

Allerdings wusste er noch nicht, wie er unter fünfzig Zentimeter Schnee den Wachstumsstand erkennen sollte. Nun — im Augenblick hatte er zu tun, den Weg nicht zu verfehlen. Er orientierte sich an den dürren Stämmen der Kirschbäume, die seit zwei Jahren den Weg säumten und die bereits einen Winter gut überstanden hatten.

Viel wesentlicher als die Pflanzensuche in Schnee und Eis schien Sylvester die Frage, wie er die andere, die neue Aufgabe anpacken sollte. Von seiner Verwunderung, diesen Auftrag direkt von der Alten erhalten zu haben, hatte er sich noch nicht vollständig erholt. Er fühlte sich geehrt und — verwirrt.

Kaum einer der Mitarbeiter hatte einen persönlichen Kontakt zu Ramona-Ros Müller. Und das konnte nicht nur daran liegen, dass sie als stellvertretender Institutsdirektor auf Autorität bedacht sein musste. Außerdem, so bedeutend war dieses „Zuchtinstitut für resistente Flora“ nun wirklich nicht.

Die wenigen Male, bei denen Sylvester mehr als einen kurzen Gruß mit ihr gewechselt hatte, vermittelten ihm den Eindruck, dass sie arrogant und ziemlich altmodisch war und dass ihr ein solcher Mitarbeiter wie er im Grunde genommen gleichgültig blieb. Meist war Erg ihr Gesprächspartner, Sylvesters Vorgesetzter. Administrationsebenen überspringt man nicht.

Überhaupt gab sich die Alte unnahbar, ja unfreundlich. Und selbst Erg ging mit Unbehagen zu den Routineberatungen mit ihr. Sie war außerdem bekannt für Konsequenz und Unerbittlichkeit. Kein Wunder, dass sie sich zwar einer gewissen Autorität, aber keineswegs großer Beliebtheit erfreute, dass allenthalben schnoddrige Witze und Bemerkungen sie heimlich begleiteten. Um so größer also das Erstaunen bei Erg, den Kollegen und vor allem bei Sylvester selbst, als er zu Ramona-Ros gerufen wurde.

Ihm war bekannt, dass Ramona-Ros Müller kurz vor der Vollendung ihres sechsten Lebensjahrzehnts stand. Sie wirkte nach Sylvesters Empfinden jedoch bedeutend älter, was dadurch verstärkt wurde, dass sie füllig war, die Haare in einem strengen Scheitelknoten trug und fad gekleidet ging.

Das im Gegensatz zur Körperfülle knochig-schmale Gesicht zeigte einen herben Zug um den ehemals üppigen, jetzt fältchenumrandeten Mund. Auf der Oberlippe stand schwärzlicher Flaum. Aber der Blick wirkte jugendlich lebhaft, und es schien, als entginge ihm nichts.

Die Alte war hinter ihrem Leittisch hervorgekommen und hatte Sylvester einen Platz unter einer großen Zimmerpalme in der Sesselecke angeboten, wodurch sie ihm sofort, entgegen aller Voreingenommenheit, sympathisch wurde. Leiter, die stur hinter ihrem Leittisch sitzen bleiben, konnte Sylvester nicht ausstehen.

Ohne Einleitung sagte Ramona-Ros Müller, nachdem sie Platz genommen hatten: „Mit Erg habe ich gesprochen. Er ist meiner Meinung.“

Kunststück, dachte Sylvester.

„Wir bitten dich, nach Abschluss eurer jetzt laufenden Serie die Faunella-Liveversuche mit vorzubereiten.“

Sylvester blieb unklar, warum ein so sachlich trockener Satz mit einer eigenartigen Begeisterung hervorgebracht wurde.

Ramona-Ros sprach nicht weiter, sondern blickte erwartungsvoll auf Sylvester, als wünschte sie, dass er sofort etwas Bedeutungsvolles, vor allem aber vorbehaltlos Zustimmendes von sich gäbe.

Sylvesters Überraschung war perfekt. Er sagte zunächst gar nichts.

Die Faunella! Meine Güte, welche Spekulationen und Gerüchte gab es um diese Alge. Nur drei Mitarbeiter unter persönlicher Anleitung der Alten befassten sich seit einem Jahr wieder damit, bei strenger Informationssperre. Und ausgerechnet er — als junger, unerfahrener Kollege, wie er sich selbst einschätzte — sollte da mitwirken! Natürlich würde er das Angebot annehmen. Aber wie waren die ausgerechnet auf ihn gekommen?

Als er schwieg, sagte Ramona-Ros Müller: „Wir meinen, dass du das notwendige Organisationstalent hast. Wir brauchen — ja, so weit ist es“, fügte sie erklärend hinzu, vielleicht auf sein verdutztes Gesicht hin, „zunächst eine große Zahl von Versuchstieren. Die gilt es als erstes zu besorgen. Denk nicht, dass das einfach ist. Du bist da unbefangen — auch ein Grund, weshalb unsere Wahl auf dich fiel. Also — du bist doch einverstanden?“

Sylvester Reim beeilte sich zuzustimmen, ohne sich im Geringsten der Tragweite dieser Aufgabe bewusst zu sein. Tiere besorgen. Konnten sie nicht einfach welche anfordern?

„Die Marowa wird dich näher einweisen. Sie wird auch deine unmittelbare Partnerin sein, der Gruppenleiter.

Na, auf gutes Gelingen und — gute Zusammenarbeit!“ Die Alte lächelte und hob eins der beiden Gläser, die sie während des Gesprächs gefüllt hatte.

Sogar ein alkoholisches Getränk, wie er erstaunt feststellte. Trinkalkohol im Institut, Sylvester erinnerte sich nicht, das jemals in den drei Jahren seiner Tätigkeit erlebt zu haben.

„Und sieh zu, dass keine Panne eintritt“, sagte Ramona-Ros zu betont obenhin.

