Buchtipps: Kritische Auseinandersetzungen mit Religion
Berndt Bleckmann hat sich auf die Spur einer Frau mit einem außergewöhnlichen Lebensweg begeben: Eine Nonne beginnt nach vielen Jahren in einem Benediktinerinnenkloster ein neues Leben in einem indischen Ashram. In „Guru statt Jesus“ (ISBN 978-3-95716-321-9, Verlag Kern) analysiert Bleckmann die Autobiografie der Frau, die sich nach ihrem Eintritt in die Sektenkolonie Radham Soami Satsang im indischen Beas (Punjab) Shraddha Liertz nennt. Er beleuchtet ihren Weg aus psychologischer Sicht und wirft viele Fragen auf. Ein spannendes und aufschlussreiches Sachbuch für kulturell, religiös und psychologisch Interessierte gleichermaßen. Wie kann es geschehen, dass intelligente und einsichtsfähige Menschen ihre Autonomie, ihre Individualität und Würde freiwillig ablegen? Was geschieht in einer religiösen Gruppe, die ihre Mitglieder zu einer gleichgeschalteten Einheit formt?
Die Frau aus einer oberbayerischen Kleinstadt ist eine ernsthafte und emotionale Gottsucherin. Sie meditiert, erlebt mystische Ekstasen. In Indien begegnet sie Mutter Teresa, dient dem indischen Katholizismus und studiert brahmanische Lehren, bis sie in den Bannkreis eines Gurus gerät, den sie für Jesus hält.
Berndt Bleckmann versucht, die Höhen und Tiefen, die Euphorien und Depressionen, die sie in ihrer Autobiografie schildert, psychologisch-naturwissenschaftlich zu verstehen. Insbesondere beschäftigt ihn die Frage, was Menschen dazu bringt, ihren Glauben, ihre Moral und ihre Selbständigkeit so weit aufzugeben, dass sie lieber für ihren Guru sterben würden, als an seinen Worten zu zweifeln.
2500 Meinungen über Gott – In „Denker Zweifler Atheisten“ (ISBN 9783957161178) sammelte Hans-Jürgen Ferdinand Zitate aus drei Jahrtausenden, von Konfuzius bis Gregor Gysi. Philosophen und Theologen, Schriftsteller, bekannte und unbekannte Menschen äußern sich zu Gott und seinem irdischen Bodenpersonal, zur Bibel und verschiedenen Religionen, zu Evolution, Sexualität, Weltuntergang, dem Sinn des Lebens und den Vorstellungen zum Tod. Die unterschiedlichen, zum Teil gegensätzlichen Aussagen regen zum Nachdenken über Normen und Werte an.
Wem das über 800-seitige Werk „Denker – Zweifler – Atheisten“ zu dick ist, kann auf eine kompakte Zusammenfassung zurückgreifen. Unter dem Titel „Politik neu erfinden – Visionen zur Weltethik und Weltregierung“ (ISBN 978-3-957161-796) sind vor allem jene Zitate zusammengefasst, die Hans-Jürgen Ferdinands religionskritische Haltung stützen, und die die Allmachts- und Herrschaftsansprüche jeglicher Religion in Frage stellen. Ferdinand entwickelt in „Politik neu erfinden“ Visionen einer Weltethik und Weltregierung. Er vertritt die Auffassung, dass Religionen von den Mächtigen missbraucht werden, um die breite Masse der Menschen unmündig zu halten. Völker führen Kriege und bringen sich im Namen ihrer Religion gegenseitig um. Stattdessen plädiert er für ein Wertesystem, das sich nicht auf Religion stützt. Aus einer atheistischen Überzeugung heraus sucht er in „Politik neu erfinden“ eine Gesellschafts- und Lebensform, die nicht auf Religion begründet ist, und fordert Gleichgesinnte dazu auf, eine tiefgreifende weltweite Solidargemeinschaft anzustreben.
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