Energie- / Umwelttechnik

Bewegung beim Thema globaler Kohleausstieg

Ein weltweiter Ausstieg aus der besonders klimaschädlichen Kohleverstromung kommt langsam in Sicht. „Bei diesem für die internationale Klimapolitik drängenden Thema gibt es wichtige Impulse“, kommentiert Jan Steckel vom Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) zum Abschluss der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow. „Die britische Regierung hat das gut vorbereitet: Sie hat zunächst 2017 die Powering Past Coal Alliance mitbegründet und nun als Gastgeberin viel dafür getan, dass das Thema breiten Raum einnahm.“

Vier High-Level-Ankündigungen unmittelbar vor und auf der COP26 sind dabei besonders beachtenswert, urteilt Steckel, der am MCC die Arbeitsgruppe Klimaschutz und Entwicklung leitet und mit seinem Team in vielen Forschungs- und Beratungsprojekten zum Thema Kohlenutzung/Kohleausstieg engagiert ist. Erstens trocknet die Finanzierung aus: „Chinas Ankündigung, im Ausland keine Kohlekraftwerke mehr zu bauen, erspart der Welt je nach Umsetzung in den nächsten Jahrzehnten zwischen 8 und 12 Milliarden Tonnen an CO2-Emissionen.“ Zweitens verpflichteten sich nun auch Länder, die bisher stark auf neue Kohlekraftwerke setzten, zum Beispiel Indonesien, Vietnam und Südkorea, mittelfristig auszusteigen.

Drittens hat mit der Asiatischen Entwicklungsbank ein wichtiger Akteur ein Konzept vorgelegt, wie die aktuelle Kohlekapazität verringert werden kann: Sie schlägt vor, Kraftwerke aufzukaufen und dann vorzeitig stillzulegen. Das vierte wichtige Signal, so Steckel, ist die auf der COP erfolgte Ankündigung der USA, Großbritanniens, Deutschlands und weiteren Staaten, Südafrika bei einer sozial ausbalancierten Energiewende zu helfen. „Schwellenländer mit einem hohen Anteil an Kohle wissen jetzt: Der Westen lässt uns bei der schwierigen Mission, einen Ausstieg politisch und ökonomisch durchzusetzen, nicht allein.“

Wie man allgemeine Klimaziele in konkrete Politik übersetzt, die eine Energiewende weg von der Kohle gewährleistet – das ist für die nächsten Jahre eine Kernfrage, vor allem in Ländern des globalen Südens. Das MCC forscht und berät zu Politikoptionen für Kohleausstieg in diesen Ländern. Vier Policy Briefs beleuchten nun die Perspektiven von vier Schlüsselstaaten, nämlich Indien, Indonesien, den Philippinen und; sie sind erstellt im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts PEGASOS.

Würden alle weltweit betriebenen, in Bau befindlichen und geplanten Kohlekraftwerke bis zum Ende ihrer ökonomisch erwarteten Lebenszeit laufen, würden sie rund 300 Milliarden Tonnen CO2 ausstoßen. „Dies würde das verbleibende CO2-Budget nahezu aufbrauchen, das mit einer Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad kompatibel ist, und selbst das 2-Grad-Ziel geriete in Gefahr“, warnt Steckel. „Für die nächsten Jahre ist es wichtig, dass die vier High-Level-Ankündigungen konkrete Maßnahmen nach sich ziehen – auch wenn sie von Land zu Land unterschiedlich aussehen könnten und nicht zwangsläufig sofort zum Abschalten von Kohlekraftwerken führen.“ Für Alternativen, vor allem den Ausbau erneuerbarer Energien, muss genug staatliches und privates Kapital in ärmere Länder fließen. „Diese Investments zahlen sich aus. Klimaschutz ist viel preiswerter als das Beseitigen von Klimakatastrophen-Schäden.“

Weitere Informationen:

  • Die zweiseitigen, englischsprachigen Policy-Briefs des MCC im Rahmen des PEGASOS-Projekts sind abrufbar über die folgenden Links: Indien | Indonesien | Philippinen | Vietnam
  • Zwei von Jan Steckel mitverfasste Gastkommentare zu China und Kohlefinanzierung im Ausland finden sich hier (Englisch, East Asia Forum) und hier (MCC Common Economics Blog, zuerst erschienen im „Handelsblatt“).
  • Das vom MCC auf der COP26 veranstaltete Side-Event zu Politik-Ansätzen für den Kohleausstieg („The Political Economy of Coal and its Implications for Clean Energy Transitions") kann man sich hier
Über Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH

Das MCC erforscht nachhaltiges Wirtschaften sowie die Nutzung von Gemeinschaftsgütern wie globalen Umweltsystemen und sozialen Infrastrukturen vor dem Hintergrund des Klimawandels. Unsere sieben Arbeitsgruppen forschen zu den Themen Wirtschaftswachstum und -entwicklung, Ressourcen und Internationaler Handel, Städte und Infrastrukturen, Governance sowie wissenschaftliche Politikberatung. Das MCC ist eine gemeinsame Gründung der Stiftung Mercator und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

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