Sylvester wurde hellhörig. Sollte an den Geschichten doch etwas sein? Nur noch wenige Leute gab es im Institut, die vor einem knappen Jahrzehnt auch schon hier gearbeitet hatten. Wer schon hält es in diesem öden Werchojansk länger als fünf Jahre aus! Keine zentrale Klimaregelung, kein Transitanschluss, dafür drei Viertel des Jahres schlechtes Wetter. Unverfälschter Kältepol, na schön. Was ist heute noch unverfälscht! Also, einen, der damals an der Faunella gearbeitet hatte, gab es hier offenbar nicht mehr.“ Und damit zu den ausführlicheren Vorstellungen der anderen vier Sonderangebote dieses Newsletters.

Als Eigenproduktion brachte EDITION digital erstmals 1992 die 2. Auflage von „Petermännchen. Der verwunschene Prinz“ von Erika Borchardt heraus: Die Deutschen erobern im 12. Jahrhundert endgültig das Mecklenburger Land, ein deutscher Priester verwünscht den einheimischen slawischen Obotritenprinzen in einen Zwerg. Als Schlossgeist hofft dieser nun auf Erlösung. Wird es gelingen? In heiteren, aber auch tragischen und nachdenklichen Geschichten sind die Verwünschungssagen in ihrem geschichtlichen Zusammenhang und vielfältige Möglichkeiten der Erlösung des Geistes auf der Grundlage der Volksüberlieferungen gestaltet. Für Leser ab 8 Jahren. Mit Nachwort. Und hier der Anfang der titelgebenden Geschichte:

Der verwunschene Prinz

Es lebte einst vor Hunderten von Jahren im Land der Obotriten ein König. Der hatte drei Söhne, stattlich von Wuchs und von lebhaftem Geist. Der älteste galt als besonders klug, der mittlere als treu und standhaft in allen Dingen, gerühmt wegen seiner glühenden Freiheitsliebe. Nur der jüngste schien aus der Art geschlagen. Er hatte seine Heimat verlassen, die ihm zu ärmlich dünkte, eine reiche Prinzessin geheiratet und achtete nun sein Vaterland gering.
Die beiden anderen Söhne aber hielten fest zu ihrem königlichen Vater. Das tat ihm wohl; eine bittere Zeit war angebrochen. Deutsche Eroberer überfluteten das Land.

Der König, ein starker, stolzer und aufbrausender Mann, fand Tag und Nacht keine Ruhe, solange die Feinde in seinem Land wüteten. Stets war er der erste, wenn sich eine Gelegenheit bot, ihnen zuzusetzen. Listig verließ er die Burgen, die ihm nicht sicher dünkten, brannte sie hinter sich ab und zog sich auf jene zurück, die tief in den Wäldern lagen, geschützt durch einen Fluss und das Moor.
Eines Tages geriet er in unbändigen Zorn. Der älteste Sohn war unverrichteterdinge von einem Überfall zurückgekehrt. Dieser nämlich hatte von seinem Vater gelernt: Wer siegen will, muss listig sein. Und List braucht Besonnenheit. Er ließ also, wie in diesem Falle, von einem Plan, da die Feinde in zu großer Überzahl waren.
Dem Vater aber erschien dies jetzt Feigheit. Wütend scharte er einige Krieger um sich, verließ die Burg und versteckte sich mit ihnen neben einem Weg, an welchem seit geraumer Zeit deutsche Knechte vorbei ritten, um Futter für die Pferde zu holen.

Kaum waren sie sicher hinter den Büschen verborgen, da näherten sich auch schon die Knechte aus dem sächsischen Lager. Der König war in seinem Zorn so verblendet, dass er nicht bemerkte, dass es diesmal fast hundert Mann waren, die da nach Futter ritten. Ungestüm stürzte er als erster mitten unter die Feinde. Als die Lanze abglitt, warf er sie von sich, zog das Schwert, stieß mit voller Wucht zu, und auch sein Schwert glitt ab. Unter den Röcken trugen die angeblichen Knechte Harnische. Es waren verkleidete Soldaten. Der König wurde sofort umzingelt und erschlagen, bevor ihm jemand zu Hilfe eilen konnte. So ward der Herrscher des Obotritenlandes Opfer einer Kriegslist.

Die beiden Königssöhne betrübten sich sehr über den Tod des Vaters. Sie schworen Rache und wollten nicht eher ruhen, bis ihr Land wieder frei wäre. Der älteste Prinz aber war klug genug, um zu erkennen, dass er und sein Volk einem übermächtigen Gegner ausgeliefert waren. Bitterkeit und Wehmut überkamen ihn. Tiefe Trauer erfüllte den Königssohn darüber, dass all das, woran sein Volk gewöhnt war, nun nichts mehr gelten sollte. Oft genug kostete es ihn fast übermenschliche Kraft, hören zu müssen, was seine Krieger, wenn sie von ihren Streifzügen zurückgekehrt waren, von Tempelzerstörungen und anderen Schandtaten der Deutschen berichteten.

Mit wildem Mut, den Kriegern voran, brach er dann über die Feinde her. Die unverhofften Überfälle verbreitete Angst und Schrecken unter ihnen, und der deutsche Herzog, trotz seines Sieges über die Obotriten, musste ständig auf der Hut sein.
Einstmals geschah es, dass der Bruder des ältesten Königssohnes einer Belagerung seiner Burg durch den deutschen Herzog nicht standhielt. Er musste sich ergeben und geriet mit seinen Getreuen in Gefangenschaft. Nach Braunschweig brachte man sie, gefesselt mit eisernen Handschellen, und warf sie dort ins Verließ.
Jeder fürchtete um ihr Leben, denn der Krieg wurde von beiden Seiten mit unbarmherziger Grausamkeit geführt. Mitleid gab es nicht.
Der älteste Prinz ließ nichts unversucht, das Leben der Gefangenen zu retten. Eine gewaltsame Befreiung war aussichtslos. Deshalb versprach er dem Herzog, Frieden zu wahren, so dieser das Leben der Gefangenen schonte.
Der Herzog hatte gerade Streit mit anderen Fürsten. So nahm er das Anerbieten an; zwei Kriege gleichzeitig waren ungünstig.

