Gemeinsames Wort zum Auftakt der Vesperkirchen-Saison
Auch bei den Vesperkirchen zeigt sich, dass die Corona-Pandemie noch lange nicht ausgestanden ist. Ein Teil der Gemeinden plant, je nach Pandemie-Bedingungen flexibel zwischen Indoor-Bewirtung und reiner Essensausgabe umschalten zu können, um auch in diesem Winter benachteiligte Menschen gut zu unterstützen. Andere Gemeinden sehen von vornherein eine Mischung beider Formate vor.
Bei Rahmenprogrammen und praktischen Hilfen trauen sich viele Gemeinden wieder mehr Normalität zu: Andachten und Gottesdienste bieten die meisten an, aber auch Konzerte, Haareschneiden, diakonische oder ärztliche Beratung, seelsorgerliche Gespräche sowie Zucker- und Blutdruckmessung stehen mancherorts wieder auf dem Programm. Gleich zwei Gemeinden (Sigmaringen und Herrenberg) stellen trotz der Corona-Unsicherheiten zum ersten Mal eine Vesperkirche auf die Beine.
In ihrem gemeinsamen Wort zum Vesperkirchen-Auftakt danken Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July und Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, allen Mitarbeitenden für die zahlreichen „kreativen Ideen in den Vesperkirchen und das hohe Engagement vieler Menschen, um trotz aller Widrigkeiten eine Vesperkirche zu ermöglichen.“ Und beide betonen gemeinsam: „Nur mit ihrem Engagement gelingen die Vesperkirchen.“
Auch die Schirmherrin der Vesperkirche, Gerlinde Kretschmann, hebt in Ihrer Grußbotschaft das Engagement der Ehrenamtlichen hervor, durch das Betroffene „in vielen Gemeinden im Land nicht nur ein warmes Essen, sondern insbesondere auch menschliche Nähe und Zuwendung“ bekämen. Kretschmann weiter: „Menschen zu helfen, die in Armut leben, die einsam sind, die häufig nichts und niemanden haben, ist ein selbstverständliches Gebot der Nächstenliebe, an das gar nicht oft genug erinnert werden kann. Die Vesperkirche steht wie kaum eine andere Einrichtung für diese Botschaft.“
Derzeit sind in Baden-Württemberg bis April 34 Vesperkirchen geplant. In der letzten Vesperkirchen-Saison vor Ausbruch der Pandemie (2018/2019) fanden in Baden-Württemberg 34 Vesperkirchen statt, vier davon in Baden. Zwölf der 34 Vesperkirchen wurden ökumenisch organisiert. In den 30 württembergischen Vesperkirchen haben damals rund 6.600 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer an 575 Vesperkirchentagen rund 170.000 Mahlzeiten ausgegeben. Die vergangene Saison (2020/2021) stand ganz im Zeichen der Pandemie. Einige Vesperkirchen mussten abgesagt werden, viele konnten nur ein stark eingeschränktes Angebot machen.
Vesperkirchen bieten bedürftigen Menschen Verpflegung und einen Ort zum Ausruhen in der kalten Jahreszeit, medizinische und praktische Hilfe sowie menschliche Zuwendung. Auch ehrenamtlich arbeitende Ärzte sind im Einsatz. Andachten und kulturelle Angebote, beispielsweise kostenlose Konzerte, machen die Vesperkirchen zum Ort der Begegnung für Menschen aller Altersgruppen und Gesellschaftsschichten. Die erste Vesperkirche öffnete Mitte der 1990er Jahre in der Stuttgarter Leonhardskirche.
Die Diakonie Württemberg ist die soziale Arbeit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der Freikirchen. Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein Dachverband für 1.400 Einrichtungen mit fast 50.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie begleiten Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 200.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.
Bundesweit sind rund 525.000 hauptamtlich Mitarbeitende und etwa 700.000 freiwillig Engagierte in der Diakonie aktiv. Der evangelische Wohlfahrtsverband betreut und unterstützt jährlich mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland.
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