Aktuelle Daten zu den Kosten im Biomilchsektor zeigen schwierige Einkommenssituation der ErzeugerInnen
Im Schnitt der Jahre 2016/17 bis 2020/21 zahlten die BiomilchproduzentInnen allein für die Betriebsmittel und den allgemeinen Betriebsaufwand ohne Arbeitskosten durchschnittlich 51,98 ct/kg. So verblieben nur 8,07 Cent pro Kilogramm Milch für die eingesetzte Arbeitszeit von BetriebsleiterIn und Familienkräften. Umgerechnet bedeutet das, dass die ErzeugerInnen lediglich 34% des in der Kostenberechnung festgelegten Einkommensansatzes nach Tarifstandard als Einkommen erhalten. Sozial und wirtschaftlich nachhaltig ist Biomilch gemäß dieser Fakten also auf keinen Fall.
Die Ergebnisse zu den Milcherzeugungskosten im deutschen Biomilchsektor stammen vom Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) und werden jährlich aktualisiert.
Bio-Milch-Marker-Index
Der Bio-Milch-Marker-Index (Bio-MMI) zeigt die Entwicklung der ökologischen Milcherzeugungskosten auf. Für das Wirtschaftsjahr 2020/21 hat der Bio-MMI einen Wert von 96, d. h. die Produktionskosten für deutsche BiomilcherzeugerInnen sind im Vergleich zum Basisjahr 2015/16 (2015/16 = 100) um vier Prozent zurückgegangen.
Preis-Kosten-Ratio (Unterdeckung)
Die Preis-Kosten-Ratio verdeutlicht, inwieweit die gezahlten Erzeugerpreise die Milchproduktionskosten auf biologischen Milchviehbetrieben decken. Für das Wirtschaftsjahr 2020/21 haben die ErzeugerInnen nur 76 % ihrer Produktionskosten über den Milchpreis erwirtschaftet; die Unterdeckung der Kosten betrug somit 24 %.
Studie zu den Produktionskosten acht wichtiger Milcherzeugungsländer
Nicht nur für die ökologischen, sondern auch für den Durchschnitt aller Milchviehbetriebe werden regelmäßig Kostenberechnungen durchgeführt. Auch dort wird deutlich, dass MilcherzeugerInnen keine kostendeckenden Milchpreise erhalten. Die Berechnungen der Milchproduktionskosten für Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Litauen, Luxemburg und die Niederlande für das Jahr 2019 finden Sie hier.
Kosten der Milchproduktion chronisch unterdeckt – was schafft Abhilfe?
Das European Milk Board (EMB) schlägt die gesetzliche Verankerung eines Kriseninstruments vor, um der chronischen Unterdeckung entgegenzuwirken. Das Marktverantwortungsprogramm (MVP) beobachtet und reagiert auf Marktsignale beispielsweise durch eine temporäre Anpassung der Produktion in Krisenzeiten. Sehen Sie hier eine kurze Beschreibung des Marktverantwortungsprogramms des EMB.
Das European Milk Board (EMB), der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) und die MEG Milch Board haben das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) beauftragt, die Erzeugungskosten für Biomilch zu untersuchen und jährlich zu aktualisieren. Diese Analysen stellen eine wichtige Ergänzung zu dem seit 2013 erscheinenden Milch-Marker-Index (MMI) und den vom EMB herausgegebenen Gutachten zu den allgemeinen Milcherzeugungskosten in verschiedenen EU-Mitgliedstaaten dar.
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