Der gefangene Königssohn erhielt diese Botschaft, allein nicht freudigen Herzens. Er empfand es als eine Schmach, dass ein unrühmlicher Frieden der Preis für sein Leben sein sollte. Nie würde er es gegen die Freiheit seines Volkes eintauschen.
Er bestach einen Gefängniswärter, seinem Bruder folgende Worte zu überbringen: „Siehe, ich liege hier jeden Tag in Fesseln, und du benimmst dich so gleichgültig? Erwache! Handle wie ein Mann, und erzwinge mit den Waffen, was du im Frieden nicht erlangen kannst.“
Der Prinz vernahm die Botschaft mit Wehmut und Freude. Lange dachte er nach, Stunde um Stunde sann er. Sollte er das Leben seines Bruders opfern? Hatte er ein Recht darauf, die Freiheit des Volkes gegen seinen Bruder einzutauschen? So überlegte er die ganze Nacht bis zum Morgengrauen.“

Ebenfalls erstmals 1992 veröffentlichte EDITION digital als Eigenproduktion „Petermännchen der Poltergeist“ von Erika Borchardt: Wie gelangt ein Teufelsgespenst ins Franziskanerkloster zu den frommen Brüdern in die Landesresidenz Schwerin? Warum flieht es dann wieder und ausgerechnet ins Fürstenschloss auf der Burginsel?

Eine episodenhafte Geschichte um die Entwicklung eines Poltergeistes vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert, ein Novum in der deutschen Kulturgeschichte. Ein freier und gerechtigkeitsliebender Poltergeist begibt sich um eines bunten, glöckchenbehangenen Röckchens willen bei den Mönchen des Schweriner Franziskanerklosters in Dienst. Er erkennt, dass er sich zum Knecht macht, verlässt die (vor der Reformation) gottlosen Mönche und zieht ins nahegelegene Schweriner Schloss. Hier erlebt er das Treiben am Herzogshofe, hilft den Bediensteten und wehrt sich gegen Ungerechtigkeiten. Die Menschen nennen den mutigen Poltergeist (oder ist es gar der Hofzwerg des Herzogs?) Petermännchen.

Auf der Grundlage historischer Dokumente und Studien wird ein Stück mecklenburgische Geschichte vermittelt und die wahrscheinlich tatsächliche Entstehung einer Sagenfigur in unterhaltsamer Form geschildert. Mit Nachwort und Anhang (Faksimiledruck der Berichte aus den Jahren 1559 und 1747, die der Geschichte zugrunde liegen). Hier die Einführung zu diesem Band und die Episode, in der die Schweriner Mönche gefoppt werden:

„Einführung

In deutschen Landen, hoch im Norden, lag einst das Herzogtum Mecklenburg. Vor langer, langer Zeit, Hunderte von Jahren sind seitdem vergangen, da ereignete sich in der Fürstenresidenz Schwerin gar Seltsames. Schier über Nacht erschien ein Poltergeist in der mittelalterlichen Stadt. Und ausgerechnet im Franziskanerkloster! Ein Teufelsgespenst bei den frommen Brüdern – wie sollte das wohl zugehen?

Es wurde gemunkelt, dass ihn die Mönche von einer Reise mitgebracht hätten. Ja, kann man denn einen Geist einfach mitbringen? Etwa wie ein Geburtstagsgeschenk in buntes Seidenpapier gewickelt mit einem rosa Schleifchen darum? Oder wie ein Hündchen an der Leine mitführen? Was mag nur geschehen sein?

Dem Schloss fast gegenüber, in einer Straße, die zum Burgsee führt und heute noch Klosterstraße heißt, befand sich damals das Kloster des Franziskanerordens. Wer nun glaubt, dass die Mönche darin Tag und Nacht beteten, oft fasteten, in graue Gewänder gehüllt und überaus ärmlich und bescheiden nur ihrem Gott lebten, wie sie einstmals gelobt, der irrt sich gewaltig. Das Kloster war reich, ihm gehörten Land und Häuser, es besaß viel Geld. Die Mönche lebten gut, sehr gut sogar. Sie schmausten nach Herzenslust, gingen in die Wirtshäuser, wo sie literweise Bier und Wein tranken, so dass sie dicke Bäuche und rote Nasen bekamen.

Über die Klosterbrüder wird nun berichtet, dass sie durch ein leichtfertiges Versprechen den „unsauberen Geist“ nach Schwerin gebracht hätten. In einer alten Schrift können wir darüber lesen. Vieles aber blieb ein Geheimnis.

Vernehmen wir nun den wahrhaften Bericht von jenem Geist, genannt der Puck, welcher in das Schwerinsche Franziskaner-Kloster gelangte und später eine richtige Heimat in dem zauberhaften Schloss auf der Burginsel nahebei fand. Hier ein Stück dieses Berichtes:

Wie Puck die Mönche foppt

Eines Tages reiste der Guardian (der Vorsteher) des Schweriner Franziskanerklosters wegen etlicher Geschäfte im Auftrag seines Ordens nach Lübeck. Zwei Mönche begleiteten ihn.

Nach Erledigung ihrer Pflichten begaben sie sich wohlgemut auf die Heimreise. Sie gingen den weiten Weg natürlich nicht zu Fuß, sondern fuhren auf einem Pferdewagen.

Der Tag neigte sich dem Ende zu, und Schwerin war immer noch nicht in Sicht. Der Weg war schlecht, nicht gepflastert und manchmal kaum als Straße zu erkennen. In der Dämmerung verirrten sich die Mönche und gelangten nach Klein Brütz, wo der Edelmann von Halberstadt seinen Hof hatte. Diesen baten sie um ein Nachtlager. In der Dunkelheit weiterzuwandern erschien ihnen in den unheilvollen Zeiten, in denen Wegelagerer die Straßen unsicher machten, doch zu gefährlich. Vielleicht wären die Mönche trotzdem weiter gezogen, hätten sie geahnt, was ihnen in dieser Nacht widerfahren würde.

