Heimsieg vor Rekordkulisse
Die Trainingswoche verlief alles andere als optimal. Nach der kräftezehrenden Partie bei Brose Bamberg meldeten sich zu Beginn der Woche neben den verletzten Kelvin Martin und Albert Kuppe drei weitere Spieler (krankheitsbedingt) vom Trainingsbetrieb ab. Hinzu kam eine weitere Verletzung von Osaghae, so dass auf einmal nur noch fünf Spieler zur Verfügung standen. Es war absehbar, dass wieder eine Energieleistung nötig sein würde, um weitere Punkte im Kampf um den Klassenerhalt zu sammeln.
Erstes Viertel mit Höhen und Tiefen
Der Start verlief dann auch alles andere als vielversprechend. Die Würzburger fanden gut ins Spiel und konnten die Verteidigung der Gastgeber ein ums andere Mal durch schnelles Passspiel knacken. Hierbei konnte vor allem Filip Stanic sowohl als Vollstrecker unterm Korb als auch als Assistgeber überzeugen. Nach gerade einmal anderthalb Minuten stand ein wenig Erbauliches 0:7 auf der Anzeigetafel im SNP Dome. Es war Shy Ely vorbehalten, die ersten Heidelberger Punkte per Dreier zu erzielen und die Zuschauer auf Betriebstemperatur zu bringen.
Doch trotz der zunehmenden Unterstützung von den Rängen, waren es die Gäste aus Franken, die weiter den Ton angaben. Ihr Run endete nach einem erfolgreichen Dreier des polnischen Nationalspielers Gielo im zwischenzeitlichen 7:17 (6. Minute). Es schien, als könnten die Würzburger der Partie ihren Stempel, ihren Spielstil mit schnellen Abschlüssen aufzwingen.
Auf eines kann sich Coach Frenki allerdings immer verlassen: auf den unbedingten Willen und den Glauben seiner Spieler, jede noch so schwierige Situation durch Kampfgeist zu ihren Gunsten drehen zu können. So erarbeiteten sie sich auch dieses Mal durch einen beeindruckenden 10:0 Lauf und angepeitscht vom Publikum den Ausgleich. Das Viertel endete dennoch mit einem 17:21 Rückstand.
Die Vorentscheidung?
Auch wenn das erste Viertel mit einem Rückstand endete, so konnte man trotzdem erkennen, dass Heidelberg in der Partie angekommen war. Wäre da nicht der bereits angesprochene Tomas Gielo, so wäre man vermutlich bereits früher in Führung gegangen. So aber versenkte der Pole immer wieder einen seiner lupenreinen „nothing but net“ Dreier, was die Gastgeber immer wieder auf Distanz hielt. Doch auch er konnte die hungrigen Akademiker, bei denen die Scoringmaschinerie trotz etlicher vergebenen Freiwürfe nun richtig anlief, nicht im Alleingang stoppen. Beim 9:0 Run zur 30:26 Führung übernahm jeder Beteiligte auf dem Feld Verantwortung, was es dem Gegner zunehmend schwerer machte, sich in die Partie zurückzukämpfen.
Zwar konnten die Kurpfälzer sich in dieser Phase noch nicht entscheidend absetzen, da offensiv bei den Gästen nun auch wieder mehr zusammenpasste. Kurz vor Ende des zweiten Viertels besorgte Jordan Geist jedoch durch einen Fastbreak-Korbleger die neun Punkte Führung. Diese konnte allerdings nicht mit in die Halbzeitpause genommen werden, da auch der zweite Neuzugang der Barockstädter Kerron Johnson einen Korbleger im Korb unterbringen und somit auf 43:36 verkürzen konnte. Die zweiten zehn Minuten gingen also mit 26:15 an die Heimmannschaft.
Ein wahrer Krimi mit Happy End
In der Pause muss Coach Frenki die richtigen Worte gefunden haben, denn seine Jungs kamen wach und engagiert verteidigend aus der Kabine. Manch ein Zuschauer mag die Anfangsphase der zweiten Halbzeit als fahrig empfunden haben. Vielmehr war es aber wohl auch dieser unbändige Wille, jedem Gegner das Leben schwer zu machen, der darin resultierte, dass Würzburg über 4 Minuten ohne Punkte blieb. Vor diesem Hintergrund wog auch die eigene Ineffizienz im Angriff (zwei Punkte in fünf Minuten) nicht sonderlich schwer. Nach und nach konnten die niemals aufgebenden Gäste jedoch den Rückstand verkürzen und es schien fast, als würden die Gastgeber kräftemäßig nicht mehr Paroli bieten zu können. Ausgerechnet Aigars Skele, der bis zu diesem Zeitpunkt eine Trefferquote von 0/9 aufwies, setzte mit einem Dreier Buzzerbeater den Schlusspunkt unter ein Viertel, welches die Würzburger auf 55:54 in Schlagdistanz brachte.
Diese witterten nun ihre Chance und begannen das letzte Viertel wild entschlossen, das Ruder herumzureißen. Stanic und erneut Skele sorgten für eine Dreipunkte-Führung, die Ely zwar wieder egalisieren konnte. Doch da gab es ja noch diesen Tomasz Gielo, der sträflich frei stehend, der Leser ahnt es bereits, per Dreier nachlegte. Die zahlreich mitgereisten Würzburger Fans sahen ihr Team bestimmt schon auf der Siegerstraße angekommen. Das Momentum schien gekippt. Eine erneut kämpferisch bravouröse Leistung, in der jeder Heidelberger Spieler sich für den anderen einsetzte und um jeden Ball fightete, ermöglichte einen kaum mehr für möglich gehaltenen 8:0 Lauf, welcher gleichbedeutend mit der Vorentscheidung in dieser Partie war. Ein eiskalter Dreier von Jordan Geist zum 73:64 ließ die Hütte endgültig brennen und den Sieg nicht mehr in Gefahr geraten.
Es zeigte sich in der entscheidenden Phase unter anderem, wie wertvoll ein Spieler wie Kelvin Martin für die Mannschaft noch werden kann, wenn er bei voller Gesundheit ist. Seine Arbeit beim Rebound und in der Verteidigung sowie seine Fähigkeit Publikum und Mitspieler zu elektrisieren, kamen in diesen Minuten zum Vorschein und ließen den Gegner spüren: heute bleiben die Punkte in Heidelberg! Dass auch Lowery die Kommunikation mit dem Publikum beherrscht, und zunehmend besser in Form kommt, dürfte zudem positiv für den weiteren Verlauf der Saison stimmen.
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