Europas Einzelhandelsmärkte finden aus der Krise heraus
- Attraktivitätsindex für 15 europäische Länder erreicht höchsten Wert seit drei Jahren
- Deutschland, Tschechien und Polen bilden das neue Spitzentrio im Index
- Stärkster Anstieg in Spanien
Den europäischen Einzelhandelsmärkten ist im dritten Quartal 2021 der Turnaround gelungen. Der von Union Investment gemeinsam mit der GfK ermittelte Retail Attractiveness Index, der die Attraktivität der 15 wichtigsten Retailmärkte in Europa misst, erholt sich im zweiten und dritten Quartal 2021 spürbar und klettert auf 113 Punkte. Das sind 14 Punkte mehr als zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. Der Retail Index für Europa weist damit den höchsten Wert seit drei Jahren auf. Im dritten Quartal 2018 wurden 115 Punkte gemessen. Seinen bisherigen Tiefststand erreichte der Retail Index im zweiten Quartal 2020 mit 89 Zählern. Bis einschließlich des ersten Quartals 2021 stagnierten die Werte auf unterdurchschnittlichem Niveau. Ein Indexstand von über 100 Punkten signalisiert ein überdurchschnittliches Niveau. „Der jetzt gemessene starke Anstieg zeigt, dass wir die schwierigen Zeiten der Lockdowns hinter uns gelassen haben und dass sowohl Verbraucher als auch Händler wieder deutlich positiver nach vorne schauen“, sagt Olaf Janßen, Leiter Immobilien Research bei Union Investment.
Der zurückkehrende Optimismus lässt sich in den beiden Stimmungsgrößen des Index ablesen. Sowohl die Konsumenten- als auch die Einzelhandelsstimmung legten im Jahresverlauf jeweils um 21 Punkte zu und erreichen mit 109 bzw. 110 Punkten wieder ein überdurchschnittliches Niveau. Als wichtige Stützen wirken im dritten Quartal weiterhin der Arbeitsmarkt (120 Punkte, minus fünf Punkte) als auch der Einzelhandelsumsatz (117 Punkte; plus fünf Punkte).
Gegenüber dem dritten Quartal 2020 verbesserte sich der Index ausnahmslos in allen 15 betrachten europäischen Ländern. „Die Veränderungen liegen überwiegend im zweitstelligen Bereich, was den starken Erholungsprozess unterstreicht“, so Janßen. Der stärkste Anstieg im Jahresverlauf wurde in Spanien (plus 23 Punkte), Polen (plus 17), Frankreich (plus 15) sowie in Portugal und Großbritannien (beide plus 14) gemessen. Auf Länderebene hat Deutschland mit 125 Punkten (plus neun Punkte) seinen Spitzenplatz zurückerobert, gefolgt von Tschechien (123 Punkte) und Polen (121 Punkte). Den vierten Rang belegt Frankreich mit 114 Punkten. Das Schlusslicht bildet nun Schweden mit 98 Punkten. Davor liegen UK mit 104 Punkten und Dänemark mit 102 Punkten.
Wie der europäische Retail Index weist auch der Retail Index Global auf erfreuliche Entwicklungen in den betrachteten Märkten hin. Sowohl Nordamerika als auch die asiatisch-pazifische Region arbeiten sich im dritten Quartal aus der Krise heraus. So klettert der Retail Index für die Nordamerika-Region auf 104 Punkte. Asien-Pazifik liegt mit 97 Punkten noch auf leicht unterdurchschnittlichem Niveau. Mit jeweils 17 Punkten gewinnen die Regionen im Jahresverlauf noch etwas stärker zu als Europa. Der Retail Index Europa hält die beiden anderen regionalen Indizes jedoch weiterhin auf Distanz.
Auf den starken Anstieg des Retail Index Global zahlen durch die Bank weg alle fünf betrachteten Übersee-Märkte ein. Insbesondere gilt dies für Kanada, das mit einem Plus von 33 Punkten die dynamischste Entwicklung sogar über alle weltweit betrachteten Märkte macht und jetzt mit 108 Punkten den Spitzenplatz unter den Übersee-Märkten einnimmt. Gefolgt von Australien (106 Punkte, plus 26), den USA (104 Punkte; plus 15) sowie Korea (102 Punkte; plus 17). Wie im ersten Quartal 2021 ist Japan mit 93 Punkten – trotz eines starken Zuwachses von 15 Punkten – weiterhin das Schlusslicht, sowohl im Retail Index Global als auch im Gesamtranking.
Zur Methodik
Der Global Retail Attractiveness Index (GRAI) von Union Investment bildet die Attraktivität der Einzelhandelsmärkte von insgesamt 20 Ländern in Europa, Amerika und Asien-Pazifik ab. Dabei bedeuten 100 Indexpunkte eine durchschnittliche Bewertung. In den Europa-Index gehen die Indizes der 15 europäischen Länder Schweden, Finnland, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien, Österreich, Niederlande, Belgien, Irland, Portugal, Polen und Tschechien ein, gewichtet mit ihrer jeweiligen Bevölkerungszahl. In den Nordamerika-Index gehen die Indizes der USA und Kanadas ein; der Asien-Pazifik-Index berücksichtigt Japan, Südkorea und Australien.
Halbjährlich vom Marktforschungsunternehmen GfK ermittelt, setzt sich der Global Retail Attractiveness Index aus zwei Stimmungsindikatoren und zwei datenbasierten Indikatoren zusammen. Alle vier Faktoren gehen gleichgewichtet, d.h. mit jeweils 25 Prozent, in den Index ein. In den Index fließt sowohl die Stimmung der Nachfrageseite (Consumer Confidence) als auch die Stimmung der Angebotsseite (Business Retail Confidence) ein. Als quantitative Input-Faktoren werden die Veränderung der Arbeitslosigkeit und die Entwicklung des Einzelhandelsumsatzes (rollierend 12 Monate) in den GRAI einbezogen. Nach Standardisierung und Transformation haben die Input-Faktoren jeweils einen Mittelwert von 100 sowie einen theoretischen Wertebereich von 0 bis 200 Punkte. Dem Index liegen Daten aus aktuellen Quellen von GfK, EU-Kommission, OECD, Trading Economics, Eurostat sowie der nationalen Statistikämter zugrunde. Die dargestellten Veränderungen beziehen sich jeweils auf den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres (Q3 2020).
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