Im Haus des Herrn von Halberstadt lebte nämlich seit längerer Zeit ein Gespenst, welches so manchen keine Nacht ruhig schlafen ließ. Kein Wunder, denn der Edelmann, der ein rechter Schalk war, quartierte seine neuen und ahnungslosen Gäste stets in dem Raum ein, in welchem der Geist sich mit Vorliebe aufzuhalten pflegte. Dieser fühlte sich ständig belästigt und wehrte sich auf seine Art, indem er schrecklich polterte. Daran hatte der Edelmann seinen Spaß. „Recht so, Peter, das war wieder mal nach meinem Geschmack,“ pflegte er nach so einer Nacht zu denken, wenn ihm die Gäste des Morgens erzählten, wie ihnen der Schreck in die Glieder gefahren wäre und sie kein Auge mehr hätten zutun können, dann aber doch froh waren, dass alles so glimpflich abgegangen war und sie nun schon über das Abenteuer lachen konnten.

So mancher Gast aber verließ vorzeitig das unheimliche Quartier. Selbst die zuvorkommenste Bewirtung konnte ihn nicht bewegen, auch nur eine Nacht länger mit dem Geist unter einem Dache zu weilen. Sehr zum Leidwesen des Edelmanns. Er hatte doch so gerne Gäste, mit denen er Nacht für Nacht schmausen und zechen konnte. Der Geist, Peter Pück oder auch Puck genannt, vertrieb jedoch viele.

Allein, der Herr von Halberstadt konnte den Schabernack nicht lassen, und er hätte nun zu gerne gewusst, ob der Geist es wagen würde, auch mit den frommen Brüdern sein Unwesen zu treiben, oder ob deren gottesfürchtiger Lebenswandel sie zu schützen vermöge. Er ahnte ja nicht, wie die Mönche wirklich lebten. Also ließ er sie zur Schlafenszeit von seinem Diener in die Kammer bringen. Sie verrichteten ahnungslos ihr Nachtgebet, löschten das Licht und legten sich zu Ruhe nieder.

Kaum aber waren sie eingeschlafen, da zupfte jemand an ihrem ohnehin spärlichen Haarkranz, knuffte sie in die Wangen und warf sogar die Betten um, so dass das Oberste zuunterst und das Unterste oben lag. Die Mönche bekamen einen fürchterlichen Schreck. In Windeseile zündeten sie das Licht an und sahen die Bescherung. Wütend und furchtsam zugleich leuchteten sie in alle Ecken der Kammer.

Doch so gründlich sie auch suchten, sie fanden den Übeltäter nicht. Ob hier ein böser Geist sein Spiel mit ihnen trieb? Sie betasteten die schmerzhaften Stellen an ihren Körpern, richteten dann die Betten wieder her und legten sich voller Unruhe nieder. Kaum aber hatten sie das Licht gelöscht, rumorte es wieder ganz schrecklich, und die Mönche landeten unsanft auf der Erde. Nun wussten sie, dass es in diesem Hause nicht geheuer war.

Dem Spuk würden sie schnell und ein für allemal ein Ende bereiten, dessen waren sie sich sicher. Zornig riefen sie den Geist an. Sie glaubten, das Teufelsgespenst hätte keine Macht über sie, weil sie Mönche waren. Das sagten sie ihm auch mit bösen Worten. Mit dem heiligen Kreuz und üblen Verwünschungen wollten sie ihn aus der Kammer vertreiben.

Aber was die frommen Brüder auch taten, nichts half. Sofern sie sich wieder ins Bett legten, begann der Schabernack von neuem. Sie konnten keine Ruhe finden. Das war gar zu ärgerlich, liebten die Mönche doch nach einem guten Nachtmahl und einem tüchtigen Trunk nichts so sehr wie einen geruhsamen Schlaf. Man musste einen anderen Weg finden. Ging es mit Strenge nicht, wollten sie es mit Güte versuchen.

So sprach der Guardian freundlich zu dem Geist und bat ihn gar herzlich, doch um alles in der Welt Frieden zu wahren und nannte ihn dabei sogar mehrfach seinen Bruder.

Das gefiel dem Puck wohl. So wohl, dass er sich erbot, bei diesen freundlichen Mönchen zu bleiben und ihnen zu dienen. Noch nie hatte ihn jemand Bruder genannt. Das sagte er ihnen auch.

Die geistlichen Herren aber achteten nicht weiter auf die Worte des Poltergeistes. Ihre einzige Sorge war, wenigstens den Rest der Nacht in Ruhe schlafen zu können. Also sagten sie leichtfertigerweise zu. Puck indessen wertete die Zusage als bündigen Vertrag und wollte sogleich einen Lohn für seine künftigen Dienste vereinbaren.

Er wünschte sich einen Rock von allerhand Farben und mit vielen Glöckchen behängt, die bei jeder Bewegung lieblich klingen sollten. Die frommen Brüder, denen vor Müdigkeit schon die Augen zufielen, versprachen auch dies um ihrer Ruhe willen.

Am anderen Morgen erzählten die Mönche dem Edelmann von ihrem Erlebnis und wie sie den Geist überlistet hätten. Ihr Gastgeber schmunzelte erst still vor sich hin, dann aber bog er sich vor Lachen. Das war ein Spaß wie noch nie. Nun hatten gerade die frommen Brüder den Geist im Nacken, wusste er doch, dass man ein Versprechen, das man einem Geist gab, unbedingt einlösen muss. Sonst würden die Mönche keine ruhige Minute mehr in ihrem Leben haben, wenn ihnen nicht sogar noch Schlimmeres widerführe. „Ach, Peter Puck“, dachte er in seinem Sinn, „das war dein Meisterstück!“ Und unter Lachen sagte er den Mönchen Lebewohl. Von diesem Augenblick an war er den Unruhestifter los, sollten sich andere mit ihm plagen. Er würde schon selber für neue Neckereien sorgen und auch ohne Poltergeist seinen Spaß haben. Kein Gast würde ihm mehr davonlaufen. Das war ein schöner Grund, wieder einmal tüchtig zu feiern. Er sah schon die Weinfässer anrollen und lachte sich eins in seinen Bart. Die Mönche deuteten das Lachen des Edelmanns als eine Freundlichkeit ihnen gegenüber und verabschiedeten sich dankbar.

