Gesundheit & Medizin

Warum stillen das Beste für Baby und Mutter ist

Unter dem Motto „Stillen. Unser gemeinsamer Weg“ liegt der Fokus der Weltstillwoche in diesem Jahr auf der Unterstützung Stillender. Denn: Eine stillfreundliche Umgebung erleichtert Mutter und Kind das Stillen und ermöglicht es, diese besondere Zeit entspannter zu erleben. Aber diese Form der Ernährung ist nicht nur innig und stärkt die Bindung zwischen Mutter und Säugling, es hat für beide viele positive Auswirkungen. Daher ist für die Expert:innen der Asklepios Geburtshilfen die Förderung des Stillens eine Herzensangelegenheit – und zur Weltstillwoche haben sie Tipps rund um diese wichtige Lebensphase zusammengestellt. ­

Doch warum überhaupt Stillen? Für PD Dr. Holger Maul, Chefarzt der Asklepios Geburtshilfen in den Kliniken Barmbek und Wandsbek, sind die Vorteile eindeutig: „Stillen stärkt das Immunsystem des Kindes auf mehrfache Weise, versorgt es optimal mit Nährstoffen und ist darüber hinaus auch für die Mutter sehr gesund: Es verringert nicht nur das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs, Osteoporose und Herz-Kreislauferkrankungen, sondern fördert durch die Ausschüttung von Hormonen auch das Wohlbefinden der Mutter. Außerdem gibt es für die enge Bindung zwischen Mutter und Kind nichts Besseres!“
 
Chefarzt Maul, der selbst geprüfter Still- und Laktationsberater ist, legt deshalb großen Wert darauf, allen Frauen schon im Kreißsaal ein erstes Anlegen zu ermöglichen und so das frühe Bonding (Bindung zwischen Mutter und Kind) zu fördern. Hier endet die Unterstützung aber nicht: „Dass wir in den Kliniken stillfreundlich sind, ist selbstverständlich – wir wünschen uns aber, dass die jungen Mütter auch nach dem Klinikaufenthalt weiter stillen. Deswegen beraten wir sie auch dazu, wie sie das Stillen in den Alltag integrieren können, und geben Tipps zu Hilfestellungen und Unterstützungsmöglichkeiten.“
 
Dazu gehört auch die Kommunikation rund ums Stillen – denn Freundeskreis und insbesondere Familie bilden den Kern eines stillfreundlichen Umfelds: Mit praktischer Unterstützung im Alltag können sie die Mutter entlasten und ihr die Ruhe verschaffen, die gerade zu Beginn der Stillbeziehung wichtig ist. Ältere Geschwisterkinder brauchen in diesem Zusammenhang besonders viel Aufmerksamkeit – denn nicht selten sind sie eifersüchtig auf die enge Bindung zwischen Mutter und neuem, gestillten Geschwisterchen.
 
„Wenn ein Kind das erste Mal die Geburt eines Geschwisterchens erlebt, ist das eine aufregende Situation. Die Asklepios Klinik Nord ist als babyfreundlich zertifiziert, was bedeutet, dass wir die Familie als Ganzes bei der Geburt eines Babys im Fokus haben“, sagt die Chefärztin der Geburtshilfe der Asklepios Klinik Nord, Heidberg, Dr. Kornelia Gbur. „Wir versuchen allen Eltern, wenn gewünscht, ein Familienzimmer anzubieten und haben auch während der Hochphase der Corona-Pandemie immer alle Mitglieder der Kernfamilie – also Väter bzw. Co-Mütter und Geschwister – eingeladen, das neu geborene Baby schon in den ersten Lebenstagen zu begrüßen. So entsteht ein starkes Band zwischen allen Familienmitgliedern und Stillen wird als natürlicher Bestandteil des Lebens mit Baby wahrgenommen.“ Und Andrea Gehrke, Stationsleiterin auf der Geburtsstation, ergänzt: „Wenn gerade ältere Geschwister ab einem Alter von vier bis fünf Jahren darüber hinaus verstehen, wie wichtig Stillen für Mama und neue Schwester/neuen Bruder ist, kann die Eifersucht, die manch größere Geschwister empfinden mögen, eingedämmt werden. Zur Weltstillwoche besucht eine Laktationsberaterin daher auch unsere Kita Nordlichter und bespricht mit den dortigen Vorschulkindern, dass nicht nur Menschen, sondern alle Säugetiere stillen, damit ihr Nachwuchs in den ersten Lebenswochen und -monaten die Nährstoffe und Nähe zur Mutter erhält, die überlebenswichtig sind. Darüber hinaus wird erklärt, wie gut Geschwister die stillende Mama unterstützen können, etwa, indem sie dafür zuständig sind, ihr ein Glas Wasser zum Stillen zu reichen. Wir setzen also auf praktische Stillunterstützung der Mütter und auf Aufklärung und Integration der anderen Familienmitglieder, insbesondere der Geschwister.“
 
Doch so förderlich und schön die Stillzeit auch sein kann: Irgendwann geht sie zu Ende. Damit dieser Übergang für Mutter und Kind möglichst entspannt gelingt, ist der wichtigste Tipp von Katrin Schwien, Stillbeauftragte im Perinatalzentrum der Asklepios Klinik Altona: „Lassen Sie sich Zeit!“ So wie eine Stillbeziehung zu Beginn erst wächst, darf sie auch zu Ende gehen – mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), an der sich alle Still-und Laktationsberater:innen IBCLC orientieren, ist es, die ersten sechs Lebensmonate ausschließlich zu stillen. Zeigt das Kind dann wichtige Reifezeichen, kann man langsam mit Beikost starten. „Im zweiten Lebenshalbjahr ergänzt die Beikost die Stillmahlzeiten“, beschreibt Katrin Schwien den gemeinsamen Übergang. Weiterstillen kann man dennoch bis weit über den zweiten Geburtstag hinaus, „solange Mutter und Kind das möchten.“ In der Übergangsphase und nach dem Beenden der Stillzeit ist es wichtig, die eigene Brust und die Verdauung des Kindes im Blick zu behalten. „Um einen Milchstau beim Abstillen zu vermeiden, können Frauen die Brust kühlen, Salbeitee trinken und bei Bedarf auf homöopathische Mittel zurückgreifen“, ergänzt Katrin Schwien aus Altona. Und ganz viel Kuscheln, denn Stillen ist eben mehr als Nahrungsaufnahme. Auf dem gemeinsamen Stillweg werden Wurzeln geschaffen, die Kinder weit über die Stillzeit hinaus begleiten.

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