COP26 in Glasgow: Seeschifffahrt will ihre Klimaschutz-Ziele verschärfen
Der VDR ist eines der größten Mitglieder bei ICS, der Dachvereinigung der nationalen Reederverbände, die 80 Prozent der Weltschifffahrt repräsentiert. Maßgeblich auf sein Betreiben hin war der Beschluss zur Klimaneutralität der Schifffahrt zustande gekommen: „Deutschen Reedern kommt eine wichtige, treibende Rolle im maritimen Klimaschutz zu. Wir unterstützen deshalb nicht nur eine Verschärfung der Klima-Ziele für die Schifffahrt, wir haben diesen Meilenstein selbst miterarbeitet“, erläuterte Hartmann.
Derzeit ist die Weltschifffahrt, die global 90 Prozent der Waren transportiert, laut IMO für gut zwei Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Die Unterorganisation der UN hatte schon 2018 für die Seeschifffahrt als eine der ersten Industrien eindeutige Klima-Ziele verabschiedet. Danach soll der CO2-Ausstoß bislang bis zum Jahr 2050 um 50 Prozent reduziert werden. Hartmann: „Klimaschutz erlaubt keinen Aufschub mehr, das belegt auch der jüngste Bericht des internationalen Klimarates IPCC. Die Schifffahrt nimmt dies auf und setzt sich nun selber den Kurs, schon 2050 klimaneutral zu sein. Wir hoffen alle Teilnehmer der maritimen Transportkette, aber insbesondere auch die Staaten werden uns bei dieser großen Aufgabe umfassend unterstützen.“
Mit ihrem Antrag erkenne die Schifffahrt die dringende Notwendigkeit an, die Zeitpläne für die Dekarbonisierung zu beschleunigen. „Unsere Aufforderung an die Mitgliedsländer der IMO ist ein deutliches Signal, dass wir als Schifffahrt jetzt proaktiv Tempo machen“, sagte der VDR-Präsident. Die Annahme eines Netto-Null-Ziels durch die IMO würde das von der Branche und von Energieversorgern, Schiffsbauern und Motorenherstellern angestrebte starke Signal senden, damit Investitionen in grüne Kraftstoffe und Technologien beschleunigt und skaliert werden können.
Der VDR-Präsident betonte erneut, dass für Klimaneutralität in der Seeschifffahrt allerdings Optimierungen an Schiffen und bei ihrem Betrieb nicht ausreichen würden, sondern eine Revolution bei den Treibstoffen nötig sei – sowohl, was Entwicklung als auch weltweite Verfügbarkeit angehe: „Grundsätzlich gilt: Nicht der Motor ist das Problem, sondern der Brennstoff.“
Die Idee, Verbrennungsmotoren abzuschaffen, sei für die Schifffahrt nicht praktikabel. Batterieoder Brennstoffzellenantriebe wären lediglich für küstennahe Fährverkehre einsetzbar, nicht für die große Fahrt. Hartmann: „Noch ist aus unserer Sicht offen, ob etwa Methanol, Ammoniak oder andere, aus grünem Wasserstoff hergestellte Treibstoffe Schiffe künftig antreiben werden. Zudem müssen alle Akteure in der Logistikkette in die Pflicht genommen werden. Nur am Schiff anzusetzen, greift zu kurz.“
„Um unser ehrgeiziges Ziel zu erreichen, braucht es finanzielle Unterstützung und einer umfassenden Förderstruktur weltweit – von der IMO, in der EU, aber auch in Deutschland von der neuen Bundesregierung“ sagte der VDR-Präsident abschließend: „Wir müssen gemeinsam die Forschung und Entwicklung marktfähiger alternativer Treibstoffe vorantreiben. Als Industrie sind wir bereit, dafür eine Abgabe auf jede Tonne Treibstoff zu zahlen – auch diesen Vorschlag haben wir bei der IMO eingereicht. Damit dürfte auch dem letzten Kritiker deutlich werden, wie ernst wir es mit dem Klimaschutz meinen.“
In Glasgow will sich die Weltschifffahrt an diesem Wochenende am Rande von COP 26 bei einer von ICS organisierten Dekarbonisierungskonferenz treffen. „Shaping the Future of Shipping“ wird am kommenden Samstag hochrangige Persönlichkeiten aus Schifffahrt, Klimaschutz, dem Energiesektor sowie Politiker zusammenbringen, um gemeinsam zu beraten, wie der Klimaschutz für die Branche noch schneller vorangebracht werden kann. Aus Deutschland nimmt unter anderem Hapag-Lloyd-CEO Rolf Habben Jansen auf der Konferenz teil.
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) vertritt die gemeinsamen wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen der deutschen Reedereien auf der Ebene des Bundes und der Länder sowie gegenüber europäischen und internationalen Instanzen. Der VDR wurde 1907 gegründet und hat sich 1994 mit dem Verband der Deutschen Küstenschiffseigner zusammengeschlossen. Mit rund 200 Mitgliedern vertritt der VDR den größten Teil der deutschen Handelsflotte. Mehr Informationen unter www.reederverband.de.
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