Wie erschraken sie jedoch, als sie auf den Hof des Herrn von Halberstadt kamen. Dort saß auf einem Torflügel, in Gestalt eines affenähnlichen kleinen Männchens, der Poltergeist Puck und wollte mit ihnen reisen. „Nun bin ich euer Knecht“, sagte er und sprang auf den Wagen. Die Mönche fürchteten sich vor ihm, behielten aber ihre Geistesgegenwart. Sie hatten schon andere unliebsame Begebenheiten zu ihrem Vorteil gewendet und wollten auch jetzt nicht klein beigeben. Deshalb sprachen sie listig zu dem Männchen: „Nein, geh du schon immer voraus und lass im Kloster für uns ein gutes Mittagsmahl bereiten.“ Sie hofften, Puck würde sich zu guter Letzt verlaufen. Woher sollte er wissen, wo das Kloster lag? Und so könnten sie ihn auf diese Weise doch noch loswerden. Erst jetzt wurden sie sich bewusst, was sie mit ihrem leichtsinnigen Versprechen angerichtet hatten. Ein Teufelsgespenst in ihrem Mönchskloster! Nicht auszudenken, was das für Folgen haben könnte.

Puck jedoch wurde im Nu unsichtbar, er hob sich in die Lüfte und war in wenigen Minuten im Kloster angelangt, wo er sich unverzüglich in die Küche begab. Wie erschrak der Koch, als er plötzlich eine Stimme hörte: „Bereite das Essen geschwinde, denn es werden gegen die Mittagszeit Gäste kommen!“ Der Koch, der niemanden sah, so aufmerksam er auch in die Runde spähte, fragte: „Wo bist du? Was ist dein Begehr?“ Abermals vernahm er die geisterhafte Stimme: „Richte das Essen zu! Richte das Essen zu!“ Vor Schreck fiel ihm der große Kochlöffel aus der Hand. Die Haare standen ihm zu Berge, und seine Knie begannen zu zittern. Mit bebender Stimme versprach er, das Mittagsmahl wunschgemäß zuzubereiten und stürzte fluchtartig in die Vorratskammer, um schleunigst den Befehl auszuführen.“

Als weitere Eigenproduktion von EDITION digital veröffentlichten Erika und Jürgen Borchardt in Zusammenarbeit mit dem Kulturverein Sagenland Mecklenburg-Vorpommern e. V. erstmals 2006 die erweiterte 2. Auflage von „Das sagenhafte Schwerin. Wanderführer für kleine und große Schweriner und ihre Gäste“: Vielleicht mögen Sie Schwerin einmal anders entdecken als in der üblichen Art. Wie wär`s, sie zusammen mit den Kindern oder Enkeln oder mit Ihren Gästen oder Gastgebern zu durchwandern? Dieses Büchlein begleitet Sie zu 26 Stätten in der Stadt, zum Schloss und dem ehemaligen Kloster, zum Dom und dem Pfaffenteich, zum Alten Friedhof und dem Ziegelsee, zur Insel Kaninchenwerder und nach Krebsförden Dorf bis hin zur Mueßer Bucht. Es verbindet dabei aber Sehenswertes mit Sagenhaftem.

Schwerin ist mit bald 850 Jahren die älteste Stadt Mecklenburgs. Nicht sehr groß, besitzt sie doch zahlreiche sehens- und erlebenswerte Stätten, Seen inmitten der Stadt und um sie herum; auf einer Insel das Schloss, dessen Einzelbauten aus fünf verschiedenen Jahrhunderten stammen; auf dem Schlachtermarkt einen Brunnen zu einem der längsten Lieder der Welt; eine bedeutende Gemäldegalerie; das weithin anerkannte Staatstheater; am Rande der Stadt zwei Dorfmuseen; Plätze und Parks zum Spielen, Bummeln und Träumen.

Dieses Buch will Sie anregen, zu jenen Stätten zu wandern, an denen vor vielen Jahren Sagenhaftes geschah und manchmal noch geschieht. Mit Hilfe der Sagen können Sie dies in der Fantasie an den jeweiligen Orten miterleben. Sie werden erkennen: Hier waltet ein einzigartiger Geist, eine Sagengestalt mit so vielen Eigenschaften, wie sie keine andere Figur der deutschen Geistergeschichte aufweist: Der Schlossgeist Petermännchen. Und: Bei uns spukt zwar kein Nessi im Schweriner See, aber ein mindestens ebenso großes und ganz liebes Ungeheuer. Wir haben einen geheimnisvollen Schimmelreiter auf der Schelfe, einen wilden Jäger im Mueßer Wald, einen Mann ohne Kopf in Krebsförden und andere Sagengestalten.

Unser Wanderführer leitet Sie nicht allein von einem Gebäude oder Platz zum nächsten, so schön sie auch immer sein mögen, sondern er führt Sie ebenso entlang der Seen, zu Naturbadestellen und Inseln, in zwei Stadtteile, die noch Dorf sind. Weil auch dort Sagenhaftes geschah.

Kurze Erläuterungen zu den Sagenorten und Sagen weisen auf Besonderheiten hin, auf Zusammenhänge auch mit der so reichen Vergangenheit. Das Buch enthält Vorschläge für die Wanderungen. Die Schweriner werden (mit ihren Gästen) aber auch sicher eigene Wege zu den Sagenorten nehmen. Auf jeden Fall ist ein Liniennetzplan des Nahverkehrs beigefügt.

Viel Vergnügen beim (Neu)Entdecken! Und hier der erste Anlaufpunkt:

Nr. 1 Alter Garten/ Museumstreppe

Wir beginnen unsere Wanderung durch das geheimnisvolle Schwerin hoch oben auf der Museumstreppe am Alten Garten. Hier haben wir einen wunderschönen Rundblick, auf das prächtige Neo-Renaissance-Theater, das altehrwürdige Prinzenpalais (auch Alexandrinenpalais genannt), das Kollegiengebäude (Residenz des Ministerpräsidenten unseres Bundeslandes), auf den Burgsee und dahinter den Schlossgarten, schließlich auf den Schweriner See (der drittgrößte in Deutschland) mit seinem Hafen und den Passagier-Schiffen. Im Verein mit dem ehrwürdigen Museum, das einem antiken Tempel ähnelt, umrahmen sie alle den großen Platz mit der hoch aufragenden Siegessäule vor uns und dem etwas seltsamen Namen Alter Garten.

