Einwanderungsfeindliche Haltung hält dem Realitätscheck nicht stand
Ungefähr 20.000 Personen ohne Migrationshintergrund in Deutschland wurden in diesem Zeitraum mehrfach zu ihren Haltungen zur Zuwanderung befragt. Eindeutig zeigt sich ein Trend zu mehr Sorge um den sozialen Zusammenhalt und zu mehr Sympathien für extrem rechte Bewegungen und Parteien im Kontext der starken Zuwanderung 2015. Auf der Ebene von Landkreisen und kreisfreien Städten allerdings gilt ein umgekehrter Zusammenhang: Hohe Zuwanderungsquoten gehen dort mit weniger Angst vor Einwanderung und geringerer Zustimmung für extrem rechte Parteien einher. Ebenfalls nicht beobachten lässt sich in diesen Gebieten, dass Einheimische wegziehen, die Sorge um den sozialen Zusammenhalt zunimmt oder die Bereitschaft abnimmt, durch das Zahlen von Steuern das Gemeinwesen zu stützen. David Brady zieht daraus eine klare Lehre auch für zukünftige Migrationsbewegungen: „Das Beispiel zeigt, dass ausgrenzende Haltungen durch mehr Kontakt abgebaut werden können. Je mehr lokale Begegnungen es gibt, desto weniger greift der allgemeine Diskurs, der Geflüchtete zur Bedrohung macht.“
Einschränkend allerdings muss ein zweites Ergebnis der Studie genannt werden: In Kreisen mit hoher Arbeitslosigkeit ist dieser Mechanismus nicht festzustellen. Hier stößt vielmehr der Zuzug Geflüchteter auf ablehnende Haltungen. Die Forscher schließen aus diesem Befund, dass eine schwierige ökonomische Situation der ideale Nährboden für migrationsfeindliche Einstellungen ist. Die Empfehlung an die Politik liegt auf der Hand: „Entscheiderinnen und Entscheider sollten Geflüchtete dort ansiedeln, wo die Jobperspektiven gut sind, um negative soziale Folgen abzufedern“, erklärt David Brady.
Die Studie ist als WZB discussion paper erschienen: Marco Giesselmann, David Brady, Tabea Naujoks, The Social Consequences of the Increase in Refugees to Germany 2015-2016 (September 2021).
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