Das Schloss auf der Burginsel zieht unsere Blicke von Anfang an auf sich, zu Recht, hier sind wir beim Ursprung Schwerins. Und der ersten der Geheimnis umwobenen Stätten bei unserer Wanderung. Schwerin ist zwar die älteste Stadt Mecklenburgs, 1160 gegründet. Auf der Insel aber befand sich einst eine mit Erdwällen und Palisaden befestigte Burg, und die war noch zwei, drei Jahrhunderte älter. Das Schloss steht auf ihren Resten. Und ganz, ganz natürlich gab es und gibt es in solch alten Gemäuern einen Schlossgeist. Die Schweriner nennen ihn Petermännchen. Mehr als tausend Jahre alt soll er sein, manche Leute meinten sogar, das Petermännchen wäre für die Menschen, die hier schon vor zweitausend Jahren lebten, der Lichtgott gewesen. Vieles Andere wird über seine Herkunft gemutmaßt.

Eine Sage ist überliefert, wonach der Schlossgeist ein verwunschener Prinz ist. Wir führen das in jene Zeit zurück, da auf der Insel die Burg stand. Schwerin, damals Zuarin (Tiergehege) genannt, bestand wahrscheinlich aus der Burg auf der Insel, einer Vorburg etwa an der Stelle des heutigen Alten Gartens und einem Tempel auf der kleinen Anhöhe, wo jetzt der Dom steht. Alles andere waren Morast, Wald, Wiese oder Acker.“

Erstmals 1996 veröffentlichte EDITION digital das Bühnenstück „De Verkihrsdüwel. Oder Im Paradies des Verkehrsteufels“ von Erika Borchardt: In einer Schulklasse sind einige Kinder spurlos verschwunden. Lehrer und Schüler rätseln, was mit ihnen geschehen sein mag. Gemunkelt wird, der Teufel habe die Kinder geholt – der Verkehrsteufel. Ob man sie befreien kann? Aber da ist auch die Rede von einem geheimnisvollen Schatz …

Ein unterhaltsames Bühnenstück über den Kampf von Kindern gegen den Verkehrsteufel. Das Märchenspiel ist für die aktive Verkehrserziehung in der Unterstufe geeignet bzw. zur Aufführung für die Unterstufe durch höhere Klassen. Es ermöglicht die Einbeziehung einer größeren Gruppe von der 1. bis zur 12. Klasse. Für Interessenten an der niederdeutschen Sprache sind einzelne Figuren in bestimmten Situationen als niederdeutsche Sprecher angelegt (mit hochdeutscher Übersetzung im Text). Das Buch ist mit lustigen Zeichnungen der damals 13-jährigen Schülerin Juliane Thern aus Wismar illustriert. Hier das 1. Bild des Stücks:

Klassenzimmer. (Schulklingel. Die namentlich genannten Schüler stürmen lärmend auf die Bühne, bleiben stehen oder flegeln sich voneinander entfernt auf die Stühle. Es wird sichtbar, dass viele fehlen. Nur Martin und Martina sitzen nebeneinander.)

Lehrer: (kommt herein, zählt lautlos die Kinder und macht ein sorgenvolles Gesicht. Spricht zu sich)

Was für ein Unglück. Wieder fehlen welche. Das kann doch so nicht weitergehen! Was für ein Unglück.

Wat för ’n Mallür! All wedder fählen weck. Dat kann doch so nich wierergahn. Wat för ’n Mallür!

(zu den Kindern) So, Schluss mit dem Lärm. Ruhe. Setzt euch! Also, Kinder, (hüstelt) wir werden noch einmal wiederholen, worauf ihr beim Nachhausegehen achten müsst, man kann auch sagen, (hüstelt) wie man sich sicher im Straßenverkehr bewegt. Ja. (Er streicht sich das Kinn)

Kinder: (protestieren ihrem Charakter gemäß verhalten oder lautstark. Allgemeines Gemurmel)

Jakob: Wie oft denn noch? Mensch, der soll uns damit in Ruhe lassen. (legt die Füße auf den Stuhl vor sich)

Dörte: Hab ich doch immer gesagt. Verkehrserziehung ist wichtig.

Dat heff ik all ümmer seggt.

Klaus: So’n Quatsch!

So’n Schiet ok!

Melanie: Auch das noch.

Ok dat noch!

Sebastian: Damit kann der in’n Kindergarten gehn.

Dormit kann hei in’n Kinnergoorden gahn.

Paul: Hab ich das nicht vorhin gesagt, das dicke Ende kommt noch?

Heff ik dat nich vörhen seggt, dat dick Enn‘ kümmt noch?

Lisa: Das hat doch sowieso keinen Zweck.

Dat is doch allens för de Katt.

Lehrer: Ruhe! (hüstelt) Also, Kinder, ich kann euch nicht verstehen. (hebt den Zeigefinger) Habt ihr vergessen, was mit euren Klassenkameraden geschehen ist? Rebekka, Hanna, Julian, Madlen! Einfach verschwunden! (hüstelt) Heute fehlen Sven und Susanne, (streicht sich das Kinn) Wer weiß, wen es noch trifft. Aber ihr? Ihr glaubt wohl, euch könnte das Unglück nicht treffen? (leise) Glaubt ihr, ihr seid besser?

Glööft ji, ji sünd bäder?

(Plötzliche Stille, alle stellen ihre Nebenbeschäftigungen ein und hören dem Lehrer aufmerksam zu.)

Sebastian: (betreten, zu sich) Das hat doch gar keiner gesagt.

Dor hett nüms wat von seggt.

Martina: (leise und traurig) Jeden Morgen, wenn ich zur Schule gehe, steht Hannas Mutter am Tor und fragt mich, ob ich ihre Tochter gesehen hätte. Ich hab schon so viele danach gefragt, aber niemand konnte es mir sagen.

Paul: Das möchte ich auch gern wissen. Irgendwo müssen sie doch sein.

Dat mücht ik ok woll weiten. Dee mütten doch wedder updükern.

Lehrer: (zuckt die Schultern, schiebt Jakobs Füße vom Stuhl)

Jakob: (macht eine Grimasse, mault)

Klaus: Ich weiß es. Aber mich fragt ja keiner.

Oewer mi fröcht jo kein-ein.

(Nach einer Pause, als niemand reagiert, steht er betont langsam auf) Ausgerissen sind sie, haben irgendein Auto geknackt, und ab die Post. (betont langsam lümmelt er sich wieder in die Bank.)

Melanie: (dreht sich empört um) Das ist doch Unsinn. So etwas würde Susanne nie tun, und Rebekka auch nicht.

Jakob: (legt die Füße wieder auf den Stuhl)

Martin: (leise) Wir sollten sie suchen gehen.

Lisa: Das hat doch keinen Zweck.

Dat is doch allens för de Katt.

Sebastian: (steht auf) Wieso wir? Wofür wird denn die Polizei bezahlt? Sollen die doch suchen! (Guckt sich Beifall heischend um. Niemand reagiert. Er setzt sich.)

Lehrer: (hüstelt und streicht sich das Kinn) Die Polizei hat schon alle Leute der Umgebung befragt.

Sebastian: (immer noch in aggressiver Stimmung, zu sich) Was ist dabei herausgekommen? Nichts!

Un wat is dorbi rutkamen? Nicks!

Martina: Herr Lihrer, wo könnten die anderen denn sein?

Lehrer: (leise zu sich) Ja, wo können die Kinder sein? Sehr seltsam ist das.

Je, wur sünd de Kinner nu? Dat is bannig eigenordig.

(streicht sich das Kinn, zu den Kindern) Die Polizei sagt, dass sie zuletzt in der Straße vor dem Vergissmeinnicht-Viertel gesehen wurden. (hüstelt, leise zu sich) Ja. So ist das. Keiner hat sie mehr gesehen.

Tja, so is dat. Nüms hett sei wedder seihn.

(schiebt Jakobs Füße vom Stuhl. Geht während des folgenden Gesprächs durch die Reihen, zählt die Schüler, streicht sich das Kinn, zählt wieder)

Martin: (geheimnisvoll) Meine Mutter hat gesagt, der Teufel hätte sie geholt.

Mien Mudders hett seggt, de Düwel har sei haalt.

(Stille)

Klaus: Son Quatsch! (kleine Pause) n‘ Teufel gibt’s doch gar nicht.

So’n Tünkram! ’n Düwel gifft dat gor nich.

Martina: Doch! (nickt heftig) Ich habe auch davon gehört. Der soll einen Schatz bewachen im Vergissmeinnicht-Viertel.

(Alle durcheinander)

Melanie: (zu sich) Das glaube ich nicht.

Dat glöf ik nich.

Dörte: (laut in die Klasse) Meines Erachtens nach entspricht das nicht den Tatsachen. (zu sich) Das weiß ich besser.

Dat weit ik bäder.

Jakob: Altweibergeschwätz. (legt die Füße wieder auf den Stuhl)

Dat is Ollwiewersnack.

Klaus: So’n Quatsch!

So’n Tünkram!

Sebastian: (springt auf) Was höre ich da?

Wat hür ik dor?

(laut in die Klasse) Dort gibt es einen Schatz?

Jakob: (laut) Mensch, nichts wie hin! (leise) Den hole ich mir!

Den hal ik mi.

Lisa: Das hat doch keinen Zweck. Das wird sowieso nichts.

Dat is allens för de Katt.

Paul: (laut und deutlich) Was das nicht alles gibt!

Wat dat nich all gifft!

Martin: (steht auf. Kurze Stille, bis alle aufmerksam sind) Man könnte sie retten. Aber das soll fast unmöglich sein. Das ist nämlich kein gewöhnlicher dummer Teufel, sondern ein Verkehrsteufel. Meine Mutter hat gesagt…

Schüler: (verhaltenes, mehr pflichtgemäßes Stöhnen, Gemurmel)

Jakob: Schon wieder seine Mutter.

All wedder sien Mudders.

Lehrer: (schiebt Jakobs Fuße vom Stuhl. Nimmt Klaus das Auto weg)

Sebastian: Hört, das Muttersöhnchen hat uns was zu sagen.

Martin: (gelassen) Meine Mutter hat gesagt, der Teufel soll aber nur über diejenigen Gewalt haben, die nicht aufpassen, wenn sie über die Straße gehen. Er passt nämlich immer auf, wenn einer nicht aufpasst. Gierig greift er sich dann jeden, der einen Fehler macht.

Jakob: (geht zu Martin und drückt ihn auf die Schulbank herunter) Du glaubst auch alles, was deine Mutter erzählt.

Du glööfst ok allens, wat dien Muder vertellt.

Dörte: Ich weiß das besser. Wir sollten nicht in das Vergissmeinnicht-Viertel gehen.

Sebastian: Da soll es nur so von Autos wimmeln, ein richtiges Autoparadies. (zu sich) Wer weiß, was es da noch alles gibt?

Wecker weit, wat’t dor noch allens gifft?

Klaus: (laut) Das ist stark. Lauter Autos. Brumm, brumm brumm.

Jakob: Das will ich auch sehen. Von wegen verboten!

Dat will’k ok seihn. Von wägen verbaden!

(steht auf, laut, blickt dabei zu Martin) Ich gehe hin, wohin ich will, auch in das Vergissmeinnicht-Viertel. Nun gerade! Und damit basta.

Paul: Bangemachen gilt nicht. Ich komme mit.

Wi sünd doch nich bangbüxig. Ik kam mit.

Sebastian: Au ja, wir holen uns den Schatz.

(alle wild durcheinander)

Dörte: Das geht nicht. Das weiß ich besser.

Dat geiht nich. Dat weit ik bäder.

Paul: Nichts wie hin. Den Verkehrsteufel schnappen wir uns.

Nicks as hen. Den Verkihrsdüwel griepen wi uns.

Klaus: So’n Spinner

Martin: Wir holen unsere Freunde aus dem Vergissmeinnicht-Viertel!

Lisa: Das hat doch sowieso keinen Zweck.

Dat is doch allens för de Katt.

Lehrer: (zu sich) Oh, Kinder, Kinder, was ist schon wieder los mit euch?

Oh, Kinnings, Kinnings, wat’s denn mit juuch all wedder los?

(Nimmt Sebastian den Würfel weg) Ihr wollt in das Vergißmeinnicht-Viertel? (sich aufgeregt das Kinn streichend und hin und her gehend) Ja, seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Das ist viel zu gefährlich!

(es klopft)

Lehrer: Ja, bitte.

Verkehrspolizist: (betritt den Raum) Guten Tag

Lehrer und Kinder: Guten Tag

Lehrer: Das ist der Verkehrspolizist Herr Ampler. Er wird mit euch die wichtigsten Verkehrsregeln durchgehen. (streicht sich das Kinn, zählt die Kinder)

Verkehrspolizist: (hält einen Zettel in der Hand und liest leiernd ab) Liebe Kinder, die Situation auf den Straßen wird immer beängstigender. Eine erschreckende Zunahme von Verkehrsunfällen ist in den letzten Jahren zu verzeichnen. Allein im vergangenen Jahr wurde ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 35 % festgestellt. Immer mehr Kinder und Jugendliche gehören zu den Betroffenen.

Schüler: (schreiben währenddessen Zettel und werfen sie sich zu)

Klaus: (spielt mit dem Auto)

Sebastian: (spielt mit dem Würfel)

Lehrer: (Nimmt Sebastian den Würfel und Klaus das Auto weg. Schiebt Jakobs Füße vom Stuhl)

Verkehrspolizist: Die Anzahl der Unfälle im Straßenverkehr ist nach wie vor zu hoch. Wir haben eine wachsende Anzahl von Verkehrsunfällen mit Personen- und Sachschaden zu verzeichnen. Die Zahl der Getöteten ist gestiegen. Eine bessere Entwicklung ist dagegen bei den Verletzten erkennbar. Mit 657 Personen sind es weniger als im Vorjahr. Der höchste Anteil mit 542 waren leicht verletzt. Die Fußgängerunfälle sind von 105 auf 120 angestiegen, analog ist auch eine negative Tendenz bei Kindern zu verzeichnen. Die Radfahrunfälle…

Lehrer: (leise zum Verkehrspolizisten) Die Kinder sind müde, Herr Ampler. Machen Sie’s mal kurz.

De Kinnings sind mäud, Herr Ampler. Maken S‘ man kort.

Verkehrspolizist: Ja, aber…(dann sieht er die Kinder an und nickt)

Also hört her, in Kürze das Wichtigste! (betont langsam und eindringlich)

  1. Wir gehen grundsätzlich dort über die Straße, wo sie übersichtlich ist, also nicht hinter oder vor einem parkenden Fahrzeug, nicht dicht neben einer Kurve, wo man nicht sehen kann, ob ein Fahrzeug kommt, auch nicht hinter einer Hecke oder einem Busch. Geht lieber ein Stück weiter. Man muss die Straße gut überblicken können. Hm hm. (überlegt) Ja, natürlich geht man am sichersten da über die Straße, wo ein Fußgängerschutzweg oder eine Verkehrsampel ist. Und nur bei grün, versteht sich, aber auch da aufpassen. Also immer gucken, auch wenn ihr grün habt.

Lisa: Das hat doch keinen Zweck.

Dat is doch allens för de Katt.

Jakob: Die Autofahrer sollten mal besser aufpassen Die sind schuld. Die fahren ja sogar, wenn sie besoffen sind.

Verkehrspolizist: Nun ja. Das ist schon wahr. (Pause) Also, auch wenn die Ampel für euch grün zeigt. immer gucken, gucken und nochmals gucken. Lieber ein paar Minuten später ankommen.

(es klingelt) Na dann bis zum nächsten Mal. Auf Wiedersehen. (geht ab)

Lehrer: (im Hinausgehen) Und nicht auf der Straße spielen. Passt gut auf! (ab)

Kinder: (nehmen ihre Taschen und stürmen lautstark hinaus)

Martina und Martin: (bleiben sitzen)

Martina: Du. Martin. Wollen wir beide in das Vergissmeinnicht-Viertel gehen? Vielleicht finden wir die anderen?

Martin: Ich hab auch schon daran gedacht.

Martina: Ob die anderen mitkommen?

Martin: Frag du Melanie, Jakob, Paul und Sebastian. Ich nehme die anderen. Und in zwei Stunden, Punkt vier, treffen wir uns dann an der Kreuzung zum Vergissmeinnicht-Viertel.

(Musik. Beide ab. Stühle und Tisch wegräumen)“

Aber damit ist diese Schatz- und Kindersuche natürlich noch nicht zu Ende, sondern sie geht erst richtig los. Ob die verschwundenen Schülerinnen und Schüler wieder auftauchen? Und wer ist eigentlich dieser geheimnisvolle Verkehrsteufel?

Fragen über Fragen, die sich am besten mit der Lektüre dieses unterhaltsamen Bühnenstücks oder vielleicht sogar mit einer Inszenierung beantworten lassen. Viel Vergnügen beim Lesen, weiter ein schönen und möglichst Taifun freien Herbst, bleiben Sie auch ansonsten weiter vorsichtig, vor allem weiter schön gesund und munter und bis demnächst.

Und natürlich haben Sie es beim Durcharbeiten dieses Newsletters und seiner Sonderangebote gemerkt: Die Landeshauptstadt Schwerin ist inzwischen schon etwas älter als 850 Jahre. Dieses Jubiläum wurde bereits 2010 kräftig gefeiert. Aber ganz schön sagenhaft ist Schwerin immer noch …

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